Müssen wir diese Gemeindevertretung noch vier Monate ertragen?

Es scheint so, denn das Gros dieser Versammlung von Ignoranten des Bürgerwillens wird natürlich nicht freiwillig das Mandat zurückgeben. Aber wie kann ich mich anmaßen, überhaupt so eine Frage zustellen? Gemach, liebe Leute. Es ist sicher das erste Mal in der bundesrepublikanischen Geschichte von Ahrensfelde, dass wir eine Gemeindevertretung haben, die in weiten Bereichen unseres Zusammenlebens gegen den Willen eines großen Teils und in einigen kommunalpolitischen Fragen sogar gegen den Willen der Mehrheit der Einwohner entscheidet. Das ist ein Skandal, ein demokratisches Desaster.
Natürlich geschieht das nicht immer offen, aber so clever, wie die versammelte Riege von Parteien und scheinbaren Einwohnervertretern sich fühlt, ist sie nun doch nicht. Es ist  offensichtlich, wenn Befragungen, die nicht nach dem Gusto der seit Jahren in der Gemeindevertretung auf ihren Stühlen festgefrorenen Mitglieder sind, überhaupt keine Reaktion bei den meisten dieser Leute auslösen. Da wundert sich der Bürger, der im guten Glauben sein Votum abgegeben hat in der Hoffnung, dass seine Stimme doch wenigstens gehört wird, wenn nicht sogar zum Nachdenken Anlass geben würde. Weit gefehlt, bis auf einige, wenige Abgeordnete, denen es nicht gleichgültig ist, was viele, einige, ja einzelne Bürger denken und wollen.
Apropos festgefroren. Bürgermeister Gehrke ist schon seit 20 Jahren Mitglied der Gemeindevertretung, gefolgt von sieben Abgeordneten, davon drei in der CDU und drei von der Ahrensfelder Wählergemeinschaft, die zehn Jahre verantwortlich dafür sind, was sich in letzter Zeit fehlentwickelt hat, wie die kleine Vorstadt an der B 158 mit dem irreführenden Namen "In den Obstwiesen" von Bonava. Gegen dieses überdimensionierte Satellitendorf gab es zwar nicht nur von Naturschutzverbänden ernste Bedenken, auch über 1.000 Einwohner meldeten gut begründeten Einwände an. Alles wurde ausnahmslos als unerheblich von der Verwaltung abgetan und von der Gemeindevertretung abgenickt, von diesen Selbstdarstellern, Schlafmützen, Sprachlosen, von diesem Bürgermeisterecho.
Dass die Bürger außen vor gelassen werden, zeigt allein die Bürgerbeteiligungssatzung, die das Mindestmaß der gesetzlichen Forderungen erfüllt und im Gegensatz zu den umliegenden Kommunen geradezu peinlich ist. Sie genügt in keiner Weise einer sich entwickelnden direkten Demokratie. Online-Sprechstunden, Bürgerwerkstatt, Bürgerpanel, Bürgerrat, Workshops mit Bürgern, Fachleute in Fragen Bauen, Verkehr, Infrastruktur und kommunale Sozialpolitik, scheinen ein rotes Tuch für die Gemeindevertreter, die sich im blinden Glauben an die göttliche Unfehlbarkeit und lexikalische Allwissenheit der Verwaltungsspitze unter ihrem Hauptverwaltungsbeamten Gehrke sonnen. Andererseits werden auf Kosten der Bürger externe Fachleute beauftragt, weil die Verwaltung entweder überfragt oder einfach kapazitätsmäßig überlastet ist. 
Diese CDU-dominierte Gemeindevertretung ist Altwarenhändler einer seit Jahren verfehlten Siedlungspolitik, die den dörflichen Charakter zerstört, Gemeindeland verschleudert, Fauna und Flora vernichtet, die Umwelt belastet und Bodenspekulanten Tür und Tor öffnet. Da hilft auch nicht, die zugegeben strukturelle Erfolgsbilanz, mit der Bürgermeister nicht müde wird, zu beeindrucken wie Kita, Schulen, Freiwillige Feuerwehren, Zuwendungen für das Ehrenamt und die Vereine. Sie sind aber doch auch zwingend notwendige Investitionen parallel zu dem Siedlungsbau auf Teufel komm raus. Dafür gibt es Bürgermeister Rechenkunststückchen, die beweisen sollen, dass die Einwohnerzahl moderat wuchs. Das stimmt nur oberflächlich und für einen sehr kurzen Zeitraum sowie für die zurückliegenden Jahre. Aber über einen längeren Zeitraum betrachtet ist das Unsinn. 
Von 1946 bis 1995 blieb die Einwohnerzahl allein von Ahrensfelde etwa konstant zwischen 1.500 und 1.700. Danach explodierte die Zahl der in Ahrensfelde ansässigen Bürger. Bei der Analyse der Hochschule für Entwicklung Eberswalde zur Zukunftsgemeinde Ahrensfelde wurde festgestellt: "Seit 1990 erhöhte sich die Wohnbevölkerung in der Gemeinde um ca. 260%. ...Ahrensfelde gehört damit zu den stark wachsenden Gemeinden Brandenburgs..." Das sind wissenschaftlichen Fakten. Und noch ein anderes Dokument belegt, dass die Märchen des Bürgermeisters von einem schwachen Zuzug jedenfalls für die Zukunft nicht ganz stimmen kann, denn sie würde so manchem Einwohner ein Schauer über den Rücken jagen. 
Nehmen wir nur das  Zentren- und Handelskonzept, das von der Gemeinde in Auftrag gegeben wurde. Recht hat der Herr Gehrke, dass von 2011 bis 2021 die Zunahme der Einwohner rechnerisch nur zehn Prozent betrug, weil sehr, sehr viele Ahrensfelder unsere Gemeinde verließen. Die Zahl der Einwohner wuchs von 12.847 auf 14.146. So weit, so gut. Aber werden die schon geplanten und begonnenen Bauprojekte berücksichtigt, wird die Einwohnerzahl bis 2030 um sage und schreibe 41 Prozent zunehmen. Von 2021 bis 2025 steigt die Einwohnerzahl im Ortsteil Ahrensfelde um 23,6 Prozent und bis 2030 um 46,1 Prozent. Sie wird sich also fast verdoppeln.

Die Zukunft Ahrensfeldes, die die Mehrheit in der Gemeindevertretung kaum ernsthaft zu interessieren scheint, wie eine umfassende Beteiligung der Einwohner an allen sie interessierenden Fragen, die bürgerdienliche Infrastruktur, der Schutz der Umwelt, die Achtung vor der Natur, die Entwicklung eines zukunftsgerechten Wirtschaftsstandortes und eine regional verbraucherorientierte ökologische Landwirtschaft, all das wird nicht durch Plattitüden, Halbwahrheiten oder sogar Lügen gestaltet, werte Abgeordnete, sondern durch die tagtägliche Sorge um jeden einzelnen Einwohner vom Neugeborenen bis zum Greis. Eigentlich sind doch Entscheidungen nicht so schwer zu treffen, wenn stets gefragt werden würde: Dient das der Verbesserung des Lebens der Ahrensfelder? 
Das sind die Fakten  und ich bin mit jedem von Ihnen bereit, darüber ernsthaft zu diskutieren.

Fotos: Moreike


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