Unter den Protestlern am Montagabend in Ahrensfelde
Vor vierzehn Tagen hatte ich noch im Vorbeifahren gehupt, weil sie mich darum freundlich auf einem Transparent baten. Hupen sollte ich, wenn ich für Frieden und gegen Waffenlieferungen in die Ukraine und für diplomatische Lösungen wäre. Aber ich wollte es nicht beim Hupen allein belassen und erfahren, was sind das für Leute, die jeden Montag aus den verschiedensten Gründen an der belebtesten Kreuzung in Ahrensfelde protestieren?
Heute ist die Palette von vielfältigem Protest gekennzeichnet. Im Mittelpunkt steht der Friedenswunsch und eine klare Absage von Waffenlieferungen an die Ukraine. Statt Waffen werden diplomatische Bemühungen gefordert, eine Forderung, die von unserer Chefdiplomatin so weit entfernt sei, wie ein höherer Bildungsabschluss oder diplomatisches Geschick, wie sie sagen.
Hupe, wenn du für den Frieden bist. Es war zwar kein ruhestörendes Hupkonzert, doch allein in der Richtung Blumberg hupten über 40 Kraftfahrer und das, obwohl die B 158 komplett gesperrt ist und die Dorfstraße wie ausgestorben erschien. Bei dem Straßenprotest reichten
die durchaus fantasievollen Losungen von einen "Austritt aus der EU", dem "Austritt aus der NATO", "Ami go home" und mehr bis zum Protest gegen Wirtschaftsminister Habecks Familienskandale der Selbstbedienung, gegen die Bargeldabschaffung und die Zwangsgebühren der GEZ für die Medien, die Kriegspropaganda betreiben und die Menschen anlügen. "Wacht endlich auf, die lügen!", stand auf einem Protestschild. Flyer wurden verteilt.
Der harte Kern sind so zwanzig bis dreißig Mitstreiter aus Ahrensfelde und Umgebung und aus den verschiedensten Berufen, die hier jeden Montag friedlich und von der Polizei beobachtet demonstrieren und Ariane wünschte sich, dass mehr Ahrensfelder ihre Filzlatschen für eine Stunde ausziehen und die Demonstranten unterstützen. Denn "Das ist nicht unser Krieg", war immer wieder auf den selbst gefertigten Plakaten zu lesen. Eine Feststellung, die sicher einige hundert Ahrensfelder, wenn nicht Tausende unterschreiben würden. Und obwohl sie ein verschwindend kleines Grüppchen sind, wünschten sie sich auch, dass die lokale Presse einmal vorbeikäme. "Wenn nur drei Neonazis mit einem Plakat hier stünden, wäre der Presserummel groß", sagte mir ein Mitstreiter, der so ziemlich jedes Mal dabei ist.
Um sieben Uhr abends wurden die Fahnen eingerollt, die Plakate und Aufsteller unter den Arm geklemmt und Ariane, die "Chefin" ging zum Streifenwagen. "So, wir sind jetzt fertig. Wir haben unsere Aktion beendet. Ihr könnt jetzt Feierabend machen." Und zu mir stellvertretend für alle Ahrensfelder: "Wir sehen uns auf der Straße!"
Mich haben diese Leute stark beeindruckt. Ihre Demonstrationen sind nicht nur eine Aufforderung zum Mitmachen, sondern vor allem zum Mitdenken, ein Appell an die Vernunft. Diese Frauen und Männer sind keine Spinner, sie haben nicht die Hoffnung, von heute auf morgen etwas zu bewegen, aber die Überzeugung, dass es Sinn macht, jeden Montag wieder auf die Straße zu gehen. Es ist die Kraft des Beispiels, auf das sie vertrauen. Mein Gott, wann machen sich unsere Politiker von transatlantischen Ketten und los und beherzigen Emanuel Kant, der sagte, dass der Frieden das Meisterstück der Vernunft sei.