Wenn weiterer Wohnungsbau überhaupt Sinn macht, dann so... Aber!
In der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates Ahrensfelde hat der Stadtplaner und Architekt Christoph Kohl (CKSA) ein Städtebauliches Workshopverfahren Ulmenallee Ahrensfelde vorgestellt und betonte, dass es noch immer nur ein aktueller Arbeitsstand wäre. Das was dort mit dem Beamer an die Wand geworfen und erklärt wurde, hat Erstaunen ausgelöst und Beifall vom Ortsvorsteher und der anwesenden Vorsitzenden der Gemeindevertretung. Hinter CKSA stehen Stadtplaner und Architekten von internationalem Renommee und Erfolgen in Wettbewerben.
Meine
Frage, ob sie die Ablehnungen der tausenden Ahrensfelder gegen dieses
Siedlungsprojekt beeinflusst haben, beantworteten sie indirekt mit einem
achtbaren architektonischen Vorschlag, der bald auch der Öffentlichkeit
zur Verfügung stehen soll. Er enthält Reihenhäuser entlang der Lindenberger
Straße und Drei- bis Viergeschosser !!!, die hin zum Friedhof ein wenig verdeckt, offensichtlich wegen des wenig dörflichen Charakters liegen, eine
Gartenstadt im Zentrum, ein u-förmige Häuserzeile für Senioren, einen Standort
für einen kleinen Supermarkt und eine Kindertagesstätte. Insgesamt sind 67 Prozent als Miethäuser
vorsehen. Ein grüner Gürtel durchzieht diese Siedlung wie ein Reißverschluss
und die Architekten hätten sich bemüht, den alten Baumbestand nach Möglichkeit
zu erhalten. Alles geht vom Bahnhof Ahrensfelde Friedhof aus, die Fuß- und
Radwege. Zwei Bushaltestellen in der Siedlung sollen den Individualverkehr verringern
und klimagünstig sollen die Dächer begrünt oder mit Fotovoltaik ausgestattet
werden.
Gründlich wie enthusiastisch und mit der Selbstsicherheit eines erfolgreichen und vielbeschäftigten Profis und überzeugt von der Qualität des bisherigen Arbeitsstands, trug der Dott. Architekt Kohl, ein Vertreter des New Urbanism, die bisherige Planung vor und auch im anwesenden Publikum fand das Gezeigte staunende Anerkennung. Enthusiastisches Lob bei den Ortsbeiratsmitgliedern mit Befriedigung, dass alle ihre Wünsche aus dem Eckpunktepapier im Wesentlichen berücksichtigt wurden und sie sich so ein wenig als Co-Architekten fühlen durften. Auch die Ahrensfelder Wählergemeinschaft jubelte schon und kündigt ihre volle Unterstützung an, egal, was tausend und mehr Ahrensfelder Bürger wollen. Nun, sie haben seit 2008 ihre Stimmen bei den Kommunalwahlen halbiert und auch in der Gemeindevertretung sind von einst sechs nur noch drei AWG-Abgeordnete übrig geblieben. Die Ahrensfelder haben eben ein gutes Gespür dafür, wer sie und ihre Interessen wirklich vertritt.
Auf die Idee, etwa wie beim CKSA-Projekt Güterbahnhof Berlin-Köpenick, wo auf 34 Hektar 1.800 Wohnungen und zwei Schulen neben Gewerbe entstehen soll und eine Bürgerwerkstatt beteiligt worden war, kommen unsere Ortsbeiratsmitglieder eben nicht. Auch bin überzeugt, die Architekten aus dem Büro Kohl und Partner wären durchaus auf so eine Form der Ideenfindung aufgeschlossen. Aber das wäre aktive Bürgerbeteiligung und ein ernst nehmen von ihren Wünschen und Vorstellungen, vielleicht sogar noch eine echte, vorurteilsfreie Einwohnerbefragung. Ja, wo leben wir?
Plan des künftigen Baugebietes entlang der Lindenberger Straße
Ja, und dennoch, es bleibt ein ungutes Gefühl bei den Anliegern zurück. Denn ein gut gemachter Plan ist nicht automatisch für uns ein guter Plan. Der Umweltbericht steht noch aus und ich habe darauf schon mehrfach hingewiesen, dass das Gebiet lange der Natur überlassen war und dort sich zahlreiche auch in ganz Europa geschützte Arten niedergelassen haben. Das hat zwar nichts mit dem Entwurf der Architekten direkt zu tun, doch mit dem Auftraggeber, der evangelischen Kirche EKBO. Auch können die CKSA-Architekten nicht zaubern und so münden sieben (7!!) weitere Straßen aus der neuen Siedlung in die schon heute total überlastete Lindenberger Straße. Kein Trost ist, dass sie die Namen der gegenüberliegenden Straßen, wie Heinestraße oder Jahnstraße bekommen sollen.Beim Halbstundentakt der RB 25 sind nicht nur Stau, sondern auch jede Menge höchst gefährliche Situationen im Verkehr sehr wahrscheinlich. Dazu mehr Feinstaub, mehr Lärm, mehr Verbrauch der Ressourcen aller Art macht das auf den ersten und zweiten Blick durchaus sinnvolle Konzept für die EKBO-Siedlung auch nicht bürger- und umweltfreundlicher für die Anlieger, die allein in Ahrensfelde 1.725 Mal (also etwa ein Viertel der Bevölkerung) in der Einwohnerbefragung gegen diese Bebauung stimmten. Davon scheinen die Bürgervertreter im Ortsbeirat bis heute unbeeinflusst zu sein. Soweit geht eben die direkte Demokratie auch im Ortsteil Ahrensfelde nicht. Ergibt sich folgerichtig nicht nur für mich die Frage: Wen vertreten Ortsvorsteher Joachim und Co. eigentlich?
Ich hoffe, dass die bisherigen Planungsergebnisse bald in den öffentlich zugänglichen Dokumenten zu sehen sein werden und jeder sich ein Bild machen kann. Aber, wenn weiteres Bauen bei uns überhaupt einen Sinn haben sollte, dann sicher in dieser Art. Jedoch gibt es weder für dieses Projekt noch für das Winterdorf an der Birkholzer Allee auch nur einen einzigen vernünftigen Grund zur Verwirklichung, sagen doch alle Prognosen, dass die Zahl der Ahrensfelder Einwohner abnimmt. Wir brauchen diese Wohngebiete so wenig, wie Maulwurfshügel im Rasen. Denn wie bisher schaffen wir uns die größten Probleme selbst mit unserem ausufernden Bauen meist noch auf Ackerland oder in biologisch wertvollen Habitaten. Dem Ego der Verwaltung um Bürgermeister Gehrke und der Gemeindevertretung sei Dank. Also Daumen runter.
Fotos: Archiv/CKSA 2, Autor 1, Karte Unterlagen der Gemeinde Ahrensfelde
Am 14. September, eine dreiviertel Stunde vor der Beratung des "Bauausschusses" so um 18.15 Uhr, sitze ich wieder auf der Bank vor dem Ortsteilzentrum Ahrensfelde für Kritiken zu und Vorschläge für meinen Blog und darüber hinaus für Gespräche bereit.