Schönrechnerei ist in Mode aber wenig sinnvoll

Im Unternehmerbrunch, eine sinnvolle jährliche Sache der Gemeinde, verstieg sich Bürgermeister Gehrke zu dem Credo, dass Ahrensfelde eine Gemeinde wäre, in der man gut wohnen und arbeiten könne. Ich bin von Natur aus ein skeptischer Mensch und das hat sich mit den Erfahrungen und dem Alter noch verstärkt. Der Hauptverwaltungsbeamte Gehrke wollte das mit zwei Zahlen beweisen, dass etwa 5.000 Ahrensfelder täglich woanders Brot und Lohn verdienen, aber auch 4.500 zu uns kommen, um hier zu arbeiten. Nun schauen wir einmal kurz in die aktuelle Sozialraumbeschreibung. Es gibt in unserer Gemeinde mit 14.141 Einwohnern 6.046 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Von ihnen pendeln 5.523, also ungefähr soviel wie der Bürgermeister sagte, zur Arbeit jenseits der Gemeinde. Das sind nach Adam Riese wahnsinnige 91,35 Prozent. Also wohnen ja, arbeiten nein! Denn die Daseinsfürsorge des Bürgermeisters gilt nun einmal den Einwohnern seiner Gemeinde und nicht vorrangig denen, die hier in der Gemeinde beschäftigt sind, vom steuerlichen Pluseffekt einmal abgesehen. 

Uns fehlen zum Beispiel interessante, zukunftssichere, also moderne Arbeitsplätze im IT-Bereich, Manufakturen, Gründer, Institutionen, Labore, die sich mit Digitalisierung und künstlicher Intelligenz beschäftigen, kurz KI. Der Landesentwicklungsplan Hauptstadtregion fordert das geradezu heraus: „In den ländlichen Räumen sollen in Ergänzung zu den traditionellen Erwerbsgrundlagen neue Wirtschaftsfelder erschlossen und weiterentwickelt werden.“ 

Das hätte für uns jede Menge Vorteile. Erstens würde das junge hoch gebildete Fachleute samt Familien anziehen. Zweitens werden diese Arbeitsplätze in der Regel sehr gut bezahlt. Drittens sind diese neuen Unternehmen keine Dreckschleudern oder Lärmproduzenten, also ein Segen. Durch das Wegfallen der Pendelei wird viertens die Umwelt, werden Gesundheit und Nerven der Ahrensfelder geschont. Und fünftens fällt mehr Zeit für die Kinder, die Familie, für die Freizeit oder die Qualifizierung ebenfalls schwer ins Gewicht.

Aber solche Arbeitsplätze und Fachleute haben Ansprüche an die Infrastruktur. Im Bereich Bildung sind wir mit den Kiten und den Schulen gut aufgestellt. Anders sieht es schon mit den Möglichkeiten der ärztlichen Versorgung, der Gastronomie und den Freizeitmöglichkeiten wie Discotheken, Bowlingbahn, Schwimmbad oder halbwegs ansprechenden Cafés und Gaststätten aus, also sehr, sehr trübe.

Noch eine Nachbemerkung: Zwei Mitglieder der Gemeindevertretung, neben dem Gastgeber, interessierten sich für das, was die Unternehmer in der Gemeinde bewegt. Aus dem Ausschuss für Wirtschaft, Bauwesen, Natur und Umwelt waren es auch nur zwei Mitglieder, selbst der Vorsitzwende des Ausschusses glänzte durch Abwesenheit. Das widerspiegelt meine Erfahrung seit Jahren. In dem zuständigen Ausschuss ist die Wirtschaft ein kümmerliches Pflänzchen im Beton des Bauwesens.

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