Naivität, Dummheit oder Russophobie?

 

Weil schon Shakespeare sagte, dass es keine größere Finsternis gäbe, als die Unwissenheit, versuche ich Licht in die Dinge zu bringen, zu informieren. Der Gemeindevertretung lag im Juli ein Antrag der Verwaltung vor " ...das Projekt zur Sanierung des Ehrenfriedhofs Blumberg zu beenden". Worum handelt es sich bei diesen Ehrenfriedhof, der selbst vielen Blumbergern kaum bekannt sein dürfte. Der Ehrenfriedhof ist eine Grabstätte für 167 sowjetische Soldaten, die bei den Kampfhandlungen am Berliner Autobahnring im April 1945 gefallen sind. Ein Denkmal zeigt einen Rotarmisten als Fahnenträger auf einem Sockel. Der 8. und 9. Mai 1945 markierte mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht nicht nur die Befreiung Bumbergs, Deutschlands, ja Europas vom Faschismus.

Blumberger Ehrenmal - Mahnmal gegen Krieg und Faschismus

Dieser Antrag der Verwaltung ist verwirrend, politisch bedenklich und in dieser Zeit sogar in Gefahr, falsch ausgelegt zu werden. Um das zu belegen, hier der Wortlaut der Begründung:

"Da der Fördermittelzeitraum für die Planung bereits einmal verlängert wurde und das zuständige Innenministerium aufgrund der aktuellen Situation in der Ukraine bereits Bedenken bezüglich der weiteren Fördermittelausreichung für den Baumaßnamen geäußert hat, erscheint die tatsächliche Finanzierung des Projekts derzeit mehr als fraglich. Da eine Finanzierung des Projekts aus eigenen Haushaltsmitteln der Gemeinde nicht möglich ist, wird empfohlen, keine weitere Mittel für die Planungsleistungen einzusetzen und das gesamte Projekt derzeit zu beenden." 

Ja, hier wird Bundesministerin des Innern und für Heimat  Nancy Faeser (SPD) unterstellt, dass der Krieg in der Ukraine und die Finanzierung der Sanierung unseres Ehrenfriedhofs in irgendeinem Zusammenhang stünden. Vielleicht auch, weil ihr Vorgesetzter und SPD-Genosse, Kanzler Olaf Scholz, als erster Bundeskanzler in der Geschichte überhaupt auf einem Kriegsgerät, einem Panzer, lächelnd für die Fotografen poussierte? 
Beinahe 80 Prozent der Menschen wünschen sich ein Leben in Frieden, Freiheit und Wohlstand. Nur etwa fünf Prozent in der Welt sind von Gier und Machthunger zerfressene Menschen mit psychischen Problemen.. Kann man noch von Demokratie reden, wenn diese wenigen Leute auch bei uns entscheiden, wie viel Geld für Waffen und Krieg ausgegeben wird, während es im Sozialsystem, bei der Bildung und der Infrastruktur an allen Ecken fehlt und jedes fünfte Kind bei uns, einem der reichsten Länder der Welt,  in Armut aufwächst?

Aber zurück nach Ahrensfelde. Dieser Antrag der Verwaltung ist zudem bar jeder Kenntnis des Kriegsgräberabkommens, denn die Sanierung des Denkmals kostet uns keinen Cent. Alle Kosten übernimmt der Bund. Das geht aus dem Artikel 3. des Abkommens hervor:

"(1) Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland und die Regierung der Russischen Föderation gewährleisten den Schutz der Kriegsgräber und das dauernde Ruherecht für die Kriegstoten der jeweils anderen Seite in ihrem Hoheitsgebiet und bemühen sich, die Umgebung der Kriegsgräberstätten von allen Anlagen freizuhalten, die mit der Würde dieser Stätten nicht vereinbar sind. (2) Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland ist berechtigt, die deutschen Kriegsgräber und deutschen Kriegsgräberstätten in der Russischen Föderation auf ihre Kosten herzurichten und zu pflegen. (3) Die Bundesrepublik Deutschland gewährleistet auf ihre Kosten die Erhaltung und Pflege russischer Kriegsgräber im Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland."

Deutscher Soldatenfriedhof bei Sologubowka bei St. Petersburg. Auf Granitstelen stehen die Namen von 35.348 gefallenen deutschen Soldaten.

Kam der Antrag unter der Wirkung der Kriegspropaganda der sogenannten Qualitätsmedien gegen Russland zustande oder durch die Aussagen einiger führender Politiker? Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine von "Vernichtungskrieg" zu reden, das ist eine Wortwahl, die bislang nur dem faschistischen Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion 1941 vorbehalten war und meiner Meinung nach eine bewusste Geschichtsfälschung ist. So werden die Verbrechen des Naziregimes relativiert und begrifflich auf Russland verschoben. Soll so rechtfertigend begründet werden, dass wir jetzt auf der Seite eines nationalistischen und in Teilen faschistoid durchsetzten Staates stehen und Munition und Waffen für den Stellvertreterkrieg der NATO gegen Russland liefern?
Ich hoffe nicht, dass einer der Strategen des Sieges über den Hitlerfaschismus, der sowjetische Marschall Shukow, Recht hatte, als er sagte: "Wir haben sie vom Faschismus befreit, das werden sie uns nie verzeihen." 

Zur Ehre der Gemeindevertreter sei gesagt, dass dieser Antrag der Verwaltung ohne Wenn und Aber einstimmig abgelehnt wurde. Nichts anderes hatte ich erwartet. Denn die toten Rotarmisten haben auch die Einwohner Blumberg und Ahrensfelde vom Faschismus befreit und so die Grundlage für unser heutiges Leben geschaffen, war der Tenor in der Aussprache.

Fotos: Archiv

 

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