Wenn Demonstrationen zur Farce verkommen
Aber, so Bürgermeister Gehrke, jeder hat das Recht hier zu demonstrieren und auch Plakate oder Spruchbänder mitzuführen, so lange sie nicht gegen unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung verstoßen. Und da bin ich bei der zweiten Wochenend-Demonstration, die diesmal unter dem schwammigen Motto "Ahrensfelde zeigt Haltung" bei der Polizei angemeldet war. Nun strömten ganze dreizehn Kundgebungsteilnehmer auf den Platz hinter dem Ahrensfelder Rathaus und sie alle passten hinter das Transparent, das sie trotzig hielten: "Ahrensfelde zeigt Haltung".
Das ist eine offizielle Brandenburger Initiative für Demokratie und gegen Fremdenfeindlichkeit, nachdem Correctiv ein Treffen von AfD-Mitgliedern und Rechten aufgedeckt haben will und dabei Einiges recht eigenartig ausgelegt, ja sogar frei erfunden hat. Und weil das so schön in die politische Landschaft passt, war diese peinliche Veranstaltung bei uns der "Märkischen Oderzeitung" ein großformatiges Bild auf der Titelseite wert. Außerdem hieß es: "Seit diesen Enthüllungen demonstrieren in ganz Deutschland Menschen gegen die AfD und Rechtsextremismus. Zuletzt gingen in Bernau, Ahrensfelde und Biesenthal tausende Menschen auf die Straße." Nun, in Ahrensfelde war das Häuflein der Aufrechten sehr überschaubar. Das ist einerseits journalistische Freiheit im Gleichklang mit Demonstrationsfreiheit, jedoch andererseits Propaganda, die mich an das "Neue Deutschland" der DDR erinnert.
Nun sind aus der peinlichen Teilnahme nicht unbedingt Schlüsse zu ziehen,
welche Haltung die Ahrensfelder Bürger zu gesellschaftlich relevanten Themen
haben, denn wenn einige Selbstdarsteller ohne Sinn und mit getrübtem Verstand
sowie ohne jede Ahnung von Organisation zu einem unklaren Bekenntnis aufrufen,
dann können sie nicht erwarten, dass tausende Ahrensfelder zu ihren Transparenten
strömen. Wer maßt sich da eigentlich an, für die Ahrensfelder Bürger zu
sprechen, wenn das Transparent in die Kamera des Fotojournalisten gehalten wird
und dreizehn Leute überzeugt sind: "Ahrensfelde zeigt Haltung!" Wofür? Gegen was
oder wen? Und warum? Diese Fragen bleiben offen und die Ahrensfelder wunderten sich, als sie ihr beliebtes Lokalblatt aufschlugen. Ahrensfelde scheint wegen seiner exponierten Lage vor Berlin zu einem beliebten Demonstrationsort jedweder Couleur zu werden.
Fazit: Natürlich muss gegen Neonazis auf die Straße gegangen werden. Bei der Kommunalwahl 2019 haben immerhin 3.075 Ahrensfelder AfD gewählt, ohne sie gleich in die Schublade "rechts" einzuordnen. Aber das macht doch nachdenklich. Ich bin überzeugt, dass die meisten von ihnen mit der Berliner Politik und natürlich auch mit den Handlungen der Gemeindevertretung und der Kommunalpolitik zu recht unzufrieden sind. Ich auch, ohne aber gleich AfD zu wählen.
Wer aber „gegen Rechts“ - was immer das heißen mag - demonstriert, aber nur eine „Haltung“ einfordert und keine konkreten politischen Maßnahmen, die den Alltag der Bürger schnell und merklich verbessern, macht sich indirekt zum Anwalt eines senilen alten Mannes im Weißen Haus, dem Herrn der Kriege, und vor allem zum Dulder oder gar Verteidiger der aktuellen kriegstreiberischen und unsozialen Politik der Ampel-Regierung, die wiederum die AfD stark macht.
Fotos: privat