Das Gemeindejubiläum und ein paar persönliche Gedanken
Zum 20. Gemeindejubiläum sollte ich etwas Nettes sagen. Mache ich auch. Doch niemand sollte es mit verübeln, wenn es für mich ein Tag zum Nachfragen und Nachdenken ist. Die Jubelrede
zum 20. Jahrestag der Gemeinde Ahrensfelde wird der Bürgermeister sich nicht nehmen lassen, so wie vielleicht auch das alljährliche Kartoffelschälen. Ich bin vor 23 Jahren hierher gezogen,
mitten aus Berlin, weil ich Ruhe für meine Arbeit als Schriftsteller brauche.
Ahrensfelde war weitgehend dörflich, das große wie das kleine Ahrensfelder
Dreieck hat es noch nicht gegeben und auch im Goethe-Viertel waren nur einige
Fundamente zu sehen. In der Lindenberger Straße gab es keinen gepflasterten
Fußweg, so dass meine Frau immer bei schlechtem Wetter Gummistiefel mit sich
führte auf dem Weg zur Straßenbahn und zurück.
Nun Ahrensfelde hat sich enorm verändert, über 100 Millionen Euro wurden investiert. Wir haben in allen Ortsteilen praktische, moderne Kita, eine Grundschule, ein privates und demnächst auch kommunales Gymnasium, zweckmäßige, zum Teil neue Gebäude für die Freiwillige Feuerwehr, ein stattliches Ortsteilzentrum in Ahrensfelde, einen Werkstoff-Bauhof, in Blumberg und in Ahrensfelde zwei Sportplätze im Ligaformat, das alles und noch mehr kann sich sehen lassen. Aber wir haben dennoch die 20 Jahre nicht "grandios gemeistert", Herr Gehrke.
Nun Ahrensfelde hat sich enorm verändert, über 100 Millionen Euro wurden investiert. Wir haben in allen Ortsteilen praktische, moderne Kita, eine Grundschule, ein privates und demnächst auch kommunales Gymnasium, zweckmäßige, zum Teil neue Gebäude für die Freiwillige Feuerwehr, ein stattliches Ortsteilzentrum in Ahrensfelde, einen Werkstoff-Bauhof, in Blumberg und in Ahrensfelde zwei Sportplätze im Ligaformat, das alles und noch mehr kann sich sehen lassen. Aber wir haben dennoch die 20 Jahre nicht "grandios gemeistert", Herr Gehrke.
Docemus Campus Blumberg
Denn seitdem wird gebaut auf Teufel komm raus und leider nicht, nach dem tatsächlichen Bedarf und auch nicht, wie das Achsenentwicklungskonzept empfiehlt, mit Augenmaß. Natürlich ist der Wunsch der Hauptstädter, wie auch meiner damals, in dörflicher, naturnaher Umgebung und dennoch im Bann- und Bahnbereich von Berlin mit einem kleinen Grundstück und im eigenen Haus mit der Familie zu leben. Aber seit dieser Zeit hat die CDU in Ahrensfelde das Sagen und was das Bauen betrifft, nicht immer zum Vorteil der Gemeinde. Auch das beliebte Argument von Bürgermeister Gehrke, der übrigens fast so lange im Amt ist, dass wir dem Druck aus Berlin nachgeben müssen, kann ich ja verstehen. Schließlich waren es seine Parteifreunde im Berliner Senat, die über Jahrzehnte mit kriminellen Machenschaften den sozialen Wohnungsbau reduziert, private Luxusappartements gefördert und ganze Quartiere zum Spekulationsobjekt gemacht haben. Übrigens: Spekulation mit Grund und Boden, mit Ackerland ist auch bei uns an der Tagesordnung.
Schade, Lindenberg
und erst recht Ahrensfelde haben längst ihren dörflichen Charakter verloren,
auch Eiche hat Satelliten-Wohngebiete und dabei ist die Infrastruktur weitgehend
auf der Strecke geblieben, sind ganze Schlafsiedlungen entstanden, denn über 90
Prozent der Ahrensfelder suchen Lohn und Brot außerhalb ihres Wohnortes. Das
ist keine Meckerei, sondern einfach die Frage, was können wir besser machen? Und es ist ein einziger auch geistiger Druckfehler im Amtsblatt, wenn der Bürgermeister
schreibt, dass jeder Ortsteil für sich die Möglichkeit hätte, seinen eigenen
Charme zu behalten. Das ist gewollter Unsinn, Schönfärberei.
Auch mit dem Zusammenwachsen und "Wir-Gefühl" ist das so eine Sache. Gut, wenn alle die Großgemeinde im Blick hätten und sich dafür einsetzen. Doch da sind noch ganz dicke Bretter zu bohren. Andererseits ist es auch ganz natürlich, dass sich die Bürger vorrangig für ihr Dorf engagieren, ihr direktes Lebensumfeld und es immer noch so etwas wie Lokalpatriotismus mit Engagement für seinen Ortsteil gibt.
Unsere Gemeinde hat über 14.000 Einwohner, das ist mehr als hunderte Kleinstädte in Deutschland, die einiges voraus haben. Einen belebten sehenswerten Marktplatz, eine oder mehrere Seniorenresidenzen, ein medizinisches Versorgungszentrum, Restaurants und Cafés, in denen die Bürger gern zu Gast sind, autofreie Innenstädte, ein sinnvolles Radwegenetz und so weiter.
Auch mit dem Zusammenwachsen und "Wir-Gefühl" ist das so eine Sache. Gut, wenn alle die Großgemeinde im Blick hätten und sich dafür einsetzen. Doch da sind noch ganz dicke Bretter zu bohren. Andererseits ist es auch ganz natürlich, dass sich die Bürger vorrangig für ihr Dorf engagieren, ihr direktes Lebensumfeld und es immer noch so etwas wie Lokalpatriotismus mit Engagement für seinen Ortsteil gibt.
Unsere Gemeinde hat über 14.000 Einwohner, das ist mehr als hunderte Kleinstädte in Deutschland, die einiges voraus haben. Einen belebten sehenswerten Marktplatz, eine oder mehrere Seniorenresidenzen, ein medizinisches Versorgungszentrum, Restaurants und Cafés, in denen die Bürger gern zu Gast sind, autofreie Innenstädte, ein sinnvolles Radwegenetz und so weiter.
Ja Vieles hat
sich verändert, auch zum Besseren, aber in Verwaltung und in der
Gemeindevertretung scheint es immer noch vielfach die unumstößliche Regel zu geben: Es
darf sich nichts ändern und es war schon immer so. Oft bleibt dabei der gesunde Menschenverstand auf der Strecke. Das ist bei der peinlich minimalen
Bürgerbeteiligung so, das ist der Gegenwind gegen eine echte, politische
Seniorenvertretung, auch bei der Ablehnung eines Bürgerbudgets, beim
umweltschädlichen Weihnachtsfeuerwerk, bei der fehlenden, echten Diskussion in
den politischen Gremien und bei dem Mangel an Mut und Visionen der
Abgeordneten.
Ja, sie sind ehrenamtlich tätig, haben also ein Ehrenamt. Aber das muss verdient werden, jeden Tag aufs Neue. Mit Lethargie und automatischem Handheben, mit stillem Absitzen in unserem Dorfparlament, mit Ideenlosigkeit und unsinnigen, kollektiven Gegenstimmen bei durchaus interessanten Vorschlägen und mit schwacher Kontrolle der Verwaltung ist so ein Ehrenamt nicht zu verdienen. Sie, ja wir alle sind verantwortlich für das was wir tun, jedoch in noch größerem Maße, für das, was wir nicht tun.
Ja, sie sind ehrenamtlich tätig, haben also ein Ehrenamt. Aber das muss verdient werden, jeden Tag aufs Neue. Mit Lethargie und automatischem Handheben, mit stillem Absitzen in unserem Dorfparlament, mit Ideenlosigkeit und unsinnigen, kollektiven Gegenstimmen bei durchaus interessanten Vorschlägen und mit schwacher Kontrolle der Verwaltung ist so ein Ehrenamt nicht zu verdienen. Sie, ja wir alle sind verantwortlich für das was wir tun, jedoch in noch größerem Maße, für das, was wir nicht tun.