Eine Milchmädchenrechnung von Frau Formazin

Die Kreistagsabgeordnete und gleichzeitiges Mitglied unserer Gemeindevertretung, Frau Oda Formazin, wird nicht müde zu betonen, dass nicht die wachsende Zahl der Ahrensfelder Einwohner den Verkehr belasten, sondern vor allem die Durchfahrende von und nach Berlin, also der Transit, wie sie sagt. Erstaunlich für eine Frau, die beruflich genau rechnen muss. Denn das ist so vereinfacht absolut falsch, auch wenn Verkehrsgutachten den Ahrensfeldern nur lumpige acht (8) Prozent am Verkehrsgeschehen zuschreiben. Nehmen wir nur das von der evangelischen Kirche geplante Neubaugebiet zwischen Ulmenallee und Lindenberger Straße, ein kleines Dorf, doppelt so groß wie Mehrow. 

Die tausend Neubürger lassen sich statistisch auf etwa 300 Familien herunter rechnen. Nach bisheriger offizieller Bundesstatistik entfielen auf einen Privathaushalt im Jahr 2020 rund 1,14 Pkw. Ungefähr ein Drittel der Haushalte nutzt das Auto täglich, zur Arbeit, hin und zurück, zum Einkaufen, zur Kita oder Schule, zum Arzt usw. Also rund 300 PKW zweimal täglich auf der Lindenberger Straße. Aber das ist noch nicht alles. Am vier Tagen kommen zwei bis drei Postautos. Wenn auch elektrisch, so nehmen sie doch am Verkehr teil. Die Paketboten rechnen wir mit 30 am Tag, also rund 150 meist Transporter die Woche mit Ein- und Ausfahrt aus dem Wohngebiet. Das trifft übrigens auf alle Dienstleister zu.

Auch Handwerker werden benötigt, klein gerechnet, denn es sind neue Häuser, 20 in der Woche. Aber nun dürfen wir die Ver- und Entsorgung nicht vergessen, oft mit schweren LKW der Barnimer Dienstleistungsgesellschaft. Das sind alle drei Wochen Papier mit der blauen Tonne, Haushaltsmüll und die Gelben Tonnen und alle 14 Tage die Bioabfälle. Hinzuzählen müssen wir aber noch die täglichen Pflegedienste, denn die Kirche hat das soziale Anliegen, auch altersgerechte Wohnungen zu bauen. Plus Straßenreinigung, Verwandtenbesuche, Rettungsdienste, Heizungswartung und was nicht noch so alles auf den Straßen herumfährt. Das sind einige tausende Fahrzeugbewegungen täglich mehr, oft dann noch über die ebenfalls hoch frequentierte Dorfstraße. Und wenn erst der Halbstundentakt der R 25 kommt, werden sich die Einbieger in die Lindenberger Straße nur aus gutem Willen aller genervten Verkehrsteilnehmen in den permanenten Stau einreihen dürfen. Fest wie das Amen in der Kirche steht mehr Stau, mehr Lärm, mehr Feinstaub für die anliegenden Bewohner, so schön sich das offizielle Behörden rechnen lassen. Natürlich wird der Transitverkehr auch zunehmen, wenn die Krankenschwester aus Hellersdorf nach Buch durch unsere Gemeinde fährt. Aber jedes neue Wohngebiet, und schon sieht es so aus, dass an der Birkholzer Allee auf Ackerland eine neue Siedlung entstehen soll, da wird wohl auch der Protest der Lindenberger wenig daran ändern, verschärft das Verkehrsproblem, dass ein psychologisches und ein ernstes Gesundheitsproblem ist. Eine weitere ernste Frage wäre der Ressourcenverbrauch, zuallererst von landwirtschaftlicher Nutzfläche, von Wald und Weiden, aber auch von Wasser oder der Anfall von Müll. Aber das ist schon ein anderes Thema.

Und da hilft auch nicht der ständige Verweis der Verwaltung, dass die Mehrheit der Straßen Landes- und Bundeshoheit haben. In unserer Gemeinde sind wir für unsere Bürger und ihre Gesundheit selbst verantwortlich, für sparsamen Ressourcenverbrauch und ein gedeihliches, bürgerfreundliches und lebenswertes Miteinander ohne Wenn und Aber.

Ich will hier nicht besserwisserisch sein. Doch bei allen Entscheidungen in der Gemeinde muss endlich ganzheitlich gedacht werden und müssen den Bürgern ehrliche Rechnungen präsentiert werden. Flotte Sprüche und Milchmädchenrechnungen sind da absolut fehl am Platz.

 

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