Ernste und unernste Gedanken um einen Schlüsselanhänger

Ist so ein Anhängsel, das sich kaum jemand an sein Schlüsselbund hängen wird, um nicht für etwas schrullig gehalten zu werden, wirklich wert, darüber auch nur einen Gedanken zu verschwenden. Ja, es geht vor allem um unsere Bauern, die hier nicht nur bildlich zur Karikatur werden, was niemand von den ehrenhaften Landmännern verdient..

Und ja, für und um Ahrensfelde muss geworben werden. Vor allem, um junge Ärzte mit guten Bedingungen schon während ihres Studiums zu unterstützen und damit eine Bindung herzustellen, die Früchte tragen könnte in unserem zukünftigen Medizinischen Versorgungszentrum. Auch sollte jungen Unternehmen der künstlichen Intelligenz, der Umweltforschung und der Digitalisierung buchstäblich ein roter Teppich ausgerollt werden, so dass unsere Jugendlichen einen zukunftsträchtigen und gut bezahlten Arbeitsplatz am Wohnort finden und nicht wie ihre Eltern nach Berlin pendeln müssen, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Doch das spielt ja in den Gedanken der Mitglieder der Gemeindevertretung bislang keine Rolle, hat nie eine Rolle gespielt.

Ich frage mich immer wieder, sind unsere Abgeordnete so wahlperiodenkurzsichtig, liegt es am Wollen oder am Können, an der Intelligenz oder am Mut, an Realitätsferne oder einfach an der Mischung aus allem? Werbung für Ahrensfelde wäre auch mit einer mitwachsenden Infrastruktur zu machen, mit niveauvollen Freizeitangeboten, einem Schwimmbad gemeinsam mit Panketal und Werneuchen etwa, bedarfsorientiertem öffentlichen Nahverkehr nach Bernau und Eberswalde, Cafés und Restaurants, Rad- und Wanderwegen, einem Rufbus für Senioren und Bringedienste der örtlichen Supermärkte, ja selbst mit Wartehäuschen überall an den Bushaltestellen, kleinen, begrünten Plauschecken als Treffpunkte und ein paar mehr Bänke, also alles, was eine so große Gemeinde bürgerfreundlich macht.

Wie nun ein grottenschlecht gemachter Schlüsselanhänger belegt, sind wir eine stolze Bauerngemeinde, auch wenn der Trend nicht zu übersehen ist, Ackerland in Bauland und Spekulationsobjekt zu verwandeln. Deshalb schaut der Bauer auch so finster drein. Ihm schwant, dass es nicht nur die Regierung in Berlin und die selbsternannte Vormundschaft in Brüssel sind, die ihm nicht nur den Stolz, sondern auch seine Existenzgrundlage rauben. Es sind auch Kommunalpolitiker wie unsere Abgeordneten und Bodenspekulanten, die ihnen Grund und Boden demokratisch legitimiert entziehen. Deshalb haben sie auch am 8. Januar ihren Protest auf die Straßen getragen, von Mehrow bis nach Eberswalde, auch Landwirte  aus unserer Gemeinde. Chapeau oder hoch die Forke.

Ja, Ahrensfelde ist umgeben von Wiesen und Feldern, aber diese PR-Werbung für den Ortsteil Ahrensfelde und sein 650. Jubiläum ist einfach nur peinlich. Vielleicht hätten die Auftraggeber etwa einen Pfarrer wählen sollen, als Grundbesitzer von Ahrensfelde und Bauherren an der Lindenberger Straße, also mit Schutzhelm? Wie sagte Goethe doch im Faust: 

Nein, dann schon lieber gleich einen Investor, der hier so manche Siedlung gebaut hat, natürlich auf Ackerland, aber ohne Feldstein, sondern mit einem Schlüssel in der Hand zur Hausübergabe und die Taschen voller Geldscheine. Wenn schon ein Bauer, wäre darüber nachzudenken, einem verdienstvollen und diplomierten Landwirt mit Hobbyrinderzucht die Ehre zu geben, den Schlüsselanhänger zu zieren. Den Vorschlag, das Wappen von Ahrensfelde gegen das Logo von Grün-Weiß auszutauschen, sollte ebenfalls nicht so schnell verworfen werden, in der Gemeindevertretung gäbe es bestimmt Befürworter.

Wie dem auch sei, Bauer ist out, auch mit modernen GPS-gesteuerten Maschinen. Denn die Vertreter unserer Bürger haben beschlossen, ein weiteres Stück landwirtschaftlicher Nutzfläche an der Birkholzer Allee dem Betonieren frei zu geben, weil Häuser gebraucht werden. Für wen eigentlich? Denn die wird sich kein Öko-Bauer leisten können, der für einen Zentner handverlesener Kartoffeln kaum mehr Euro bekommt, als wir im Supermarkt für zweieinhalb Kilo bezahlen müssen. Aber Bauernsorgen waren noch nie Gegenstand des Nachdenkens in der landwirtschaftlich geprägten Gemeinde Ahrensfelde. Soll also dieser lachhafte Schlüsselanhänger dafür eine Art Entschuldigung sein?

Auch junge Familien werden sich diese "Prunkstücke" der ländlichen Architektur nicht leisten können, kostet doch schon bei BONAVA ein Reihenhaus mit 200 Quadratmetern Grundstück eine satte halbe Million Euro. Und da schwätzen die Investoren für das Winterdorf von altersgerechtem Wohnraum für Senioren und junge Familien.  Und das Dümmste, die, die ihm zustimmen, glauben das sogar oder spielen sie mit uns Bürgern ein böses, abgekartetes  Spiel? Japanische Wissenschaftler der Universität Tsukuba haben einen Zusammenhang zwischen Kaffeetrinken und verbesserter Gedächtnisleistung nachgewiesen. Warum gibt es bloß in der Gemeindevertretung immer noch nur Mineralwasser?

Fotos: Moreike, Gebel

 

 

 


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