Nachruf auf einen bewundernswerten Freund

Ich hatte ihn, glaube ich, vor 45 Jahren das erste Mal im Sternenstädtchen getroffen, dem Kosmonautenausbildungszentrum bei Moskau. Da hatte Habicht, so sein Rufname, schon seinen ersten Raumflug mit WOSTOK 5 hinter sich. Auch mit SOJUS 22 war er schon geflogen und war damit eine Legende nicht nur in der Sowjetunion. Fliegeroberst Walerij Bykowski. Ein offizielles Interview mit mir, dem Korrespondenten der "Wochenpost", war nicht gestattet. Doch der kleine freundliche Held der Sowjetunion scherte sich nicht darum. "Wie es da oben war? Ich weiß nicht, was ich zuerst gefühlt habe. Vielleicht, wie zerbrechlich und schön unsere Erde ist." Und was für ein Gefühl hatten sie, als sie wieder heimischen Boden betraten? "Nun, ich war ja ein alter Hase. Als wir in der Kasachischen Steppe planmäßig gelandet waren, mein lieber Freund, war von betreten kaum die Rede. Sie hoben mich aus der Kapsel, denn die weiche Landung, aber nun gut. Es war trotz der angepassten gepolsterten Sitze, als wenn dir jemand mit einem Flachen Spaten ins Kreuz schlägt."

Sie hatten eine spezielle Aufgabe? "Ja, der Flug war etwas besonderes. Wir hatten eine Multispektralkamera von Carl-Zeiss-Jena an Bord. Bei jedem Überflug wurde jeweils ein 165 km breiter Streifen der Erdoberfläche untersucht. Das bedeutet, dass innerhalb von zehn Minuten eine Fläche von einer halben Million Quadratkilometern und einer geschätzten Auflösung von 10–20 Meter gefilmt wurde. Vor allem Sibirien und die ganze DDR wurde echt und im Infrarotbereich abgelichtet und alle Aufnahmen waren von bester Qualität. Es wurde gesagt, dass von den Ergebnissen die Landwirtschaft, die Kartografie, die Mineralogie und Hydrologie profitieren hätten"

Damals wusste ich nicht, dass im August 1978 Valerie Bykowski auserwählt war, mit dem ersten Kosmonauten der DDR, Siegmund Jähn mit SOJUS 31 in den All zu fliegen. Bei seiner anschließenden Jubel-Reise durch die DDR trafen wir uns wieder, und die Leute staunten, dass er mich herzlich umarmte. Dem Stasi-Mann, der mich daran hindern wollte, sagte Walerij, dass wir alte Bekannte seien.

Doch ein freudiges Wiedersehen mit einem echt russischen Bankett, dass sich die Tische bogen, gab es, als Walerij 1988 Direktor des Hauses der sowjetischen Wissenschaften und Kultur in Berlin wurde und ich in der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft in der Hauptstadt der DDR etwas engagiert war. Da wurden wir echte Freunde, weil, wie es in Russland heißt, nicht nur ein Pud Salz zusammen verspeist hatten, sondern so manche gelungene Ausstellung, attraktive Konzerte, Jolkafeste, Sprachkurse, Theateraufführungen und Treffen zwischen Künstlern und Wissenschaftlern beider Länder organisiert hatten.

2003, zum 25. Jahrestag des gemeinsamen Raumfluges, ehrte Bundespräsident Johannes Rau Bykowski und Jähn bei einer Feier in Jähns Heimat in Morgenröthe-Rautenkranz.

Waleri Bykowski, ein besonderer Kosmonaut, der 20 Tage, 17 Stunden und 48 Minuten im All arbeitete, ein besonderer Mensch auch für die deutsche Raumfahrt, ein Freund, starb am 27. März 2019 im Alter von 84 Jahren.

Und was hat das nun mit Ahrensfelde zu tun? Vielleicht nichts, nur dass ich an diesem Tag mit den Schülern des Campus Docemus Blumberg aus Porenbeton Yin und Yang Plastiken geformt habe, seit tausenden von Jahren Zeichen des Schicksals. Es gibt immer zwei entgegengesetzte Kräfte, die miteinander im Einklang stehen.

 

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