Vom Schmarotzer zum Helfer in der Not - Wende in der Berufswahl

Das ist eine echt interessante Geschichte, die mir ein Freund erzählte. Sein Enkel, nennen wir ihn Chris, wollte nach bestandenem Abitur zur Bundeswehr. Er hat mit ihm darüber oft gesprochen und auf die Konsequenzen aufmerksam gemacht. Denn wenn es wirklich zu einem Kampfeinsatz irgendwo kommen sollte, dann schießen die anderen nicht mit Erbsen. Er muss Menschen töten und kann getötet werden. Er hört gestandene Männer als Verwundete schreien, wenn sie es noch können, und nach Mama rufen. Verbrannte und verstümmelte Menschen, auch unschuldige Zivilisten, sogenannte Kolateralgeschädigte werden seinen Weg säumen. Nein, auch eine Friedensdemonstrationen mit  Schild, dass auf einen klugen Kopf kein Stahlhelm passt, wie Einstein sagte, und Chris ist nicht dumm, hat ihn lange nicht von seiner Berufswahl abgebracht.
Mein Freund hat ihm auch gesagt, dass es achtbar sein kann, wenn er uns und 
unsere Heimat mit der Waffe in der Hand verteidigen sollte. Er soll sich aber von Pistorius nicht einreden lassen, dass es ehrenvoll ist, den Heldentod irgendwo zu sterben. Und die Ukraine ist meilenweit entfernt von seinen und meinen  Werten. Denn was steht auf dem Plakat, das bei der jüngsten Friedensdemo am Brandenburger Tor gezeigt wurde. An Waffen verdienen die Reichen, wir Normalbürger liefern die Leichen. Aber so lange niemand uns angreift, und es ist weit und breit trotz der Hasspropaganda von Politik und Medien gegen Russland Niemand zu sehen, liegen alle Uniformierten der Bundeswehr mir und uns allen auf der Tasche. Soldaten schaffen nichts, null Komma nichts. Sie bauen keine Häuser oder Brücken, sie forsten keine Wälder auf, im Gegenteil, ihre Panzer zerpflügen die Natur. Ja, sie pflügen keine Felder und säen kein Getreide und heilen auch keine Kranken. 

Ihre Waffen, so sie nicht zum Einsatz kommen müssen, verrosten oder werden denen verkauft, die den Frieden stören und für ihre Ziele Kriege führen, um wiederum die Waffenproduktion anzukurbeln. Waffen schaffen kein Sozialprodukt. Unsere Wirtschaft kränkelt, Tausende werden entlassen, Unternehmen wandern ins Ausland ab und Sozialleistungen werden gekürzt. Nur die Rüstungskonzerne bescheren ihren Aktionären Supergewinne, solange Politik es will, nicht verteidigungsbereit, sondern kriegstüchtig zu werden. 

Hitlers Denkschrift zum Vierjahresplan gilt in der Geschichtsforschung als Schlüsseldokument für seine Kriegspläne

So ähnlich klang es in Deutschland schon einmal 1936 und ich kann mich noch erinnern, wie das endete. Das Haus, in dem wir wohnten, wurde zerbombt. In Dresden sind wir nur durch Glück nicht im Phosphorbombenhagel verbrannt. Mein Vater kam aus dem Krieg nicht zurück wie viele Männer im Familienkreis, wir hungerten und  froren, hatten Krätze und Läuse und ließen keine Kinderkrankheit aus..

All das weiß Chris natürlich. Ob ihn das jetzt dazu gebracht hat, seinen Berufswunsch zu ändern, das hat er wohl nicht gesagt. Vom  Balkenkreuz zum Roten Kreuz. Vielleicht ist es auch sein Glaube, denn selig sind die Friedfertigen. Nur, dass er nun nach dem ABI eine dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter machen will. Er weiß nicht, was er meinem Freund damit für eine Freude macht. Einen so schweren, sinnvollen und geachteten und weit unterbezahlten Beruf zu erlernen, jedenfalls im Verhältnis zu Soldaten, das ist aller Ehren wert. 

Ich, dem der Krieg den Vater und erste Kindheitsjahre gestohlen hat auf der Friedensdemonstration am 13. September am Brandenburger Tor

Ja, es ist ein schöner Zufall, dass ich diese Geschichte ausgerechnet heute erfahren habe, am 21. September, dem Internationalen Welt-Friedenstag. Vor 44 Jahren sagte der Friedensnobelpreisträger Willy Brandt, aber darauf pfeifen heute seine Genossen Klingbeil und Co., „Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts.“ Ich werde nicht nachlassen, unserer Grundgesetz ernst zunehmen, in dem es heißt "...die Verantwortung des deutschen Volkes, dem Frieden zu dienen..."  Sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.

Fotos: Autor, Archiv, Cartoons Schwarwel

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