Kleine Nachhilfe für Gemeindevertreter in Sachen Boden

Ist das nicht zu einfältig, den Abgeordneten zu unterstellen, sie bräuchten in dieser Sache Nachhilfe? Nein, das ist bitter nötig, so wie sie bisher mehr oder weniger wertvolles Ackerland für private und nur profitorientierte Bauprojekte verschleudert haben. Ja, es geht auch oder besonders um das Winterdorf Birkholzer Allee. Bisher haben unsere Abgeordnete frohen Mutes und im Glauben, das Beste für die Gemeinde getan zu haben, Ackerland Hektar um Hektar zubetonieren lassen. Ja, weil sie kurzsichtig im Denken sind und nicht rechnen können oder wollen. Die kleine Ortschaft Müllerheim kann allen Nachhilfe in Sachen Boden erteilen, weil sie einem Gewerbegebiet eine Abfuhr erteilt haben. Und das aus guten Gründen, die ich genau so sehe.

Denn auch ich habe schon gebetsmühlenartig wiederholt, dass wir unsere Äcker für die Erzeugung regionaler Lebensmittel erhalten müssen. Jeden Quadratmeter neu zu bebauen, zwingt dazu, Lebensmittel aus anderen Regionen und sogar fernen Ländern zu verbrauchen. Der Transport ist beileibe kein Beitrag, uns an den Klimawandel anzupassen. Die Qualität der Produkte wird durch den Transport nicht besser so wie die Klima- oder CO2 Bilanz. Die Importe von Lebensmitteln steigen wegen der Vernichtung von landwirtschaftlichen Boden so wie bei uns in Ahrensfelde von Jahr zu Jahr und betragen jetzt deutschlandweit bereits 62,8 Milliarden Euro. Ein kurioses Beispiel: Gurken kommen eben nicht nur aus dem Spreewald, sondern werden zu 83 Prozent eingeführt. Wer das nicht sieht, hat ein Brett vor dem Kopf!

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Flächenverbrauch von heue 66 Hektar pro Tag für Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsbau bis 2030 zu halbieren. Also bis dahin nur einen Hektar je 1000 Einwohner zu verbrauchen. Das hat unsere Gemeinde schon meilenweit überschritten. Dann protestieren Gutmenschen für eine echte, getunnelte Ortsumfahrung mit den Segen der Gemeindevertretung. Ja wie krass ist das denn, wenn die gleichen Abgeordneten für Siedlungs- und Gewerbebau, wie EKBO-Wohnsiedlung und Lidl-Logistikzentrum wohlwollend votieren für noch mehr Bodenraub. Was stimmt denn mit diesen Leuten nicht?

EKBO Siedlung der evangelischen Kirche, auf einem Biotop, das jahrelang brach lag

Für die Betonierung entlang der Lindenberger Straße und für das Lidl-Logistikzentrum stimmen und damit mehr Verkehr selbst herbeizuführen, das ist absurd. Flächen gehen nicht nur der Ernährung verloren. Bebauung heizt auch das Klima auf. Ackerboden ist nicht nur unabdingbarer Wasserspeicher, sondern die Vegetation darauf erzeugt Sauerstoff statt CO2. Hat je einer von den ach so pflichterfüllten Zustimmern in der Gemeindevertretung einschließlich der Grünen so weit gedacht? Natürlich nicht! Warum können diese Leute nicht über ihren Suppenteller, also unser kleines Ahrensfelde hinaus schauen?

Wir sind auch für unsere nachkommenden Generationen verpflichtet, Fauna und Flora zu schützen. In jeder Handvoll Boden leben mehr für uns lebensnotwendige Mikroorganismen, als Menschen auf dem Erdball. Unsere Objekte Kirschenallee und Sportplatz Ahrensfelde haben schon mehr Schaden an Pflanzen und Tieren angerichtet, als ein Traktor bei der Feldbestellung das ganze Jahr über. Unsere Bau- und Investorenfreundlichkeit vernichtet Pflanzen und Tiere, die vom Aussterben bedroht sind und sogar auf der europäischen Roten Liste stehen. Erzählen sie das einmal, liebe Gemeindevertreter, ehrlich ihren Kindern und Enkeln als Weihnachtsgeschichte. Frohes Fest.

Über den Verlust einer gesunden Umwelt für unsere Ortsteile will ich gar nicht reden, wohl aber über wegfallende Frischluftschneisen auch für Berlin, die das Klima weiter aufheizen. Sind das etwa Bagatellgründe, achtsam mit jedem Quadratmeter Boden umzugehen, liebe Ahrensfelder? Und Bevölkerungszuwachs ist doch nur auf Kosten der Versiegelung weiterer fruchtbarer Böden, von Wiesen und Auen, von Hainen und Senken möglich. Denkt denn niemand darüber nach? Von solchen Abgeordneten und ihrem Vollversagen habe nicht nur ich die Nase voll.

Ein letztes Foto, bevor auch hier gebaut wird

Und kommt mir keiner mit der Ausrede, dass Gewerbesteuer oder Grundsteuer für unsere Gemeinde ein Plus in der Kasse bedeuten. Hat denn niemand einmal nachgerechnet, dass erstens Gewerbesteuer nur dann anfällt, wenn die neuen Unternehmen Gewinn machen? Und die sind im wahrsten Sinne des Wortes Rechenkünstler, wenn es um Vermeidung von Steuern geht. Erst kürzlich hat Bürgermeister Gehrke bestätigt, dass die Gewerbesteuer, die ein Gradmesser für die Schlüsselzuweisungen an die Gemeinde sind, so gering ausfallen, dass wir die vollen Schlüsselzuweisúngen vom Land bekommen, so etwa 9,5 Millionen Euro, um unsere kommunalen Pflichtaufgaben zu erfüllen. Ob das bei den knappen Kassen und fehlenden Milliarden überhaupt so weiter geht, steht in den Sternen.

Und bei den Wohngebieten sind die Einnahmen der Grundsteuern mit dem künftigen Unterhalt der Straßen und Grünanlagen, dem Energieverbrauch der Straßenlaternen und noch so Einiges gegenzurechnen. Macht das überhaupt ein Gemeindevertreter? Nein, scheinbar nicht, denn sie vertrauen der Verwaltungsspitze. Aber wie sagte ein gewisser Ulyanow: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser." 

Also, Boden ist nicht vermehrbar und endlich. Boden rechnet sich nicht nach dem Bodenrichtwert, liebe Leute, er hat einen sehr viel höheren ökonomischen, klimatischen und Ideellen Wert, um ihn gedankenlos Spekulanten in den Hals zu schleudern oder unüberlegt bebauen zu lassen. Der Boden ist ein besonderer, nicht zu ersetzender Schatz und verdient unser aller Schutz.

Fotos: Archiv, NABU, CKSA, Moreike


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