Was geht uns die Bürgermeisterwahl in Altlandsberg an?
Unsere Nachbarn in Altlandsberg haben seit ein paar Monaten einen neuen Bürgermeister. Ob unser Amtskollege Wilfried Gehrke schon zur Gratulation war, wer weiß? Was das uns angeht, wenn nebenan ein kleiner kommunalpolitischer Erdrutsch stattfindet, über den sogar die ARD-Tagesschau berichtet hat? Na, es ist nicht uninteressant. Schon immer habe ich gesagt und geschrieben, dass auch wir eine Menge von den selbstbewussten fast 10.000 Bürgern lernen können. Mit Ausnahme von Bürgermeister Gehrke, der unsere Gemeinde als Vorbild für den Barnim und sich selbst lobt.
Erstens, wie sie ansässige Firmen einbeziehen, sich an der
Verschönerung der Stadt und ihrer Dörfer teilzunehmen und so die Stadtkasse
entlasten. Alle, die dutzenden Bänke im wieder entstandenen Schlosspark sind
gesponsert, um nur ein Beispiel zu nennen.
Zweitens bestimmen die Ortsteile, also die Dörfer rings um Altlandsberg weitgehend das Baugeschehen bei sich selbst. Buchholz, das kleine Storchendorf mit idyllischer Lage und so um die 250 Einwohner, hat sich seinen abgeschiedenen dörflichen Charakter bewahrt durch eine mehr als behutsamen Wohnbebauung. Eigentlich gibt es nur noch Familienzuzug. Das Apfeldorf Wesendahl besteht auch immer noch fast nur aus der besiedelten Dorfstraßen, eingebettet von Obstplantagen und Feldern.
Drittens ist das gesellschaftlich-kulturelle Leben interessant und vielseitig, und das liegt nicht nur an den Gaststätten wie dem "Brau- und Brennhaus" oder dem "Armenhaus" am Storchenturm, der "Mühle" oder dem "Ristorante Minela" in der Kulturmanufaktur. Neben den Vereinen, wobei die Handballer schon Bundesliga spielten, gibt es einen randvollen Kalender an den Stadt- und Dorffesten und der lebendigen Partnerschaft mit dem polnischen Krzeszyce.
Viertens haben die Altlandsberger natürlich einen
Seniorenbeirat, der auch in der Stadtverordnetenversammlung bei allen die Senioren betreffenden Fragen zu Wort kommt und gehört wird. Die Leute wissen eben die Erfahrungen der Silberköpfe zu schätzen.
Fünftens gibt es in der Stadt drei kleine Seniorenresidenzen
und das bei so um die 9.808 Einwohnern. Sie liegen alle in sehr ruhigen Ecken der Stadt.
Sechstens gibt es ein von mir und der Fraktion BVB/Freie Wähler
Ahrensfelde für alle unsere Ortsteile auch mit einer abgelehnten Petition längst
gewünschtes INSEK, ein integriertes Stadtentwicklungs- und Verkehrskonzept und
dafür sogar einen Ausschuss in der Stadtverordnetenversammlung.
Siebentens hat die Stadt eine echte Umgehungsstraße, was zwar die Anwohner der Berliner Straße, aber nicht
jedermann erfreut. Denn sie minimiert zwar den Durchgangsverkehr und gleichzeitig
auch gibt es nun weniger Kunden für die Gewerbetreibenden der Stadt. Die weit um Altlandsberg herum führende Ortsumfahrung hat Ex-Bürgermeister und Ehrenbürger Manfred Andruleit mit nimmermüder Energie beim damaligen Ministerpräsidenten Platzek durchgesetzt.
Ich könnte noch ein halbes dutzend mehr Gründe dafür
anführen, warum sich nicht nur ein Blick zu den Nachbarn lohnt, aber nun zur Wahl des neuen Bürgermeisters. Fünf Kandidaten waren
angetreten. Sie stellten sich öffentlich vor der Wahl den Fragen und Antworten
der Bürger. Sieh einmal einer an! In der Stichwahl setzte sich Michael Töpfer, der
Ortsvorsteher von Wegendorf von der "Wählervereinigung Bürger für Stadt und Land", mit 71,5
Prozent gegen den seit sechzehn Jahren amtierenden Bürgermeister Arno Jaeschke,
parteilos für die CDU, mit 28,5 Prozent durch.
Die kleine Skulptur symbolisiert die "Ackerbürgerstadt" Altlandsberg
Das war für den
Amtsinhaber eine faustdicke Überraschung, hatte er doch vor der Wahl auf die in unterstützende CDU und sein
inzwischen aufgebautes Netzwerk vertraut. Jeder, der hier Parallelen zu uns
zieht, kann das machen, ich beschränke mich auf die Fakten.
Weshalb haben
sich die Altlandsberger so deutlich für Michael Töpfer entschieden? Ich kenne
viele Altlandsberger, der Stadt mit dem historischen Kern und dem
Schlossensemble, saß Arno Jaeschke so manches Mal gegenüber, war mit seinem
Vorgänger Manfred Andruleit sogar befreundet und habe nachgefragt. Alle recht selbstbewussten Ortsvorsteher
fühlten sich nicht genug einbezogen vom einstigen Bürgermeister. Die
Verwaltungsstruktur ist zu uneffektiv, so dass die Vorgänge und Entscheidungen
viel zu lange dauerten. Dazu kommt, dass die Verwaltung zu bürgerfern sei, machte, was sie wollte und die Stadtverordneten sollten nur alles abnicken. Na, das kennen wir doch! Dem
Radwegeausbau wie dem Busverkehr zwischen den Ortsteilen sei nicht die
genügende Aufmerksamkeit gewidmet worden. Irgendwie kommt mir auch das bekannt vor. Michael
Töpfer hat ein Credo: "Machen, nicht
quatschen! Ich will nicht immer hören, warum etwas nicht geht. Anpacken und
gestalten zum Wohle unserer Stadt."
Fotos: Autor