Verwirrspiel um "Ahrensfelde kompakt" oder wie ich liebevoll sage, das grüne Ungeheuer

Alljährlich flattert den Einwohnern der Gemeinde kostenlos eine Broschüre ins Haus "Ahrensfelde kompakt". Nun, sie ist vorrangig eine Anzeigen-Publikation, die mit Texten über interessante Bürger aus der Gemeinde und von Vereinen sowie Listen von Unternehmen und Verwaltung servicefreundlich und  zum Teil informativ ist. Im jüngsten Heft waren neben den Anzeigen auch Porträts der Enkelin des in der DDR bekannten Sängers Peter Wieland, die Sopranistin Stefanie Dietrich sowie des Blumberger Malers Hans Lauterbach  jeweils auf drei Seiten ein kurzweiliger Lesestoff. Nicht weniger interessant ein Beitrag über das Mehrower Varieté und die Idee des Vereins "Lebenswerte Gemeinde Ahrensfelde" für einen Regionalmarkt. Das war's. Ansonsten Anzeigen über Anzeigen aller Formate, Platz, der nicht ganz billig erkauft werden muss. Von einer Viertelseite, die 329 Euro kostet bis zur Doppelseite, die mit 2.490 Euro zu haben ist.

Die Verwaltung weist auf ihrer Webseite darauf hin, dass sie sich von dieser Werbebroschüre distanziert. Nun, das kann sie, da ihrer Meinung nach Inhalte falsch oder fehlerhaft seien. So viel ich weiß, müssen die Anzeigenkunden den PR-Text gegenzeichnen. Und für die redaktionellen Texte liegt es in der Hand der Partner, eine Freigabe durch sie zu vereinbaren, um falsche oder ungenaue Darstellungen auszuschließen. Das ist das kleine journalistische Einmaleins. Ich unterstelle den Juristen in der Verwaltung auch nicht, dass ihnen der Text über den Verein "Lebenswerte Gemeinde" nicht gefällt, wurde doch diesem Verein im Gegensatz zu anderen Platz im Amtsblatt verwehrt.

Die Verwaltung fühlt sich bemüßigt, darauf zu verweisen, dass viele Bürger in der Annahme sind, dass die Broschüre von der Gemeindeverwaltung versendet wird. Das ist beinahe korrekt. Aber so ganz stimmt es nun auch wieder nicht und die Verunsicherung der Bürger ist groß, selbst wenn die Verwaltung darauf verweist, dass sie in keinster Weise an dem Heft mitgewirkt hat. (Übrigens nur nebenbei: keinster ist Unsinn, kein ist nicht zu steigern) Erstens ist auf Seite 9 die gesamte Verwaltung mit Name und Telefonnummer aufgelistet, was zweifellos einen offiziellen Charakter annehmen lässt. Nun, dass können die Redakteure sich von der Webseite der Gemeinde herunter laden. Auf Seite 11 geht die Verunsicherung weiter, da sich dort die Gemeindevertreter aller Fraktionen zum Teil mit E-Mail-Adressen und Telefon wiederfinden.

Der erste Schnee in Trappenfelde  - Öl auf MDF-Platte 2010 - Moreike

Beides kann vielleicht untersagt werden, was aber nicht geschehen ist. Der Clou aber ist, dass angefangen vom Titelbild bis auf zwei Doppelseiten die Statements aller Ortsvorsteher in einer Selbstdarstellung Rede und Antwort stehen und für die Kamera poussieren. Ja was sollen die Ahrensfelder denn nun glauben? Die Verwaltung mag sich ja distanzieren, so lange sie will, die Ortsvorsteher sehen das wohl ein bisschen anders und informieren über Erreichtes und Vorhaben, wozu offensichtlich im Amtsblatt kein Platz ist. Ich bin ohnehin der Meinung, dass unser Amtsblatt, ausgenommen des amtlichen Teils, für den der Bürgermeister zeichnet, eine redaktionelle und strukturelle Überarbeitung bedarf und endlich auch eine vernünftige Satzung erhält, an der die Bürger, die ja dieses Amtsblatt bezahlen, mitwirken müssen.

Es wird so getan, als wäre der Herausgeber eine ominöse Firma. Nun es gibt ein ordentliches Impressum und mehrere Hinweise mit Telefonnummer und Adresse und die App dient lediglich der Akquise von Anzeigen. Alles weitere im Detail über den Verlag ist ganz einfach, aber das sollten unser Juristen doch wissen, auch über "creditreform" zu erfahren. Ich kenne einen der Herausgeber der Augusta Presse- und Verlags GmbH persönlich, einen ebenso umtriebigen Geschäftsmann wie gewieften Journalisten, der diesmal auf 74 Seiten über Ahrensfelde Gewinn macht und das in unserer Gemeinde seit 26 Jahren. Dass unsere Verwaltung sich besorgt zeigt um ihre Bürger, ist ihre Pflicht, schließlich bezahlen wir sie ja. Und es ist den fleißigen Mitarbeitern dennoch hoch anzurechnen, was sonst. Aber dann die Sorge bitte auch immer, wenn es um berechtigte Wünsche und sinnvolle, finanzierbare Anliegen der Bürger geht.


Ahrensfelde im Dezember - Öl auf MDF-Platte 2010 -  Moreike

Eine besinnliche und erlebnisreiche Adventszeit wünsche ich allen Freunden meines Blogs und auch den anderen Lesern.

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