Nicht nur jeden Montagabend gegen jeden Krieg
Sind also die Mitglieder unserer Regierung Narren? Das muss jeder für sich entscheiden. Aber jedenfalls liefern sie Waffen in Kriege, sei es nach Israel oder in die Ukraine. Punkt. Es gab, angesichts des heutigen Mannes im Weißen Haus, kaum zu glauben, sogar einmal einen amerikanischen Präsidenten mit Realitätssinn, der auch deshalb ermordet wurde. „Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.“ (John F. Kennedy, 35. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.) Der Friedensnobelpreisträger Obama hingegen, war der US-Präsident, der die meisten Kriege führte. So ändern sich die Zeiten, die Präsidenten und die Wahrnehmungen.
Dass die Solidarität mit unseren Montagsdemonstranten nicht unerheblich ist, zeigt, dass, so habe ich den Eindruck, fast die Hälfte aller Fahrer der vorbeifahrenden Autos ihre Zustimmung zeigt. Sei es durch hupen, sei es durch hochgehaltene Daumen, winken oder klatschen hinter der Windschutzscheibe. Dabei ist es egal, ob sie VW-Polo fahren, Lieferwagen oder Porsche, E-Auto oder alten Diesel.
Mir macht es Freude, die Reaktionen auf die Aussagen auf meine selbst gefertigten Plakate zu sehen, die ich, ein Senior und meine Frau an der Kreuzung eine Stunde lang in den Feierabendverkehr halten. Vom Achtzehnuhr-Glockenschlag der Kirche, an der nicht nur die Friedenstaube an der Mauer hängt, sondern auch das Spruchband, dass selig die Friedfertigen wären, bis neunzehn Uhr, wenn der Berufsverkehr auf der sonst belebten Dorfstraße langsam einschläft.
Ich stehe dort, für unsere Kinder und Enkel, weil, ich glaube Gorbatschow einmal sagte, an den Frieden denken, heißt an die Kinder zu denken. Ich stehe dort, weil je mehr Menschen an den Straßen stehen und für den Frieden eintreten, je weniger Menschen müssen in Kriegen bluten und sterben. Und ich stehe am kommenden Montag wieder dort, weil ich Krieg und Bombenhagel, Tod und auch Hunger im Nachkriegselend selbst erlitten habe. Ich stehe dort, weil mein Vater, meine Tanten und Onkel in diesem verfluchten Krieg starben und letztlich stehe ich am 24. Juni dort aus Erinnerungsverantwortung, weil fast auf den Tag genau vor 83 Jahren das faschistische Deutschland am 22. Juni 1941 die Sowjetunion überfiel. Und rollen nicht wieder deutsche Panzer gen Russland? Ja Freunde, ich bin Pazifist, weil es ein Gebot der Stunde ist, als Demokrat und Patriot ein Pazifist zu sein.
Sicher sind die
zwei Dutzend Leute nicht die Welt und wir alle wünschten uns, dass mehr den Mut
und die Zeit haben, für eine andere Politik, für Frieden und ein besseres, besser
demokratisches, unabhängiges Deutschland
zu protestieren. Und ich persönlich finde es allemal wichtiger auf die Straße für den
Frieden zu gehen, eine Verpflichtung aus dem Grundgesetz, die unsere Politiker
mit Füßen treten, als für eine Umgehungsstraße zu demonstrieren. Und wie hieß es doch
schon im Mittelalter: Oft große Flamm von Fünklin kam. In diesem Sinne, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.
Fotos: Privatarchiv Hartmut Moreike