Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben

Oder anders ausgedrückt, wessen Interessen vertreten Gemeindevertretung und die Verwaltung? Es ist einfach absurd. Nachdem die profitgierigen Investoren und Spekulanten in den Städten schon Reibach gemacht haben, entdeckten sie nun den Drang der Städter ins Umland und für Berlin in den Speckgürtel. Auch da ist noch jede Menge Kohle zu machen. Es gilt nur genügend örtliche Politiker zu finden, die das Spiel mitmachten. Gibt es die bei uns? Aber sicher wie die jüngsten Beratungen ob Ortsbeiräte oder Gemeindevertretung zeigen! Gegen das Winterdorf an der Birkholzer Allee gibt es seit einem Jahr einen beachtlichen Widerstand der Einwohner von Neu-Lindenberg. Auch eine Befragung ist angestrebt worden, wozu das Quorum erreicht wurde und nun eine Online-Befragung mit erheblichen Mängeln und einer fraglichen Aussage läuft. Und dann findet am 12. Dezember eine Info-Veranstaltung mit Investor Winter statt.

Dass das mit den Bodenspekulanten nicht aus der Luft gegriffen ist, will ich am Beispiel von Bonavas "In den Obstwiesen", uns als Kirschenallee ein Begriff, belegen. Dort wurde dem Investor Gemeindeland zu einem läppischen Preis so zwischen 60 und 70 Euro je Quadratmeter verkauft. Der Bodenrichtwert dagegen, nun für die Bewertung der Grundsteuer aktuell festgelegt, beträgt so um die 400 €. Die Grundstückspreise in Ahrensfelde liegen in mittlerer Lage bei 430 Euro pro Quadratmeter. In den gefragtesten Lagen müssen Interessierte momentan einen Quadratmeterpreis von 660 €/m² bezahlen. Es geht aber auch günstiger, denn in einfachen Lagen liegen die Bodenwerte bei 369 Euro pro Quadratmeter.

Der Ortsbeirat Ahrensfelde hatte einst gefordert, um den dörflichen Siedlungscharakter zu erhalten, darf kein Grundstück kleiner sein als 600 Quadratmeter. Dafür hätte Bonava nie und nimmer gebaut, denn das bringt nicht genug Gewinn. Gerade einmal zwei Grundstücke erfüllen diese Forderung. Aus dem vom Investor veröffentlichten Angebot: Ein Reihenhaus mit  4 Zimmern und 158 Quadratmetern Wohnfläche, also durchaus familiengeeignet, sowie 181 Quadratmetern Grundstück ist für stolze 529.900 € zu haben. Über eine halbe Million!!! Sonst noch Fragen?

Das  ist ja kein Schnäppchen und belegt, dass der Investor Bonava bei weiten kein Wohlfahrtsunternehmen ist. Bonava GmbH ist 2016 aus dem skandinavischen Bau- und Immobilienkonzern NCC entstanden. Dabei ist Bonava ein Kunstwort, das sich aus zwei schwedischen Wörtern zusammensetzt. „bo“ heißt Wohnen und „nav“ ist der Mittelpunkt. Die Aktiengesellschaft baut seit den 1930er Jahren  in Schweden Häuser und Wohnungen und beschäftigt gegenwärtig 1.900 Mitarbeiter in acht europäischen Ländern. Der Aktienkonzern ist an der Stockholmer Börse notiert. Ob er allerdings den Bauherren, also Käufern die fünf Jahre Garantie bieten kann, ich weiß es nicht. Die Aktie ist zur Zeit 1,24 € wert und der Kurs ist gerade um Einiges gefallen.

Warum sind unsere Gemeindevertreter gewollt oder aus Naivität Unterstützer solcher profitorientierten Heuschrecken, die mit der Wohnungsnot der Menschen oder ihrem Wunsch nach Ruhe, sauberer Umwelt  und Geborgenheit für ihre Familie auf Land ziehen, meiner Meinung nach unmoralische Geschäfte machen. Ja, unsere Abgeordneten lassen diese Unternehmen nicht nur bei uns gewähren, sondern legen ihnen noch einen roten Teppich aus und sind zufrieden, wenn sie dafür als Trostbonbon einen erweiterten Kinderspielplatz bekommen. Ist das zum Wohl der Einwohner, dem unsere Abgeordnete verpflichtet sind? Leute wie ich, die diese Frage stellen, sind keine Provokateure, Unruhestifter und Störer des Gemeindefriedens, Herr Bürgermeister Gehrke, sondern wache Bürger, die sich für die Gemeinde und ihre Einwohner und deren Interessen wirklich einsetzen. 

Na und auch die evangelische Kirche, die entlang der Lindenberger Straße und nicht vorrangig in der Ulmenallee die von der Gemeindevertretung bejubelte EKBO-Siedlung baut, wird nicht all zu christlich mit den Preisen und Mieten sein, gilt es doch die sinkende Kirchensteuer durch die Austritte zu kompensieren. Ich bin gespannt, ob unsere Abgeordneten inzwischen etwas gelernt haben, wenn es im Januar um das Winterdorf geht?

Fotos: Autor, Archiv

Zum Bauvorhaben Birkholzer Allee auch ein paar Bemerkungen und Fragen um die Einwohner-Informationsveranstaltung am 12.12.23 demnächst in diesem Blog "Moreikes Ahrensfelde", die einzige objektive wie ehrliche und aktuelle Plattform für und in Ahrensfelde.

P.S. Zum besseren Service meinerseits für alle Leser versuche ich, nun zweimal in der Wochen einen Blog-Beitrag zu veröffentlichen und zwar am Mittwoch und am Samstag. Ich hoffe, dass die Themen ausreichen und ich immer die Zeit finde.

 

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wer fragt, der lernt, oder es ist Hopfen und Malz verloren (Achtung Satire)

Die neue Gemeindevertretung - nach der Wahl ist vor der Wahl (Ende)

Die Posse in Lindenberg hatte Erfolg