Schiss vor Wissen, Charakter und Courage der Silbergeneration?

Ich behaupte einmal kühn, das mit dem Seniorenbeirat wie mit der Seniorenresidenz stößt deshalb auf soviel Widerstand wie Unverständnis, weil  die maßgeblichen Leute oft nicht verstehen, was damit gemeint ist. Außer dem Bürgermeister, der weiß natürlich, was ein Seniorenbeirat ist und er weiß auch, dass das ein weiteres Organ der direkten Demokratie ist, dass es um jeden Preis zu verhindern gilt. Wo kämen wir dahin, wenn jeder Bürger in Ahrensfelde so mündig ist, dass er mitreden wollte, wie sich sein Leben und das seiner Familie gestaltet.

Und ein Seniorenbeirat oder Rat, mir ist die Bezeichnung einerlei, sondern seine Funktion und seine Rechte sind das Entscheidende, ist etwas ungeheuer Wichtiges. Auch für Ahrensfelde. Er will nämlich mitreden und mitentscheiden, wenn es um die Interessen der reiferen Menschen geht. Wir sind nun in Ahrensfelde schon 3.000 und unser Anteil an der Einwohnerzahl wächst, was erfreulich ist, weil die Leute nun einmal immer älter werden, als noch vor zwanzig Jahren. Eine Prognose der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde zur Zukunftsgemeinde Ahrensfelde sagte voraus, "dass der Anteil der Wohnbevölkerung im arbeitsfähigen Alter im Zeitraum 2000 bis 2030 um  ca. 30% abnehmen und der Anteil der Wohnbevölkerung im Rentenalter um fast 300% zunehmen wird." 

Also der Anteil der Senioren an Ahrensfeldes Einwohner wächst und sie werden immer gesünder und gefühlt immer jünger älter. Und wir haben natürlich dementsprechende Ansprüche, mehr als die Frauen Klitzsch und einst Iwa uns zubilligen und Bürgermeister Gehrke es wünscht. Denn unter den Silberköpfen - damit sind vor allem die Damen gemeint, und unter den Kahlköpfen, das sind eher die Männer - da gibt es jede Menge kluge Köpfe, die oft mehr als vierzig Jahre in den unterschiedlichsten Berufen bestimmt haben, wo es lang geht. Vom Bauingenieur über den Finanzdirektor, vom Botschafter in fernen Ländern bis zum Hochschuldozenten, vom Marketingprofi bis zum Konstrukteur, vom Klinikmanager bis zum Verkehrsspezialisten. Verständlich, dass sie alle beim Spielnachmittag fehlen, denn solche Unterforderung ihrer geistigen Fähigkeiten wäre eine absolute Beleidigung.

Sie aber heranzuziehen als ehrenamtliche Sachverständige bei kniffligen Entscheidungen, auch in Workshops oder Bürgerräten, das verträgt sich nicht mit der Selbstüberschätzung vieler Gemeindevertreter. Und natürlich sind die reiferen Leute nicht so leicht für dumm zu verkaufen oder übers Ohr zu hauen, dazu sind sie zu erfahren. Und noch etwas, ihnen ist es egal, was andere denken und sagen, denn sie haben ehrenhaft gearbeitet, viel erlebt und fürchten jetzt weder Engel noch Teufel, in welcher Gestalt er auch durch Ahrensfelde geistert. Mitreden und Mitentscheiden, auch in den Gremien, das ist das vornehmste Anliegen eines Seniorenrates, für dessen Gründung ich schon seit 2017 streite und bis heute weder von Bürgermeister noch von den Gemeindevertretern ein einziges überzeugendes wie sinnvolles Argument dagegen gehört habe. Die von der Ortsbeiräte Gnaden erwählten aber nicht gewählten Seniorenabschnittsbevollmächtigten,  haben mit aktiven Vertretern der Senioren in den Gremien bei kommunalpolitischen Entscheidungen ebenso wenig zu tun, wie ich mit der absurden Planung der Grundschule in Lindenberg im Schlag-Echo der 750  Meter nahen Windkraftanlage.

Nun noch zur Seniorenresidenz, einem Lieblingsprojekt, zugegebener Maßen, weil das Älterwerden zum Glück gerecht verteilt ist. Da, wo nun die kombinierte Gymnasium-Grün-Weiß-Turnhalle gebaut werden soll, wäre ein gutes, ruhiges Plätzchen für so eine Residenz ideal gewesen. Eine Residenz, mit allem Drum und Dran. Altersgerechte Wohnungen für noch rüstige und selbstständige Senioren, eine ambulante Pflegestation, und verschiedene Bereiche bis zur Intensivpflege. Mit einer kleinen Ärztestation, der oder die zweimal die Woche vorbeischaut, einem Salon für Frisuren, Maniküre und Fußpflege, einem kleinen Zeitungskiosk für 1000 kleine Dinge, einer Schwesternstation und ein Casinorestaurant, für die Besucher und die Bewohner, die nicht kochen wollen. Selbstredend, macht das Arbeit, gewaltige Arbeit, so etwas auf die Beine zu stellen und es kostet auch für die Gemeinde eine Kleinigkeit. Aber jetzt die gute Nachricht, es gibt genug Beispiele, dass so etwas bestens funktioniert und die zweite gute Nachricht, es wird vom Bund und vom Land großzügig gefördert.

Und noch etwas zum bedarfsgerechten Wohnen  für alle die, die in der letzten Lebensphase gern im gewohnten Umkreis verbringen und nicht in eine Residenz einziehen wollen: Einige unserer älteren Bürger leben leider nun allein in ihren viel zu großen Häusern mit dem viel zu großem Garten. Die Kinder in aller Welt verstreut. Sie würden gern  in eine altersgerechte Wohnung, ob zur Miete oder zum Kauf in ihren Ortsteilen ziehen. Wie wäre es, wenn die Wohnungsbaugesellschaft Werneuchen, in die wir ja eintreten wollen, diese Häuser kauft und saniert, und sie an junge Familien zu moderaten sozialen Konditionen vermietet oder auf Kreditbasis verkauft. Mit dem Geld als Verkäufer könnten sich unsere älteren Bürger moderne, anspruchsvolle Zweiraumwohnungen leisten, ob zur Miete oder zum Kauf, die in den Lücken der Ortsteile durch die Wohnungsbaugesellschaft errichtet werden. Damit wäre unseren heranwachsenden jungen Familien und den alleinstehenden Senioren geholfen. So etwas nennt man bedarfsgerecht!  Nur einen Pferdefuß hätte die Sache, daran wäre kein gewinnorientierter Spekulant beteiligt, was bisher bei uns Gang und Gäbe war. Dass auch dieser Bedarf da ist, steht außer Frage. Darüber muss man doch einmal ernsthaft reden können oder? Ich bin kein Fantast und weiß, mit dieser Gemeindevertretung ist das alles nicht zu stemmen. Aber im Juni 2024 sind ja Wahlen.

Fotos Archiv, Fotografik Autor




 

 



 

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