Neu Lindenberg im Ausverkauf - Glanzstück der Demokratie?

Wer will noch mal, wer hat noch nicht? Hier gibt es für jeden, der eine Ackerkrume besitzt, die Möglichkeit zu bauen!!

BONAVAS Baustelle "In den Obstwiesen" - von Baukultur keine Spur

Ahrensfelde ist großzügig, der Ortsvorsteher von Lindenberg, ein allen Investoren aufgeschlossener Mann, eine Mehrheit im Ortsbeirat ist garantiert. Der Bürgermeister, ein studierter Landwirt, hat zwar versprochen, das Ackerland zu schützen, doch das ist ja lange her. Und die Gemeindevertretung? Sie hatte schon die 8. Änderung der Flächennutzungsplanung auf dem Tisch und bisher allen zugestimmt. Warum soll das jetzt anders sein? Und die Bürger? Die sind zwar darüber nicht gerade erfreut, ja manche, eigentlich viele, dagegen, aber um die haben sich Verwaltung und Gemeindevertretung, was Bauprojekte betrifft, so gut wie nie gekümmert. Die können zwar bei der Offenlegung der Baupläne ihre Meinung sagen, protestieren oder sonst was. Bisher wurde nicht ein einziger Einwand der Ahrensfelder als relevant befunden. Also  das Projekt wird schon geschaukelt. 

Flächennutzungsplan der Gemeinde - nicht in Stein gemeißelt, aber auch kein zu entsorgendes Altpapier

Bleibt die Frage nach der Infrastruktur? Na wer nicht gerade eine private Ladesäule für sein E-Auto in Neue Lindenberg will, hat genug Strom. Wasser? Na, da kann es ein paar Schwierigkeiten geben, aber das ist Sache des Wasser- Abwasser Zweckverbandes. Und der Verkehr? Na ja, ehrlich, die Straßen sind voll, aber nachts kommt man gut voran. Der Busverkehr ist so la la, aber dafür ist ja zum Glück die Barnimer Busgesellschaft zuständig. Die Gemeinde weiß, was sie als Daseinsfürsorge zu leisten hat, aber mehr als zwei Wartehäuschen sind im Jahr nicht drin. Denn wir haben gerade aus dem Vollen gewirtschaftet, eine Grundschule gebaut, gleichzeitig haben wir uns einen Sportplätz der Zukunft für den Vereinssport geleistet und einen ligatauglichen Fußballplatz und einen Bogenschießplatz. Naja, soviel Optimismus bringen selbst die Kicker aus Blumberg nicht auf, von wegen Liga, aber der Ortsvorsteher hat einen guten Draht in die Verwaltung. Daneben einen Bau- und Wertstoffhof. Alles Sachen, um den uns die anderen Gemeinden beneiden.  Wir sind eben, das kann der Bürgermeister bestätigen, die Größten.

Und wie sieht es aus mit der ärztliche Versorgung? Das ist doch die Sache der Kassenärztlichen Vereinigung. Freizeitangebote wie Disco oder Bowling, Schwimmen oder Tanzen? Ja, es gibt den beliebten Seniorentanz. Im Sommer sind ein paar Freibäder im Umkreis einer Autostunde offen, Disco tanzt in Marzahn und Bowlingkugeln rollen in Hoppegarten, alles nicht weit. Und dann gibt es noch jede Menge Vereine, beinahe für jeden Sport und jedes Hobby. Na ja, an Arbeitsplätzen, die recht ordentlich bezahlt werden, weil sie die Digitalisierung voranbringen, die sich mit künstlicher Intelligenz beschäftigen, die erreichen sie bequem mit der S-Bahn oder der Regionalbahn RB 25. Die fährt bald im Halbstundentakt, aber in Neu Lindenberg eben nicht, da müssen sie schon nach Blumberg, weil der Zug in Ahrensfelde nur jede Stunde hält und sonst durchfährt.

Bahnübergang in der Lindenberger Straße in Ahrenfelde

Die Versorgung ist auch gesichert. In Ahrensfelde gibt es Edeka, Netto Schwarz und Netto Rot. In Blumberg baut gerade REWE, in Eiche ist der super Kaufpark und in Lindenberg, na die gibt es ALDI an der B 2. Aber in Neu Lindenberg, wenn erst einmal das Winterdorf steht und die Salomon-Siedlung, lohnte es sich auch für einen kleinen Supermarkt. Ja Mehrow ist zu klein, aber man kann nicht alles haben.

Neu Lindenberg - eine Satellitensiedlung 

So unser Angebot für Investoren. Wie heißt es in der Branche? Nein nicht Maximalprofit, das auch, aber Lage, Lage, Lage. Einen roten Teppich hat schon die Gemeindevertreterin Formazin (Ahrensfelder Wählergemeinschaft, AWG) ausgerollt mit einem Eckpunktepapier, das sie, na klar, den Wünschen des Investors entsprechend mit ihm für das Winterdorf abgestimmt  hat. Und dem CDU, AWG und AfD mit mikroskopischen Änderungen bereits ihr Okay versichert haben.  In der nächsten Sitzung der Gemeindevertretung soll es beschlossen werden. Und es wird, weil es vielen egal ist, wieder ein Acker der  Ernährung entzogen, wieder ein Stück Natur zubetoniert, wieder durch die Gemeinde weiterer Verkehrskollaps selbst organisiert, weil der Mehrheit der Abgeordneten Bürgerbedenken und schlüssige Argumente dagegen absolut egal sind. Schutzgut Boden - da fällt uns noch etwas ein. Aber Schutzgut Klima? Das überlassen wir großzügig Greta. 
Alles nur eine Formalität, wie immer. Da wird auf das Baugesetz gepfiffen oder es wird so ausgelegt, dass die Bürgerbeteiligung zur Farce verkommt. "Die Öffentlichkeit ist möglichst frühzeitig über die allgemeinen Ziele und Zwecke der Planung, sich wesentlich unterscheidende Lösungen, die für die Neugestaltung oder Entwicklung eines Gebiets in Betracht kommen, und die voraussichtlichen Auswirkungen der Planung öffentlich zu unterrichten; ihr ist Gelegenheit zur Äußerung und Erörterung zu geben". Zwar schreibt Fachdienstleiter Schwarz wieder einmal einem Bürger: "Die Beteiligung der Öffentlichkeit betrifft die allgemeinen Ziele und Zwecke sowie die voraussichtlichen Auswirkungen der Planung". Abschreiben aus dem Baugesetz ist keine Antwort. Aber noch nie, so lange ich aufmerksam die Bauplanung in Ahrensfelde verfolge, wurden die allgemeinen Ziele und der Zweck der Planung öffentlich gemacht, nämlich Profitstreben, die Spekulation mit Grund und Boden zu Lasten der Umwelt, und der Infrastruktur der Gemeinde und damit oft zum Schaden der Einwohner!

Das Winterdorf - Plan für das Eckpunktepapier, Baukultur vom Feinsten und dörflicher Charakter

Ich fühle mich hier wie in einem Roman von Dostojewski, darf man den Namen überhaupt noch nennen? Also er schrieb in weiser Voraussicht: "Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um Idioten nicht zu beleidigen."

Ja, Leute, der Beitrag ist sarkastisch. Aber anders kann ich über so ein ernstes Thema nicht mehr schreiben. Viele Ahrensfelder haben Sehnsucht nach dem Sinn von Entscheidungen der Gemeindevertretung, aber sie sind und werden immer wieder enttäuscht.

Karten: Gemeinde Ahrensfelde, Fotos: Autor

Nachtrag: Ich hatte ja geschrieben, dass ich für das Sitzungsgeld im Bürgerinteresse tätig bin. Deshalb noch einmal zur Erinnerung. Vor jeder Beratung des Bauausschusses, nun wieder am 14. September, werde ich vor dem OTZ um 18.15 Uhr mich den Fragen, Kritiken zu meinem Blog: "Moreikes Ahrensfelde" und Anregungen der Ahrensfelder stellen. Da ich kein Büro habe, muss es die Bank auch tun. Also dann bis nach der Sommerpause.





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