Eine weihnachtliche Geschichte vom Wünschen

Es war einmal in dem Dorf Übersfelde, dass nicht nur die Kinder Wunschzettel in der Vorweihnachtszeit schrieben, sondern auch die Erwachsenen einen Wunsch aufschreiben durften. Und viele wünschten sich, dass ihr Dorf doch dörflich bleiben sollte und noch weniger rauschender Verkehr mit Lärm und Gestank die Luft verpesten und die Vögel aus den hübschen Gärten vertreiben sollte. Gerade in der Weihnachtszeit wünschten sich viele eine stille Nacht.

Und andere hatten das bescheidene Verlangen, denn Übersfelde war dank seiner fleißigen Einwohner nicht arm, dass Buswartehäuschen für alle Schulkinder und die Senioren gebaut werden sollten und ein paar Bänke zum Ausruhen, denn die Wege, um alles Nötige einzukaufen, ins Rathaus, zum Medikus oder Zahnreißer wurden mit dem Alter oder mit den Kinderwagen immer beschwerlicher.

Auch weil die Busse zwar einen Fahrplan hatten, aber der war sinnlos, auch wegen des Verkehrs, denn die Autos fuhren auf den Dorfstraßen dicht an dicht aus der großen Stadt in die weite Welt hinaus. Und es gab unter den Großeltern nicht wenige, die wünschten sich ein ruhiges Plätzchen im Dorf und im Grünen, das sie gern gegen ihre großen Häuser eintauschen wollten. Denn sie hatten Übersfelde aufgebaut und lebenswert gemacht, doch hörte man nicht auf sie, sondern sagte, dass mit Backwerk und Tanz genug für sie getan wäre.

Und es gab auch welche, die wollten, oh, Tannenbaum, dass das Wäldchen am Ostkirchhof erhalten bliebe. Die nicht Bäume fällen, sondern einhundert überall pflanzen wollten für frische Luft und Grün in der Zukunft. Und ihr Kinderlein kommet und freut euch, was die Eltern für euch geschaffen haben. Und sie hegten den Wunsch, dass das Feld an der Birkholzer Allee weiter gepflügt und gesät werden soll, weil sie ein Herz hatten für alles was da kreucht und fleucht und Freude, wenn die grüne Saat aufging und die Halme sich neigten unter kornschweren Ähren aus denen dann das heimische, duftende Bäckerbrot wurde. 

Und all diese Wunschzettel wurden im Rathaus gesammelt mit dem Versprechen, sie zu beraten, wozu hieß das Rathaus sonst Rathaus. Doch der Rat von Übersfelde hatte taube Ohren für viele Wünsche seiner Bewohner und klagte zudem, dass die Erfüllung vieler Wünsche von den Philistern abhinge, die in Aberswalde das Sagen hatten oder in Dampotz, wo die Mächtigen saßen und es sich gut gehen ließen.

Und statt der liebliche Gesang der Nachtigall in besinnlicher Nacht dröhnten die Motoren vom Logistikzentrum, das der Rat gesegnet hatte und den Brummern, die die großen Stadt versorgten  und die direkt durch Übersfelde fuhren, so dass die Häuser erzitterten, obwohl die Großkopfeten in Dampotz den Einwohnern schon vor langer Zeit und alle Jahre wieder versprochen hatten, sie davon zu befreien.

Doch es gab unter den Bewohnern von Übersfelde auch Bürger, die wollten, dass alle noch glücklicher werden und schalten den Rat und wiesen Wege, die fünf Dörfer von Übersfelde noch lebenswerter zu machen, denn kein Mensch kann wunschlos glücklich sein. Das Glück besteht ja gerade im Wünschen und deren Erfüllung. Und da sahen immer mehr Menschen, da der Rat neu gewählt werden sollte, dass diese Mitbürger nichts anderes wollten, als sie selbst, auch Bänke überall und Wartehäuschen, blühende Felder und nicht noch mehr Verkehr durch immer mehr gebaute Häuser, für die alles was kreucht und fleucht weichen musste aus Übersfelde. 

Ja, auch diese neuen Ratsleute werden Wunschzettel ausgeben, aber sie werden auch die jungen Leute in den Rat holen und die Alten, so dass sie ohne Wunschzettel sagen könnten, was sie wollten und gemeinsam mit den klugen Ratsmitgliedern Ideen entwickeln, wie sie Wege, Geld und tatkräftige Mitbürger finden, Übersfelde noch lebenswerter und liebenswerter zu machen. Oh, du Fröhliche.

Das wollen vor allem die Bürger für Übersfelde und auch die Freien Wähler, denn die Parteien in Dampotz und Aberswalde und ihre Gehilfen in Überswalde, die scherten sich oft nicht um die Wünsche und Anliegen, denn die wohnten in den Wolken und ihr Weg zu den Wünschen, wo wir Menschen sind, ist zu weit. 

Und dann dachten die Leute aus Übersfelde nach. Und für viele werden dann im Juni Wunschzettel zu Wahlzetteln. Süßer die Glocken nun klingen. 

Fotos: Autor, Archiv

 

 



Beliebte Posts aus diesem Blog

Wer fragt, der lernt, oder es ist Hopfen und Malz verloren (Achtung Satire)

Die neue Gemeindevertretung - nach der Wahl ist vor der Wahl (Ende)

Die Posse in Lindenberg hatte Erfolg