Was will Herr Gehrke sein? Bürgermeister, Hauptverwaltungsbeamter?
Na angeblich ist er auch das Letztere nicht, der die Verwaltung führt. In der Januarberatung der Gemeindevertreter sagte
er doch tatsächlich, dass er seinen Mitarbeitern keine Weisungen erteilt. Das
ist barer Unsinn, denn dann wäre ja zu
befürchten, dass jeder macht, was er will. Das wäre Anarchie in unserer Verwaltung. Natürlich ist
das nicht so, denn in der Kommunalverfassung des Landes Brandenburg, die Herr
Gehrke sicher kennt, heißt es: "Der
Bürgermeister ist Hauptverwaltungsbeamter der amtsfreien Gemeinden. Er ist
hauptamtlicher Beamter auf Zeit, Leiter der Gemeindeverwaltung sowie rechtlicher
Vertreter und Repräsentant der Gemeinde."
Und in dieser Funktion forderte
er in besagter Sitzung Respekt ein. Nun, da fällt mir ein Sprichwort aus der
mündlichen Lehre der Gesetze und religiösen Überlieferungen des Judentums aus
dem Talmud ein. "Nicht das Amt ehrt
den Mann, sondern der Mann ehrt das Amt." Und das ist der Pferdefuß bei Herrn Gehrke, der dünkelhaft Respekt einfordert, den er seinen Mitbürgern,
egal welcher Weltanschauung, Religion, politischer Orientierung oder gar Opposition nicht entgegenzubringen bereit
ist.
Auf die ganz simple Frage eines
Abgeordneten, warum er die Bauerndemonstration am 8. Januar in seinem
Bericht des Bürgermeisters nicht erwähnt hat, verstieg sich Herr Gehrke zu der absurden Behauptung, dass er für Dinge in kommunaler Selbstbestimmung verantwortlich
wäre. Das aber wäre keine kommunalpolitische Angelegenheit. Ja was den sonst, fragt der aufgeklärte Bürger?
Das war ein Aberwitz, berichtet
er doch in seinem Bericht des Bürgermeisters
über jede Hecke, die gepflanzt wurde und jede Stunde gesperrtem Radweg. Ich habe
ihm gesagt, dass er mir leid tut, wenn eine Demonstration, an der Bauern und
Gewerbetreibende aus unserer Gemeinde teilnahmen, die von aktiven Bürgern
unserer Gemeinde organisiert war und deren Zug in unserem Mehrow startete und auf zehn
Kilometer anwuchs, keine erwähnenswerte Angelegenheit der Gemeinde wäre. Bleibt
zu erwähnen, dass der ausgebildete Zootechniker und Diplom-Agraringenieur wenn
schon nicht seine Solidarität mit den Landwirten erklärt, so doch wenigsten das
Gremium und die Einwohner auch über die zeitweisen Behinderungen der Einwohner
informiert hätte. Ich habe mich für unseren Bürgermeister geschämt.
Aber in diesem Zusammenhang ist ein anderer Fakt hoch interessant. Hat er doch namentlich mit unüberhörbar fester Stimme dafür freudig plädiert, weitere acht Hektar Ackerland in Neu-Lindenberg
spekulativ bebauen zu lassen. Natur zu vernichten, Boden der Frischluftschneise zu verbauen, dem
Klimaaustausch, dem Wasserspeichern und Filtern sowie der regionalen Produktion von Futter-
oder Nahrungsmitteln zu entziehen. Die Bedeutung des Bodens sollte er doch im Studium an der Humboldt-Uni gelernt haben. Alles schon vergessen?
Dass dieses Projekt überhaupt nicht einer einzigen Vorgabe des Regionalplanes Uckermark-Barnim entspricht, das interessiert den Regionalrat Gehrke nicht. Und schließlich, dass das Winterdorf seines CDU-Parteispezi Thomas Winter von zahlreichen Einwohnern abgelehnt wird, mehr chaotischen Verkehr bringt und damit die Lebensqualität vieler Ahrensfelder und Lindenberger beeinträchtigt, all das perlt an unserem ersten Bürger der Gemeinde ab, der ja einmal öffentlich davon geschwätzt hat, Bürgermeister aller Ahrensfelder und kompromissfähig zu sein. Und dabei spielt er immer das alte Spiel: Wir können nicht anders (als dem Zuzugsdruck aus Berlin nachzugeben, wo aber seine Parteifreunde seit Jahrzehnten eine kriminelle Wohnungspolitik betrieben haben). Das ist wieder alter Wein in neuen Schläuchen, mit einer angeblich guten Absicht, wir können nicht anders, schlechte Entscheidungen zu begründen. Und wie heißt es doch: "An ihren Taten sollt ihr sie erkennen! (1. Johannes 2,1-6)".
Eine andere Phrase von ihm: "Eine größtmögliche Transparenz in allen Entscheidungen der Verwaltung, Verständnis und Offenheit sind wichtige Prämissen der Arbeit des Bürgermeisters." Das ist zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Hat er doch Bürger, die nichts Anderes fordern als Transparenz und kommunalpolitische Hygiene, als Feinde der Demokratie beschimpft und nicht nur öffentlich an den Pranger gestellt, sondern auch zum Kampf gegen diese, seine Bürger aufgerufen, die ein legitimes und moralisches Recht vertreten. Ich fühlte mich danach wie vogelfrei und befürchtete, dass mir die Scheiben eingeworfen werden. Und die Gemeindevertretung hat nicht einmal protestiert.
Ich hatte schon einmal geschrieben, dass ich weder Freund noch Feind des Bürgermeisters bin, aber ein entschlossener Widersacher seines öffentlichen Auftretens, seines Realitätsverlustes, seiner Ignoranz des Bürgerwillens, seiner pejorativen Haltung gegen Andersdenkende, seiner peinlichen Selbstdarstellung und seiner missachteten Verpflichtung zur Neutralität. Und nach alledem fällt mit überhaupt nichts mehr ein außer noch ein Spruch: "Besser das Amt ist für den Mann zu gering, als der Mann für das Amt".
Fotos: Moreike. Gebel, Steven