5 Euro Ordnungswidrigkeit für ein Friedensbekenntnis

Ich gebe zu, ich habe gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen. Ich habe gehupt, weil mich Demonstranten an der Kreuzung Dorfstraße - Lindenberger Straße aufgefordert haben, dass ich hupen sollte, wenn ich für den Frieden in der Ukraine, für Verhandlungen statt Waffentransporte wäre. Aber eigentlich wird nur grundloses Hupen bestraft. Ich hatte mehr als einen Grund. Natürlich ging meine Hand, gelenkt von meinem Herzen, zur Hupe. Ich fand die Idee toll und die Plakate, die alle zehn Meter standen, die Frieden anmahnten und gegen Waffenexporte in die Ukraine sind. Wobei Exporte wohl nicht das richtige Wort sind, weil Exporte ja bezahlt werden. Für Verhandeln statt Schießen, war zu lesen und mir fiel der Spruch ein, dass selbst langes Verhandeln allemal besser sei, als der kürzeste Krieg. 

Die unsterbliche Sehnsucht nach Frieden ist  in uns Menschen so tief verwurzelt, wie nach  Glück und Liebe. Also habe ich gehupt und damit wohl eine Ordnungswidrigkeit begangen, die mit 5 Euro geahndet wird. Aber das war es mir wert. Übrigens war diese Aktion ein Musterbeispiel dafür, wie Protestdemonstrationen ideenreich organisiert werden können. Mitten im Berufsverkehr an der verkehrsreichsten Kreuzung in Ahrensfelde und ohne den laufenden Verkehr zu stören. Am liebsten wäre ich ausgestiegen und hätte mich dazu gestellt. Und weil mein Hupen mit Fahnenschwenken und hochgestelltem Daumen von den Demonstrierenden belohnt wurde, bin ich nach Hause gefahren und war ein wenig zufrieden, dass sich nicht alle, so wie ich auch, von den sogenannten Qualitätsmedien und ihrer Kriegspropaganda verblöden und manipulieren lassen. 
Die mutigen Leute an der Kreuzung haben nichts Verbotenes getan. Das Demonstrationsrecht ist ein hohes Gut und vom Grundgesetz geschützt, obwohl das bei Corona bei allen Richtern nicht ganz so klar war. Im Artikel 8 des Grundgesetzes heißt es: "Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln." Die Schönheit dieses Artikels liegt in seiner klaren Einfachheit und Eindeutigkeit. Und liebe Mitbürger, ich finde den Grund heute und morgen für Frieden, ob in der Ukraine oder sonst wo auf die Straße zu gehen allemal wichtiger, als für eine andere eine Ortsumfahrung zu demonstrieren. Denn wenn die Atomraketen über unsere Köpfe explodieren und wir in der Hitze verglühen, wird die Sache mit der Ortsumfahrung ein für allemal erledigt sein.
Und weil ich als Schriftsteller auch ein Kämpfer des Friedens mit Wortes bin, füge ich mein Friedensgedicht aus meinem Lyrikband "Weltenbummelei" an diesen Text. 

Hiroshima, mon amour 


Eingebrannt in Stein
kaum sichtbar ein Schatten nur
wo einst ein Mädchen saß,
Hiroshima, mon amour!

Stiller Protest
und dumpfer Bronzeglockenton
umrunden mahnend unsre Welt
erinnernd an den Feuerball,
in dem Amerikas Unschuld verglühte.

Ein Ruinentor,
ein Leichenfeld im Kirschblütenland
aus dem ein Mahnruf uns beschwört:
Sei nie Soldat du, gespaltenes Atom,
sollst dienen uns als Arbeiter und Arzt.

Ein alter Ginkgobaum allein
widerstand kahl und verbrannt
dem mörderischen Strahlensturm.
Auf seine schwarze Rinde schrieb
ein Sterbender mit weißer Kreide nur
die Worte: Hiroshima, mon amour!





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