Kleine Medienkunde über Freiheit, Unabhängigkeit und Demokratie

Vorab die Bemerkung, dass ich diplomierter Journalist bin und die Silberne Ehrennadel des Europäischen Journalistenverbandes trage, also nicht wie ein Blinder von der Farbe rede. Ich hatte geschrieben, dass die Manipulation der Ahrensfelder jeden Tag mit der Zeitung in den Briefkästen steckt und über die Bildschirme auch der sogenannten öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten flimmert, die längst vom vorurteilsfreien, fairen und informativen Journalismus meilenweit entfernt sind. Das hat mir böse Schelte eingebracht, wie ich als Journalist der eigenen Zunft so Negatives nachsagen kann. Pfui Teufel!


Die erste Tageszeitung 1650 in Leipzig erschienen war die "Einkommenszeitung"


Nun, da sich alle überregionalen Zeitungen, aber auch solche wie unsere "Märkische Oderzeitung" in der Hand großer Medienkonzerne befinden, gilt das alte Lied, wer zahlt, bestimmt die Musik, hier natürlich den Inhalt. Bei den nicht kommerziellen TV-Sendern sind das die Parteien, die sich in den Gremien die sogenannt demokratische Aufsicht teilen und die Besetzung der führenden Positionen untereinander aushandeln.  Da höre ich den Einwand, dass die so beliebte MOZ ja in Frankfurt an der Oder ihren Sitz hat. Richtig, die Redaktion unseres Leib- und Magenblattes mit zahlreichen Lokalredaktionen befindet sich an der polnischen Grenze. Die MOZ hat eine Auflage von 51.555 Exemplaren und gibt an, dass jede Zeitung so von fünf Brandenburgern gelesen wird, also von 248.000, mit denen um Anzeigen geworben wird. Nun gehört aber das Frankfurter Medienhaus zur Neue Pressegesellschaft mbH & Co.KG in Ulm, die 9.500 Mitarbeiter beschäftigt. Also bestimmt das Haus an der Donau, in Einsteins Geburtsstadt, die Musik, besser den Inhalt der MOZ im Wesentlichen, bis auf die Lokalseiten selbstverständlich.


Der Einsteinbrunnen in  Ulm - Bildhauer J. Goetz


Zugegeben, mit dem Springerkonzern kann sich Ulm nicht vergleichen, aber dass die Ulmer Medien-Gesellschaft kein kleiner Laden ist, belegt, dass sie neben der "Märkischen Oderzeitung" und der "Lausitzer Rundschau" noch die Südwest Presse herausgibt, in der sich 20 Lokalausgaben in Baden-Württemberg vereinen. Dazu kommt die Wochenzeitung "Im Blickpunkt", Der "Hennigsdorfer Generalanzeiger", der "Oranienburger Generalanzeiger", der "Ruppiner Anzeiger" und die "Gransee-Zeitung" sowie diverse Anzeigenblätter. Doch damit nicht genug, hält die Neue Pressegesellschaft mbH & Co. KG Anteile am Hapag-Lloyd-Reisebüro, am Radio 7, Radio Regenbogen, Radio Cottbus, Region TV Schwaben und liebe Leute, auch am Berliner Rundfunk. Das sind alles öffentliche Angaben und überall nachzulesen.

Ich möchte an den Artikel 5 im Grundgesetz erinnern: "Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt."

Das ist ein Hohn, angesichts der Konzentration der Presse in den Händen einiger Konzerne oder der öffentlichen Hand, die die Mehrheit in den Rundfunk-und TV-Räten ausschließt und deren Mitglieder nur aus Parteien, Gewerkschaften und Kirchen kommen. Soviel zur unabhängigen, freien Presse. Natürlich übt der Staat zumindest auf dem Papier eine Konzentrationskontrolle aus, hat dafür sogar eine Kommission, aber sie scheint meiner Meinung nach blind und taub zu sein. 

Wie sonst gäbe es ein Redaktionsnetzwerk Deutschland das nach eigenen Angaben mehr als 60 Tageszeitungen mit einer täglichen Gesamtauflage von mehr als 2,3 Millionen Exemplaren und einer Reichweite von rund 6,8 Millionen Lesern am Tag mit Nachrichten und Beiträgen versorgt. Noch absurder klingt es bei der Funke Mediengruppe mit ihrer Beteiligung an gedruckten und elektronischen Medien mit einem Milliardenumsatz. Die vielzitierte Funke Mediengruppe beherrscht von der Papierherstellung über Druckereien bis zu Tages- und Wochenzeitungen ein gewaltiges Einflussgebiet mit dem Aushängeschild der "Westfälischen Allgemeinen Zeitung" (WAZ) und 13 Tageszeitungen. Darunter auch die "Thüringer Allgemeine", die "Ostthüringische Zeitung", die "Thüringer Landeszeitung" und die "Berliner Morgenpost". Hinzu kommen vier Programmzeitschriften und fünf Publikumsmagazine der Yellow Press mit einer Auflage von 5 Millionen. Nicht zu vergessen 84 Anzeigenblätter mit 5,4 Millionen Exemplaren, auch Bücher, sowie Zeitungen in Österreich, Kroatien und Serbien. Und achten sie einmal darauf, wie oft ARD oder ZDF die Meldungen der beiden Konzerne übernehmen, wofür sie, besser wir mit unseren Gebühren an die Medienriesen zahlen müssen. Hier steht natürlich nicht die sachliche Information, der aufhellende Kommentar oder der fairem Bericht an erster Stelle, sondern der Profit durch Anzeigen. Und wer schaltet Anzeigen, die Großkonzerne, VW und Mercedes, Allianz und Eon, die Deutsche Bank und Siemens. Ihnen muss der Inhalt gefallen, also ihren Aktionären, die letztlich die Medien finanzieren. Und wer zahlt...na, das kennen wir.

  

Die öffentlich-rechtliche offene Radio- und TV-Hand

Kein Ahrensfelder will weder von der Verwaltung, vom Amtsblatt, noch von den Gemeindevertretern für dumm verkauft, unterschätzt, bevormundet, zensiert oder manipuliert werden, so wie nicht durch die Regierung und die Parteien oder die Medien.

Es wird immer wieder von den Politikern und den Medienmachern bestritten, kein Wunder, dass es keine Manipulation, Desinformation oder Einschränkung von öffentlichen Meinungen gäbe. Natürlich. Aber lassen wir einen Unvoreingenommenen das werten: "...Darüber hinaus kontrollieren die Kapitalisten unter den aktuell existierenden Bedingungen, direkt oder indirekt, die Hauptquellen der Information (Presse, Radio, Bildung). 

Es ist daher für den einzelnen Bürger außergewöhnlich schwierig, und in der Tat in den meisten Fällen nahezu unmöglich, zu objektiven Schlussfolgerungen zu gelangen und intelligenten Gebrauch von seinen politischen Rechten zu machen.“
Wie am Bild zu vermuten, hat das weder ein Querdenker, ein weltfremder  Nörgler oder utopisch fantasierender Linker geschrieben, sondern ein Universalgelehrter, der nicht nur den Blick ins All gerichtet hatte, sondern mit scharfem Verstand auch das irdische Leben analysierte, Albert Einstein. (Quelle des Zitats www. anderweltonline.de)

Angesichts des Denkens und Handelns unserer Politiker oder auch einiger Laienpolitiker bei uns versteht sich von selbst, warum wir im Weltall intelligente Wesen suchen.

Illustrationen: Archiv

Der nächste Blog am Sonntag, dem 27. August 2023: Das Amtsblatt - Privatpostille und Wohlverhaltensbelohnung? Oder zur EKBO-Siedlung Ulmenallee - Lindenberger Straße




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