Zehn Jahre Landschaftsplan Ahrensfelde - wieder kein Grund zum Feiern

Offensichtlich gibt es auch Pläne, die so missachtet und zuschanden geworden sind, durch genau die, die sie ausführen sollten. Ich befürchte, der Landschaftsplan der Gemeinde gehört dazu. Er ist in Vergessenheit geraten. Die Mehrzahl der Mitglieder der Gemeindevertretung wissen kaum, dass es ihn gibt oder kennen ihn nicht. Letzteres ist nicht so schlimm, aber sie sollten ihn sich vornehmen, bevor sie einer weiteren Wohnbebauung außerhalb der Dörfer und auf Ackerland und Wiesen  und Änderung des Flächennutzungsplanes zustimmen.

Der Lenné-Park  - Kleinod Ahrensfeldes

Weil ich auch voraussetze, dass ihn kaum Leser meines Blogs kennen, will ich ihn im Zusammenhang mit geplanten und realisierten Bauprojekten erläutern und beweisen, dass dieser Plan für einige nur Makulatur zu sein scheint. Und das schmerzt. Das Landschaftsprogramm des Landes Brandenburg benennt die wichtigsten Schutzgüter. An erster Stelle steht zu recht der Boden. Er ist endlich und ist sozusagen die Basis, auf der alles wächst und gedeiht. Wir aber treten ihn nicht nur wirklich, sondern auch gedanklich mit Füßen oder betonieren ihn mit Siedlungsbau und mit Gewerbe  zu. Das jüngste Beispiel sind die fast 8 Hektar Ackerland an der Birkholzer Allee. An der Kirschenallee, das Baugebiet heißt romantisch "In den Obstwiesen", war es noch mehr Ackerland, das unwiederbringlich der Natur entzogen wurde. Wofür? Um noch eine Schlafsiedlung an eine andere zu kleben und dem Bauherren einen fetten Profit zu bescheren?

 BONAVA-Beton wo einst Raps blühte  - am schönsten sind die Wolken

Dabei fordert unser Landschaftsplan sogar eine bodenschonende Bewirtschaftung durch die Landwirtschaft, von bebauen kein Wort. Die Niederungsböden zum Erhalt oder der Regeneration des  Grundwassers finden wir In Lindenberg, Ahrensfelde und  Mehrow. Hier zu bauen, gräbt uns förmlich das Wasser ab. Wasser ist also ein ebenso wichtiges Schutzgut, im Klimawandel mehr denn je. Wie heißt es im  Lied des Wasserträgers: "Ohne Wasser merkt euch das, wer unsre Welt ein leeres Fass." Versiegelung zu vermeiden und so die Grundwasserneubildung zu sichern. Spielte das schon einmal in der Gemeindevertretung eine Rolle? Niemals und das werfe ich unseren Angeordneten vor. Wozu beschließen sie Pläne, die sie nicht einhalten wollen? Das ist doch nicht normal!
Der Landschaftsplan fordert und ermahnt uns auch zu Offenlandschaften. Wir sind also nicht der ausgelagerte Bausektor für Berlin, wohl aber spielen unsere Freiräume eine wichtige Rolle für den Erhalt der Kalt- und Frischluftentstehungsgebiete mit Wirkung auf die Hauptstadt. Felder und Auen sind dafür wichtig, versiegelte Wohnsiedlungen heizen die Frischluftbahnen auf und schnüren den Berlinern förmlich die Luft ab. Allein deshalb muss weiterer Siedlungsbau aus Vernunftgründen und Solidarität mit der Hauptstadt, wo tausende Ahrensfelder Lohn und Brot erarbeiten, vermieden werden.

Am Wuhlewanderweg

Das Schutzgut Arten ist ein weites Feld und  mit jedem Quadratmeter Bauland vernichten wir tausende für uns und die Natur  lebenswichtige Mikroorganismen, Habitate für geschützte Pflanzen, Schmetterlinge und jede Menge Insekten, Vögel und Fledermäuse, Reptilien und Kleinsäuger. Zwar heißt unser Ausschuss für Wirtschaft, Bauwesen, Natur und Umwelt, aber die Natur und Umwelt sind nicht nur ein Stiefkind, sondern kommen in unseren Überlegungen kaum vor. Dieser Eigennutz ist Diebstahl und Frevel an Dingen, die unser aller Gemeingut sind.

Nur noch selten ertönt der Gesang der Singdrossel

Beim Schutzgut Klima fasse ich mich kürzer. Wir sind nicht in der Gemeinde die Klima- und Umweltaktivisten. Auch wenn der Bürgermeister in fast jeder Sitzung seinen kläglichen Umweltbericht über die Pflanzung einer Hecke oder von drei Bäumen gibt. Wir vergreifen uns mit unseren Bauprojekten an der Umwelt, die uns nicht gehört. Wo bleibt denn ein Natur- und Umweltkonzept mindestens bis 2030 begleitend zum Achsenentwicklungskonzept?  Ja, es kostet Geld, aber wer bei diesem wichtigen Feld spart, versündigt sich an unseren Kindern und Enkeln, an kommende Generationen, die absolut nicht die Letzte ist.
Und so wird der gute und richtige Plan, der vielleicht an die heutigen Gesetze und Bedingungen angepasst werden sollte, durch die vielleicht unwissentlich zuschanden, die ihn eigentlich ausführen sollen. Das bestätigt mich einmal mehr in der Überzeugung, ab 2024 brauchen wir eine Gemeindevertretung, die die Vernunft und den Bürgerwillen an die erste Stelle setzt. Das heißt für mich, dass viele von den heutigen Abgeordneteni nicht mehr wählbar weil nicht lernfähig sind. 
Ja, Johann Wolfgang ist heute wie damals hochaktuell: "Es ist nichts schrecklicher als eine tätige Unwissenheit."

Fotos: Hartmut Moreike

Der nächste Blog am Mittwoch dem 6. September zum Thema: " Small is beautiful". 

Am 14. September, eine dreiviertel Stunde vor der Beratung des "Bauausschusses" so um 18.15 Uhr, sitze ich wieder auf der Bank vor dem Ortsteilzentrum Ahrensfelde für Kritiken zu und Vorschläge für meinen Blog und darüber hinaus für Gespräche bereit. 


 

 


Beliebte Posts aus diesem Blog

Wer fragt, der lernt, oder es ist Hopfen und Malz verloren (Achtung Satire)

Die neue Gemeindevertretung - nach der Wahl ist vor der Wahl (Ende)

Die Posse in Lindenberg hatte Erfolg