Eine unangenehme Rechnung für Ahrensfelde

Gerade, weil ich in Ahrensfelde wohne, versuche ich so wie immer mehr Einwohner alles daran zu setzen, dass das Leben in der Gemeinde gesünder, attraktiver und lebenswerter wird.

Dazu muss kritisch besonders der Bauboom der letzten zwei Jahrzehnte hinterfragt werden. Jetzt stand die achte Änderung des Flächennutzungsplanes Und wie gewöhnlich, so dachte ich, werden die Gemeindevertreter der von der Verwaltung vorgelegten Änderung ohne Nachdenken, wie immer, zustimmen. Die Beschlussvorlagen werden nur in unwesentlichen Nuancen verändert, denn die gewählten Abgeordneten sind, so mein Eindruck, längst zu einem Legitimationsgremium der Verwaltung geworden. Aber die Sache wurde vertagt.

Nun, ich habe schon mehrmals gesagt, dass der Flächennutzungsplan, abgekürzt FNP, kein in Stein gemeißeltes Dokument ist. Aber was dann?

Stark verkleinert, der Ahrensfelder FNP

Der Flächennutzungsplan ist ein Begriff aus der räumlichen Planung in Deutschland und ein parlamentarisch legitimiertes Planungsinstrument für die städtebauliche Entwicklung einer Gemeinde. Er gilt als vorbereitender Bauleitplan. Die rechtlichen Grundlagen sind im Baugesetzbuch (BauGB) festgelegt - insbesondere in den §§ 5 bis 7 BauGB. Er legt im Begleitdokument auch fest, wie die Umweltbelange und die Ergebnisse der Beteiligung der Öffentlichkeit berücksichtigt wurden.

Also muss jede Änderung auch den Interessen der Öffentlichkeit, also der Bürger entsprechen. Diese Abwägung wird in der Gemeindevertretung so gut wie nie getroffen. Auch müsste zur Änderung des FNP parallel die Änderung des Landschaftsplanes erfolgen. Das sei nicht nötig, doziert immer wieder Fachbereichsleiter Sven Schwarz, da die Änderungen nur unwesentlich sind. Für ihn vielleicht. Nun aber einmal Butter bei de Fische!

Bonavas Wohnen in den Ahrensfelder Obstwiesen 

Dazu ein ganz einfaches Beispiel. Bonava bebaut in der Kirschenallee eine Fläche von etwa 12 Hektar, an der Birkholzer Allee sollen 7,7 Hektar bebaut werden. Zusammen sind das also 19,7 Hektar landwirtschaftliche Fläche, die  unter Beton verschwindet. Dass das keine Lappalie ist, wie der verantwortliche Rathausmitarbeiter immer wieder den kritischen und rechenkundigen Abgeordneten versucht einzureden, möchte ich kurz beweisen. Denn von Berufs wegen frage ist stets, wem nützt das? Was bewirkt das und braucht man das? Und dann beginne ich, eine Sache von allen Seiten zu betrachten und manchmal auch zu rechnen: :

Auf einem Hektar ernten die Landwirte zur Zeit so um die 40 Tonnen Kartoffeln. Pro Kopf verbraucht jeder Deutsche vom Baby bin zum Greis laut Statistischem Bundesamt im Jahr 56,1 Kilogramm Kartoffeln, ob Pommes, Kartoffelbrei, Klöße oder die noch immer beliebten Salzkartoffeln. Von 40 Tonnen könnte sich ein Ahrensfelder mit normalem Appetit 713 Jahre ernähren. Das ist aber für nur einen Hektar, nun sind 19,7 Hektar eine einfache Rechenaufgabe.

Kartoffelernte in der benachbarten Uckermark

Max Liebermann "Kartoffelernte" Öl auf Leinwand 1875

Erst so eine Aufstellung zeigt, dass sich vor jeder vorgeschlagenen Änderung des FNP lohnt, den Kopf zu zerbrechen, was das bedeutet.

Denn neben der Frage der Ernährung stehen die ebenso wichtigen Belange des Umweltschutzes und der notwendigen Schritt, um sich der Klimaveränderung anzupassen. Vielleicht werden wir dann keine Kartoffeln hier mehr anpflanzen können, sondern Buchweizen. Aber egal welche Kultur, es ist allemal gesünder, umweltschonender und bürgerfreundlicher auch für die nächste Generation als mit dem Klimakiller Nummer Eins Beton das geschützte Gut Boden zu zerstören. Denkt einmal darüber nach, Leute und Kartoffelesser, besonders in den Ortsbeiräten und in der Gemeindevertretung.

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