Was hat das AWG-Wahlprogramm mit Gedächtnisschwund zu tun?


Schade um die Zeit, das Wahlprogramm der Ahrensfelder Wählergemeinschaft (AWG) zu lesen, sagte mir ein Bekannter. Falsch, denn es lohnt sich, diese heuchlerische Ansammlung von Versprechen dieser zweiten Bürgermeisterfraktion genauer zu betrachten. Viele von den AWG-Machern leiden offensichtlich lange schon vor Alzheimer an akutem Gedächtnisschwund.

So postulieren sie, ich muss das wörtlich zitieren, sonst glaubt das niemand, wie dreist hier verfahren wird: "...wir wollen die Einhaltung des dörflichen Charakters unserer Ortsteile"  Wenn das nicht so ernst wäre, würde ich lachen. Ich hatte schon vor einigen Jahren eine Petition eingebracht, für alle Ortsteile gemeinsam mit den Bürgern Ortsentwicklungspläne bis 2030 aufzustellen. Von der AWG-Front geschlossen abgelehnt. Und vom Beibehalten eines dörflichen Charakters kann keine Rede sein, weil die AWG wissentlich und maßgeblich für den Verlust des dörflichen Charakters und baulicher Harmonie seit Jahren verantwortlich ist. 

Die Spitzen der AWG im Ortsbeirat von Ahrensfelde und in der Gemeindevertretung haben über viele Jahre dafür gesorgt, dass weder Ahrensfelde oder Lindenberg und Eiche noch einen dörfliche Charakter haben. In Ahrensfelde, wo sich die AWG als Vertreter der Einwohner schönredet, wurde das Dorf mit Schlafsiedlungen zerstört. Zu einem Dorf gehört eben mehr als nur eine Kirche und ein Kriegerdenkmal. 

Nehmen wir nur aus jüngster Zeit die BONAVA-Siedlung Kirschenallee. An der Kirschenallee entstehen Reihenhäuserbatterien mit winzigen Gärtchen, die aber nicht unter einer halben Million Euro zu haben sind. Profit für Investoren, Nachsehen für die Bewohner. Eine Siedlung von 230 Häusern, ohne Spielplatz, ohne grüne Oase, ohne auch den kleinsten Supermarkt. Das ist das Gegenteil von dörflichem Charakter, aber auch das Ergebnis der Zustimmung der AWG und besonders des von Herrn Joachim geführten Ortsbeirates und des Herrn Stock, der dem Hauptausschuss vorsteht. Und was sagte die Architektin Formazin dazu, sie hat für Bonavas  "Ahrensfelder Obstwiesen" gestimmt. 

Die "Ahrensfelder Obstwiesen" - ein Hoch auf den dörflichen Charakter und Baukultur

Ein weiterer Bärendienst ist der AWG-Jubel über den Workshop-Plan für die EKBO-Siedlung Ulmenallee mit drei- und viergeschossigen Häusern. So wird der Übergang zu unseren Nachbarn in Marzahn kaum noch auffallen. Nach dem war klar, dass die AWG im Gegensatz zu ihren Wahlversprechen in der Gemeindevertretung einer weiteren Satellitensiedlung an der Birkholzer Allee auf Ackerland zugestimmt hat. Das wurde schon bei der Informationsveranstaltung im Dezember in  Lindenberg durch ihre bestellten Redner deutlich. Aber gleichzeitig wird getönt: "... wir wollen Acker- und Naturflächen erhalten". Frei nach der Methode: Haltet den Dieb! Und schon schielen sie nach weiteren Äckern. Da kann einem übel werden.

Neben Fehlleistungen macht sich noch die fiese Masche breit, sich mit fremden Federn zu schmücken. Also Anträge anderer Fraktionen, die die AWG in der Gemeindevertretung zuvor vehement abgelehnt hat, nun als eigene Idee und Wahlziel ausgeben, so "..wir wollen eine kostenneutrale Grundsteuerreform." Ähnlich sieht es mit dem Einsatz für Radwege " ...wir wollen die Radwegeanbindung unter den Ortsteilen voranbringen," Auch dieser Antrag ist von der Opposition eingebracht worden wie auch viele Vorschläge zur Verbesserung des ÖPNV. Aber es schadet ja nichts, wenn die AWG sich nun endlich auch dafür einsetzen würde und es nicht nur verspricht. Sie merken, dass sie sonst keine Chance haben. 

Ich habe schon vor einiger Zeit angeregt, über ein Medizinisches Versorgungszentrum in der Gemeinde nachzudenken. Im AWG-Echo der Ablehnung und Ausreden des Bürgermeisters wurde ein MVZ auch in Unkenntnis der Gesetze als unmöglich und nicht von uns zu verantwortend abgelehnt. Nun aber " ...wir wollen alle Möglichkeiten zur Verbesserung der medizinischen und pflegerischen Versorgung unterstützen". Na prima, die Botschaft höre ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.

Ähnlich ist es mit  "… wir wollen ortsteilübergreifend zusammenarbeiten." Na endlich, das wäre nur zu begrüßen, dass  über den Tellerrand des Ortsteiles Ahrensfelde hinaus gesehen wird. Offensichtlich ist das auch der Sinn des Online-Auftritts der Zahnradfraktion mit Gemeindevertretern aus anderen Ortsteilen als vereinigte kommunale Front. Faktisch ein elektronisches Amtsblatt im Sinne von Verwaltungsschwänzelei der Gemeindevertreter mit gewünschten Denk- und Meinungsvorgaben. Ein einziger Eiertanz.

Allein die wenigen Beispiele belegen eine verlogene Heuchelei, um Stimmen bei der Wahl im Juni zu ködern. Aber verlasse mich auf die Ahrensfelder Bürger in allen Ortsteilen, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen und erst einmal nur die eine Frage zu stellen: Die AWG ist schon so lange in der Verantwortung, warum haben es denn die Gemeindevertreter der AWG gemeinsam mit anderen nicht schon längst angepackt und vieles verändert für eine lebenswertere Gemeinde? 

Und noch ein paar Sätze zum Schluss: Mir ist aufgefallen und das stößt sicher auch meinen Lesern auf, dass es nicht eine Zeile, je nicht ein einziges Wort gibt zu mehr Mitsprache der Bürger, also mehr und echte Bürgerbeteiligung vor und bei allen Entscheidungen, die das Lebensumfeld der Einwohner betreffen. Kein Wort von Senioren- und Behindertenbeirat, oder Jugend- und Seniorenparlament, über Bürgerbudgets, Workshops, Bürgerrrat, über öffentliche Begründungen von Entscheidungen. Das macht doch nachdenklich. Bei diesem Wahlprogramm stellt sich doch die Frage: Weshalb wollen ausgerechnet die Leute für die Lösung von Problemen gewählt werden, die sie selbst verursacht haben? Da müsste man doch bekloppt sein!

Selbst nach dem Konsum von Unmengen Wodka würde ich nicht glauben, dass die Ahrensfelder Wählergemeinschaft nun ernsthaft die Einwohner von Ahrensfelde und ihre Anliegen vertreten wird. 

Fotos: Moreike, Karikatur HSB-Cartoon

Nachtrag: Meinen Blog haben rechnerisch nun alle Einwohner der Gemeinde Ahrensfelde wenigstens einmal gelesen, so ist das mit der Statistik. Und so danke ich allen Lesern und besonders denen, die mir Anregungen für meine Themen geben. Ja, ich gehe scharf zur Sache, wo es mir notwendig erscheint. Aber andererseits mache ich zumindest diskutable Vorschläge, wie wir unser Zusammenleben freundlicher, erfüllter und damit lebenswerter gestalten können. Ich werde auch in diesem Jahr für alle Einwohner das Geschehen in der Gemeinde betrachten und kommentieren, getreu dem Motto: Sachlich, kritisch und optimistisch wie immer!


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