Sie sind wieder da, die Lidl Wohltäter für Ahrensfelde


Im Ausschuss für Wirtschaft, Bauwesen, Natur und Umwelt ist es Zeit, so der Konzern aus Neckarsulm und die Verwaltung, endlich Nägel mit Köpfen zu machen und das LIdl-Logistikzentrum in Lindenberg auf 18,9 Hektar durch die Ahrensfelder Gremien zu bringen. Mit der Änderung des Flächennutzungsplanes, denn natürlich muss auch wieder Ackerland zubetoniert werden sowie dem Städtebaulichen Vorvertrag und dem Aufstellungsbeschluss. Klar, der Markt für Logistikzentren boomt. Ich hatte ja schon einmal geschrieben, dass sich unsere Verwaltung in vielen Vorgesprächen zum Hosenträger der Jeans des Weltkonzerns Lidl gemacht hat. Übrigens Jeans; für die Hausmarke von Lidl "Livergy" nähen die Frauen und Mädchen in Bangladesh für etwa 17 - 20 Euro Monatslohn unter katastrophalen Arbeitsbedingungen. Aber das nur nebenbei.

Nein, ich bin doch nicht so bescheuert, mich mit einer Handelsweltmacht anzulegen, die im Jahr 2022 auf allen Geschäftsfeldern einen Umsatz von 154,12 Milliarden Euro gemacht hat. Auch wenn das Unternehmen nicht immer den besten Ruf haben soll. Es ist aber so, dass ich keine Hähnchen bei Lidl kaufe, dass sei mir doch erlaubt. Denn im Mai dieses Jahres wurde eine Untersuchung, die die öffentlich rechtlichen TV-Sender ausstrahlten, bekannt, wonach bei einer Stichprobe 71 Prozent des Hühnerfleisches der Lidl-Eigenmarke „Metzgerfrisch“ mit antibiotikaresistenten Keimen und Fäkalkeime belastet waren. Der Konzern zeigte auf die Problematik des anfälligen Geflügelfleisches hin und wies alle Vorwürfe zurück. Er ist der Ansicht, dass bei der gängigen Zubereitung von Geflügel für den Verbraucher keine Gesundheitsgefährdung ausgeht.

So sehen klassische Logistik-Zentren wie hier für WMF in Dormstadt aus

Aber das nur am Rande, dem Umsatz von Lidl können solche Lappalien ohnehin nicht schaden mit seinen Marken Bauer, DeBeukeler, Deutsche Extrakt Kaffee, Frosta, Iglo, Ostmann und Wiesenhof. Nun also zu dem geplanten Logistik-Zentrum in unserer Gemeinde. Beschaffen, Lagern, Bereitstellen und Transport, so etwas macht ein Logistikzentrum mit seinen FUL-Funktionen aus, schließlich war ich einst Wirtschaftsjournalist. Das heißt, da fällt jede Menge Transport an. Das ist auch die einzige Sorge von Ortsvorsteher Meuschke aus Lindenberg, dass die LKW nicht durch sein Dorf rollen. Aber wie sollen sie sonst in die Filialen Havemannstraße, Märkische Allee oder Prötzeler Ring kommen, um nur einige zu nennen?

Lidl lockt mit 300 Arbeitsplätze als Geschenk für Ahrensfelde, um, so der Konzern, die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde zu unterstützen. Nun, es handelt sich nicht etwa um zukunftssichere hochqualifizierte Arbeitsplätze, sondern seit 2022 garantiert die Unternehmensgruppe Schwarz aus Bad Wimpfen, die schon 39 solcher Logistik-Zentren betreibt, einen übertariflichen Einstiegsgehalt von immerhin 14 Euro. Na, da kann man doch richtig einen draufmachen. Auf dem Bau in Berlin, und viele Ahrensfelder pendeln in die Hauptstadt, beginnt der Tariflohn bei 20 bis 25 Euro. Ein Grundschullehrer wie ein Mitglied unserer Gemeindevertretung geht in Spreeathen mit mindestens 5.861,53 Euro brutto im Monat nach Hause. Da ist es doch zynisch, davon zu reden, dass mit dem Logistik-Zentrum dem Pendeln von Ahrensfeldern zu Arbeitsplätzen außerhalb der Gemeinde entgegen gewirkt werden soll.

Unter dem Strich: Brauchen wir hier solch ein Logistik-Zentrum, das landwirtschaftliche Flächen zerstört, durch unzählige LKW, so alle drei (3) Minuten einer, die Umwelt mit Lärm und Feinstaub schädigt und unsere Gesundheit, die Mitarbeiter über enormen Leistungsdruck setzt, der die Bezahlung nicht aufwiegt, in dem sich  Angestellte als Werkzeuge und sich ausgenutzt mit Überstunden ohne Ende fühlen? Die Gewerkschaft Verdi ging mit Erfolg dagegen vor, dass bei Lidl die Toilettengänge und Krankheitsgründe der Mitarbeiter erfasst wurden. Noch einmal zitiere ich einen Mitarbeiter: "Wer einen 450-Euro-Job bei Lidl machen will, sollte lieber ins Gefängnis gehen." Brauchen wir so etwas wirklich, liebe Abgeordnete? Aus umwelt- und ethisch-moralischen Gründen müsste das Lidl-Logistikzentrum abgelehnt werden. Aber wer wird sich schon mit Lidl anlegen wollen? Sind wir nicht alle längst Feiglinge geworden?

 Fotografik nach Goodman, Foto Autor

 

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