Komm, lieber Mai und mache Frieden
Der 1. Mai ist auch nicht mehr das, was er war. Ich meine nicht die angeordneten Demonstrationen, eher die spontanen, aber nicht die revolutionäre Demo durch Kreuzberg mit brennenden Containern und zerbrochenen Scheiben ringsum. Nein, eher "Komm lieber Mai und mache, die Bäume wieder grün." Ein Kunstlied mit dem Text von Christian Overbeck und der Musik von Wolfgang Amadeus Mozart. Es wurde zu einem der meistgesungenen Volkslieder. Aber das ist mehr die künstlerische Seite. Im Inhalt handelt es sich um ein Kind, das sich den Frühling herbeiwünscht, um im Freien spielen zu können. Und da bekommt das Lied heute eine völlig andere Bedeutung. Hier bei uns in Ahrensfelde ist der Frühling längst schon eingezogen und draußen spielen, kein Problem, wenn es überhaupt Spielplätze etwa in der Bonava-Siedlung gäbe. Na und so ganz frei und froh dürfte es bei uns auch nicht sein, wenn jedes fünfte Kind in einem der reichsten Länder der Welt von Armut bedroht ist.
Aber sich draußen im Freien aufzuhalten kann für Kinder im russischen Belgorod, das ich übrigens schon einmal besucht hatte, oder im ukrainischen Charkiw, das ich auch kenne, den Tod bringen, auch durch deutsche Granaten, die Kanzler Scholz und Chefdiplomatin Baerbock den Kindern seit langem mit weniger freundlichen Grüßen schicken. Also sollte es endlich bei den Gewerkschaftskundgebungen nicht nur um Lohnerhöhungen und 35-Stundenwocher gehen, sondern vor allem um den Stopp der Waffenlieferungen und endlich darum, den Frieden zu erzwingen. So dass bald wieder die Kinder in Belgorod und Charkiw in den von Blindgängern gesäuberten Park und auf den wieder hergestellten Spielplätzen toben können.
Für mich ist dieser 1. Mai noch etwas, was mit meiner schönsten Nebensache in der Freizeit verbunden ist, mit meiner Malerei. Mit einer Vernissage werden um 14.00 Uhr in der Ladeburger Dorfkirche einige meiner Barnimer Landschaften, gemalt in der erzwungenen Corona-Isolation, ausgestellt.
Und bewusst habe ich immer wieder Klatschmohn in den Bildern hineingemalt, der so zart und vergänglich ist und sich nicht in der Vase hält. Weil ich aber nicht nur mit der Hand, sondern eher mit etwas male, was sich so eine Art Seele nennt, soll dieser Mohn uns daran erinnern, gerade hier auch in Ahrensfelde, wo ein Feld und ein Grünland nach dem anderen für Siedlungen betoniert werden, wie schutzbedürftig und empfindlich die uns umgebende Natur ist, ein Weckruf sozusagen! Auf jeden Fall fällt dieser 1. Mai auf einen Mittwoch, genug Zeit etwas mit der Familie zu unternehmen und...auch einmal über meine Zeilen nachzudenken.
In diesem Sinne sachlich, kritisch und optimistisch wie immer Ihr Hartmut Moreike, Kandidat der Bürger für Ahrensfelde (BfA) für die neue Gemeindevertretung.
Fotos: Autor, Archiv. Ölgemälde Autor, es befindet sich in Privatbesitz.