Wieder in eigener Sache - Gespräch mit einem jungen Provokateur

Bei meiner jüngsten Sprechstunde auf der Bank vor dem Ahrensfelder Ortsteilzentrum gab es ein Gespräch, das ich redaktionell bearbeitet und gekürzt habe. Ich wurde recht provokativ von einem frechen wie klugen jungen Mann gefragt:  

Haben Sie in Ihrem Alter nichts Besseres zu tun, als sich für die Gemeinde ins Zeug zu legen, Sie können ja doch nichts ändern? 

Ja, so denken leider viele Ahrensfelder. Aber ich habe nach einigem Überlegen geantwortet, dass ich es in erster Linie für mich selbst tue, denn ich glaube ganz ernst, dass je mehr ich mich für meine Nachbarn hier einbringe, desto besser geht es mir und meinem Selbstwertgefühl. Und meinen Nachbarn, ja jedem Ahrensfelder kann ich so ohne zu zwinkern in die Augen sehen. Und was heißt hier überhaupt Alter? Natürlich meldet sich so manches Zipperlein, aber meine Tante Idel war bis zu ihrem Tod mit stolzen 105 Jahren immer noch  klar im Kopf. Sie gab mir auf den Weg: Meide die Ärzte, so lange du kannst und die Hauptsache, oben licht und unten ...na ja es reimt sich.

Das Alter hat auch seine Schönheiten, keine von den Leidenschaften und unkontrollierten Gefühlsausbrüchen, sondern eine durch das Leben erworbene beruhigende Schönheit. Humboldt hatte sich das Alter immer reizend vorgestellt und als er es erreicht hatte, fand er seine Erwartungen übertroffen. Und ich, weiß und kahl geworben, habe für mich ein Elixier gefunden, dass mich recht jung altern lässt. Ich arbeite. Schreibe also nach wie vor Bücher und Gedichte und wenn mir gerade nichts einfällt, gehe ich in mein improvisierte Atelier und male träumerische Landschaften und ebensolche Akte von jungen Frauen. Und wenn mir auch da nichts mehr einfällt, obwohl weiße Leinwand auf mich einen unwiderstehlichen Reiz ausübt, dann gehe ich in meinen kleinen Bauerngarten, wo, wie alle Gartenbesitzer mir beipflichten können, immer etwas zu pusseln ist. Ja so ist Arbeit, ob künstlerisch oder profan, für mich doch mehr als früher ein Vergnügen. Und dazu zähle ich auch mein Engagement im Ausschuss für Wirtschaft, Bauwesen, Natur und Umwelt, meinen Blog "Moreikes Ahrensfelde" oder das Schreiben von kleinen Geschichten, die ich den Kindern in der Kita Spielhaus in Blumberg so alle zwei, drei Monate schenke.

Schon früh war Weinlese auf unserer Terrasse
      

Sie sind für die Unabhängigen in den Ausschuss gewählt worden. oder? 

Ja, das stimmt, obwohl, wenn die Linken mehr links wären oder die Grünen grüner, wer weiß? Aber ich bin wohl der unabhängigste der Ahrensfelder Unabhängigen, die nun korrekt BVB/Freie Wähler Ahrensfelde heißen. Ja, unabhängig zu sein, ist ein schöner Traum, denn eine echte Unabhängigkeit gibt es ja nicht, wir alle sind von Leuten, von Sachen und vor allem von Verhältnissen abhängig. Dennoch gibt es keine Demokratie auch bei uns ohne einen gewissen Grad an Unabhängigkeit. Natürlich verteidige ich persönlich vor allem als Schriftsteller meine Unabhängigkeit, was gerade in der von der Freizeit-Trampolinspringerin und den angepassten und meinungsmanipulierenden Medien verbreiteten Russophobie nicht leicht ist. Denn meine Spezialgebiete sind deutsch-russische Beziehungen in den vergangenen vier Jahrhunderten und russische Kunst und Kultur seit Peter dem Großen bis zum letzten Zaren Nikolai II. 

Band I der Trilogie über den russischen realistischen Maler Ilja Repin und die  Vorgänge am Zarenhof - erschienen 2013

Das kann ich mir denken. Lassen wir die Politik beiseite. Ist das nicht anstrengend, sich in der Gemeindevertretung wie im Bauausschuss mit viel Unverstand und Widerstand und in ihrer Funktion angemoosten Abgeordneten auseinander zu setzen? Übrigens, persönlich nichts gegen Ihr Alter.

Nun, ich nehme in Kauf, dass ich beschimpft und ausgegrenzt werde, weil ich erkläre, was hier in der Gemeinde so ab-und schiefläuft.  Ja, da hilft mir die Erfahrung eines schon längeren und mit jeder Faser meines Körpers intensiv gelebten Lebens. Ich nehme alles in der Kommunalpolitik, im Umgang mit dem Bürgermeister und seinem Echo-Chor wie im Privatleben: Ruhig, großzügig und weise mit einem milden Lächeln.

Aber ist es nicht besser klein beizugeben, als sich zu streiten, der Klügere gibt nach? 

Eigentlich wollte ich dieses Verhör, das so gar nichts mit meinem Blog zu tun hatte, abbrechen. Aber auf diese Frage wollte ich dennoch antworten, zudem es der einzige Bürger war, der an diesem Abend mit mir sprechen wollte. Leider wird sich zu einem anständigen, sinnvollen Streit in der Gemeindevertretung nicht die Zeit genommen. Und leider verstehen es die Wenigsten, von mir aus sich auch "bis aufs Messer", um die Sache, um die besten Idee für das Gemeinwesen in unserem Ahrensfelde ergebnisoffen zu streiten. Anstelle fehlender Argumente werden Luftblasen produziert, werde auch ich unkultiviert persönlich angegriffen, wird mein Verstand durch plumpe, unqualifizierte Schlagworte beleidigt. Und darauf gibt es nur eine sinnvolle wie überlegende Antwort, wie gesagt, milde lächeln. 

Wollen Sie etwa im nächsten Jahr zur Wahl für die Gemeindevertretung antreten? 

Was denken Sie denn, natürlich. Ich stehe gegen den Ausverkauft von Ackerland wie der Missachtung von Bürgerinteressen, dass die Ahrensfelder mehr selbst über Wohl und Wehe ihres Lebens und ihrer Zukunft entscheiden. Dazu  habe ich die Courage und noch viele Ideen. Und noch bin ich oben licht und unten...!

Achtung, meine nächste Banksprechstunde am 9. November um 18.15 Uhr vor dem Bauausschuss findet nicht statt. Der Bauausschuss fällt wieder einmal aus.

Fotos: Autor



 

 

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