Was zum Lidl-Projekt im Bauausschuss noch zu sagen wäre

Eigentlich habe ich in meinem Blog zu den Lidl-Wohltätern und dem Geschenk des Logistikzentrums in Lindenberg für uns Alles dargelegt. Aber nun hat der "Bauausschuss" nach professioneller wie eindrucksvoller Präsentation der Lidl-Vertreter mehrheitlich zugestimmt, die Anträge so in die Gemeindevertretung zu überweisen. Ein Großteil des Investitionsvorhabens wird wieder landwirtschaftliche Nutzfläche zubetonieren. Ich habe mich immer wieder gewundert, mit welcher Selbstverständlichkeit der Landwirt mit Hobbyrinderzucht, Bürgermeister Gehrke, der Vernichtung von Ackerflächen für spekulativen Siedlungsbau wie in der Kirschenallee zugestimmt hat.

Aber in einem Statement erinnerte er auch daran, das wir alle einkaufen wollen und so ein Logistikzentrum dafür nun einmal notwendig sei, das selbst außer Berlin und Brandenburg auch Teile von Mecklenburg/Vorpommern versorgen würde. Das würde ein Zeichen von Solidarität sein. Die Interessen der Gemeinde würden durch 350 Arbeitsplätze, Gewerbesteuern und Wachstum das Ansehen als Mehrwert zu Buche schlagen. Schön und gut, Europas größter Lebensmitteldiscounter gibt sich im kleinen Ahrensfelde die Ehre. Aber deshalb muss doch eine selbstbewusste Gemeinde mit demokratisch gewählten Abgeordneten nicht in Ehrfurcht erstarren und einen goldenen Teppich ausrollen. 

Ich hatte nun vorgeschlagen, um den aufkommenden Verdacht von Korruption der Gemeinde durch den Weltkonzern Lidl nicht aufkommen zu lassen, vielleicht die Kosten für die gewünschte und geplante Skateranlage in Lindenberg als Sponsoring zu übernehmen oder ein Teil der Leitplanken der Schulwegsicherung auf der Lindenberger Straße/Ahrensfelder Chaussee, über die ja Lidl-40-Tonner rollen. Es wurde versichert, dass keine LKW von Lidl diese Landstraßen befahren würden. Wie sie dann das zum Konzern gehörende Kaufland Eiche neben anderen beliefern wollen, bleibt nicht nur mir ein Rätsel. Jedenfalls gehöre so etwas weder direkt noch mittelbar zum vorgestellten Projekt, so Lidl.

Das vorgestellte  Verkehrsgutachten konzentrierte sich nur auf die Bundesstraße 2.  Seltsam, das sich Fachbereichsleiter und Gemeindebediensteter Schwarz zu Wort meldete und sagte, dass keine Leitplanken zur Schulwegsicherung nötig und nicht gesetzlich vorgesehen wären. Aber dass dort nur eine Straßenbegrenzung von einem Granitstein vom Radweg zur Fahrbahn vorhanden ist, also keine Handbreit Fahrbahn und Radweg trennt, scheint hinnehmbar. Sicher nicht für die Eltern.

Leitplanke vorgeschrieben oder nicht, es geht um das Leben unserer Kinder

Aber was mich nicht nur auf die Palme gebracht, sondern tief beleidigt hatte, war die Unterstellung des Herrn Gehrke, ich würde mich taktlos und beschämend gegenüber den Investoren verhalten haben. Ein starkes Stück, eine Frechheit, wie ich in den Raum rief, denn  diensteifrig hatte Ausschussvorsitzender Dreger die Diskussion  abgewürgt. Was trieb Herrn Gehrke zu solchen Ausfällen, habe ich doch absolut sachlich mit öffentlich dokumentierten Fakten belegt, warum eigentlich aus ethisch-moralischen Gründen dem Projekt nicht zugestimmt werden dürfte. 

Als Philosoph habe ich leider die Angewohnheit, jedes Ding ganzheitlich zu betrachten, was leider zu oft hier in den Gremien und auch in der Verwaltung nicht der Fall ist. Nun, Einigen nehme ich das auch nicht mehr übel, sehe es ihnen großmütig nach, denn sie sind erkennbar überfordert. Diese, meine Gründe hatte ich ja im Wesentlichen im vorangegangenen Blog aufgezählt und nun im Ausschuss dargelegt. Getreu dem Wahlspruch meines Blogs: Sachlich, kritisch, optimistisch! Fakten, Fakten, Fakten, die jedem Faktencheck standhalten und übrigens vom Lidl-Vertreter Oliver Matthäi, Bereichsleiter Standortentwicklung Logistikunternehmen, widerspruchslos hingenommen wurden. Was denn sonst?  

Dass Herr Bürgermeister diese Fakten nicht kennt oder ignoriert, wirft für mich die Frage auf, ist er so blauäugig, so oberflächlich oder interessieren ihn die Arbeitsbedingungen bei diesem Investor auch für die Ahrensfelder nicht, die vielleicht dort mit 14 Euro Lohn und Brot verdienen? Auch er hätte Zugang zu all den Fakten über den Ruf von Lidl unter den Beschäftigten, dem Ansehen in der Öffentlichkeit und all den Lidl-Skandalen. Meiner Meinung nach hätte er sich informieren müssen, welch ein Kunde Lidl ist. Ja, das gehört sicher zur Daseinsfürsorge der Gemeinde. Wiederum einmal mehr die Frage, wen vertritt der Bürgermeister eigentlich oder ist er einfach amtsmüde? Mit dieser Entgleisung und der Naivität des Herrn Gehrke in diesem Fall habe ich mich für den Bürgermeister geschämt.

Fotos Archiv/ Autor

 

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