Vom Feiern, Nachdenken und den Lehren eines Krieges

Heute jährt sich zum 78. Mal die Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus. Ein Grund zum Feiern? Auch, aber nicht nur! Es ist ein Feiertag mit Tränen in den Augen. Als Schriftsteller frage ich mich: Haben wir alle auch aus der Geschichte gelernt und vor allem was? 
Wir bilden in unserem Land fremde Soldaten an moderner Kriegstechnik aus, unsere Waffenschmieden liefern Kriegsgerät in einen tödlichen Konflikt, der unschuldige Kinder zu Opfern oder Waisen macht, Frauen tötet oder zu Witwen und zu Flüchtlingen aus ihrer zerstörten, zerbombten und vergifteten Heimat werden lässt. Die Aktionäre unserer Rüstungsindustrie verdienen Millionen aus Blut. Dabei hat sich die Generation der überlebenden Deutschen 1945 im festen Glauben angesichts der Millionen Toten, zu denen auch mein Vater gehörte, angesichts der Trümmer, wir waren in Berlin "ausgebombt" und erlebten das völkermordende Bombardement in Dresden, geschworen: Nie wieder Krieg!  (Darüber habe ich in "Ich Bombenziel - Krieg tötet Liebe" geschrieben)

Gemälde eines unbekannten Künstlers 

Was ist aus dem Schwur unserer Großeltern und Eltern, was ist aus uns geworden? Und heißt es nicht in der Präambel des Grundgesetzes, dass das „Deutsche Volk“ sich verpflichtet „von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen“?

In meinem Buch "Moskauer Venus" resümiert eine kluge, alte Frau am Baikalsee: "Ach dieser niederträchtige, teuflische Krieg. Als der Krieg begann, waren wir noch naiv und zu jung für die Liebe. Und als dann endlich Frieden war, waren wir schon zu alt dafür. Für uns zählte die Zeit doppelt und dreifach, sind in die Jahre gekommen, eine um unsere beste Zeit bestohlene Generation. Unsere Brautkleider und Aussteuer haben wir später auf den Markt verscherbelt, brauchten das Zeug ja nicht mehr. Im Krieg haben wir uns die klobigen Soldatenstiefel angezogen und bis heute laufen wir darin herum, die reinsten Vogelscheuchen. Warum fragt keiner, der einen Krieg beginnen will, erst einmal uns Frauen?"

Im Garten der UNO in New York steht diese  von Jewgeni W. Wutschetitsch 1957 geschaffene eindrucksvolle Plastik  

Ich habe einen Großteil meiner Jahre in der DDR verlebt und bin nicht gerade fromm. Doch das Symbol für den Aufbruch, für die friedliche Revolution, die leider unvollendet blieb bis heute, habe ich mir vollen Hoffnung zu eigen gemacht: Schwerter zu Pflugscharen. Ist das heute noch erlaubt? Will man die Bibel genau so umschreiben wie bereits Teile der Geschichte? 

Beim Propheten Micha heißt es: "Denn von Zion wird die Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem. Er wird unter großen Völkern richten und viele Heiden zurechtweisen in fernen Ländern. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben und sie werden fortan nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken."

An der Friedhofsmauer vor unserer Kirche in Ahrensfelde hängt ein Transparent mit einer Friedenstaube. Und die Leute gehen einfach vorüber, denken sie sich etwas dabei?

 

 


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