Ein Medizinisches Versorgungszentrum in Ahrensfelde - umstritten aber notwendig
Es ist klar, der Einstieg von Absolventen nach dem Eid des Hippokrates in ein Klinikum ist vielfach verlockender, weniger stressig und besser bezahlt, als ein Hausarzt in der Provinz und erst recht, wenn diese am Rande Berlins liegt, wo sich die Kliniken in der Hauptstadt an Angeboten überbieten.
Also wäre ein Medizinisches Versorgungszentrum bei uns eine sinnvolle Alternative, wie ich im Blog schon forderte. Ich kann dieses "Es geht nicht...es kostet zu viel, es gibt keine Ärzte und die KV muss das genehmigen" von den ewigen Bedenkenträgern im Rathaus und dem Echo in der Gemeindevertretung nicht mehr hören. Die Gemeinde Blankenfelde- Mahlow im Süden Berlins hat eine Medizinische Einrichtung GmbH in kommunaler Trägerschaft mit Allgemeinmedizinern, Hausärzten Kinderärzten, Gynäkologen, Physiotherapie und Prävention. Gut, die Gemeinde hat inzwischen 28.000 Einwohner, die können es sich leisten, könnte man entgegnen. Geschenkt, denn in Hessen hat die kleine Stadt Schwarzborn ein Medizinisches Versorgungszentrum gestemmt, das auch für die Patienten der umliegenden Gemeinden ein Segen ist. 1,1 Millionen wurden für den Bau aufgewendet, eine Summe, die angesichts der Investitionen unserer Gemeinde in zwei Sportplätze geradezu lächerlich erscheint. Und dieses Städtchen hat nur 1.209 Einwohner!
Zufall, Ausnahme? Weit gefehlt. In Schleswig Holstein liegt die kleine Gemeinde Itzstedt. Sie plant auf 4.000 m2 ein MVZ mit 6 Allgemeinmedizinern, Internisten, Orthopäden und was weiß ich. Diese medizinische Einrichtung wird auch von der Gemeinde betrieben, so dass das Risiko der Ärzte überschaubar bleibt. Und dieses Itzstedt hat gerade einmal 2.549 Einwohner. Klingelt da etwas?
Es ist eben nicht so, dass irgend jemand den Gemeinden verbietet, eigene Medizinische Versorgungszentren zu bauen und zu betreiben. Bereits seit 2011 können Kommunen theoretisch eigene Medizinische Versorgungszentren (MVZ) gründen. Die Hürden waren damals allerdings so hoch, dass sie kaum eine Stadt, Gemeinde oder ein Landkreis überwinden konnte. Der Gesetzgeber griff deshalb 2015 erneut ein und lockerte die Voraussetzungen für kommunale MVZ deutlich. Seitdem gelten Kommunen als regelhaft zulässige Träger von MVZ - gleichwertig zu Vertragsärzten, Kliniken und Dialyseträgern. Die Gründung eines kommunalen MVZ ist nun nicht mehr auf Ausnahmefälle beschränkt. Eine explizite Zustimmung durch die KVen ist ebenfalls nicht mehr nötig. Seitdem gelten die Medizinischen Versorgungszentren als attraktive Arbeitgeber vor allem für junge Ärzte. Auch gibt es inzwischen genug Studien wie die von der Universität Regensburg über "Kommunen als Träger Medizinischer Versorgungszentren."
Die Gründung und der Bau eines MVZ ist ein langer, bürokratischer und finanziell aufwendiger Weg. Ich kann verstehen, dass nur wenige bei uns die Courage haben, ihn zu gehen, er aber im Interesse der Bevölkerung und als Teil der Daseinsfürsorge für unsere Ahrensfelder vom Baby bis zum Greis verpflichtend ist. Das wäre eine Anpassung der Infrastruktur, die längst eine Infarkt hat. Ein Ahrensfelder MVZ - das Vorhaben für die neue Wahlperiode?