Die evangelische EKBO-Siedlung und ein Missverständnis
Erstens habe absolut ich nichts gegen Leute, die eines Glaubens sind und diesen segensreich ausüben, egal welcher Konfession. Da halte ich es mit Friedrich dem Großen, der sagte: "...die Religionen Müßen alle Tolleriret werden und Mus der fiscal nuhr das auge darauf haben das keine der anderen abruch Tuhe, den hier mus ein jeder nach Seiner Faßon Selich werden."
Originalhandschrift des Zitats von Preußenkönig Friedrich II:
Zweitens wurde ich zwar gegen meinen Willen protestantisch getauft, aber das trage ich meiner Mutter nicht nach. Hoffte sie doch vielleicht, dass in diesem mörderischen Krieg der Allmächtige schützend die Hand über mich halten würde. Ob er es war, ist ungewiss, aber unser Haus wurde durch eine englische Luftmine zerstört und ich als Knips unbeschädigt bis auf die nassen Hosen nach zwei Tagen aus dem Trümmerberg ausgegraben. Und auch das Bombardement im Februar 1945 in Dresden habe ich überlebt, in einem Bunker nahe des Hauptbahnhofs, wo unser Zug aus Berlin von ausgebombten Familien Stunden früher angekommen war, weil Elbflorenz als sicher galt. Meine Mutter jedenfalls ließ uns jeden Abend beten: "Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm." Aber später, schon in der Schule, habe ich mich gefragt, wie konnte er das zulassen, wenn es ihn gibt, die Kinderleichen nach den Bomben in Berlin oder die in Dresden verbrannten Kinder? Sie waren doch ohne jede Sünde.
Ja und drittens war dieser Zungenschlag von Finanzausgleich im Brief der EKBO auf das Schreiben des Vereins "Lebenswerte Gemeinde Ahrensfelde" enthalten. Aus dem Brief des Präsidenten der EKBO geht hervor, dass die Erbbauzinsen der Siedlung Ulmenallee der EKBO auch dazu dienen sollte, wegen der abnehmenden Zahl der Kirchenmitglieder und der damit rückläufige Kirchensteuer auch den Erhalt des Ostkirchhofs zu sichern. Auf den Hinweis, dass sich auf der Brache seit Jahren geschützte Pflanzen und Tiere angesiedelt hätten und dieses Grün auch für die Bewohner wegfällt, kam, wie ich meine, auch der zynische Hinweis, dass den Einwohnern der Gemeinde Ahrensfelde ja der Ostkirchhof seit Jahren als Naherholungsraum kostenlos zugänglich sei. Und weiter wird angeführt, mit diesem Friedhof leiste die Kirche bereits einen erheblichen Beitrag zum Natur- und Umweltschutz. Darüber kann jeder denken, was er will.
Die 1768 erbaute evangelische Dorfkirche in Ahrensfelde
Viertens aber wurde die Zusage für den Verkauf der drei Hektar für das Gymnasium an den Landkreis Barnim davon abhängig gemacht - nun das Wort Kuhhandel, wie es laut wurde, will ich nicht gebrauchen, aber so ganz christlich war es wohl nicht - dass die Ahrensfelder Abgeordneten dem Siedlungsbau der evangelische Kirche entlang der Lindenberger Straße zustimmen. Das haben unsere Verhandlungspartner auf "Augenhöhe" unter Leitung des Bürgermeisters auch getan. Und dem sind sie treu bis auf den heutigen Tag und haben den ersten "Workshop-Entwurf" des Vorhabens mit großer Freunde und noch mehr Wohlwollen begrüßt. Aber gut meinen und gut machen, sind grundverschiedene Dinge. Wann endlich hört Bürgermeister Gehrke auf, uns vorzugaukeln, dass Siedlungsbau gut für uns alle sei.
Also das sind
die Fakten. Und ich bin als Philosoph nach wie vor der Meinung,
auch wenn ich längst aus der Kirche ausgetreten bin, dass zu einer toleranten,
humanen Weltanschauung die freie Ausübung des Glaubens aller Religionen gehört, ob Christen, Moslems, Juden,
Hindus, Buddhisten oder Orthodoxe. Wichtig ist Toleranz und Humanität, wie
Lessing seinen weisen Nathan in der Ringparabel sagen lässt, dass die Existenz einer Religion, egal welcher, allein noch
nicht ausreicht, ein guter Mensch zu sein.