Auszeit ist Zeit zum Nachdenken über die Welt und Ahrensfelde
Eine Juliwoche an der Ostsee hat mir wieder bewusst gemacht, wie schön und wichtig die Natur für unser inneres Gleichgewicht, für die Gesundheit sowieso, aber auch für die Seele ist. Da stehe ich morgens auf mit dem ersten Mövenschrei und durch das geöffnete Fenster strömt eine kühle Briese, die nichts hat von der Julischwüle, die aus der nahen Großstadt nach Ahrensfelde schwappt, das sich selbst seiner Grünheit beraubt. Diese Luft gibt es nur hier, so rein. In dieser Idylle lerne ich wieder voll und tief zu atmen und sogar zu sehen.
Das Fenster gibt den Blick frei auf das Meer, das mit sanftem Wellenschlag noch morgendlich ausgeruht scheint. In der See spiegelt sich der blaue Himmel und ein wenig verschleiert eine fahle Sonne hinter weißgrauen Wolken. In kräftigem Orange des Sanddorn und lilarot die Heckenrosen, die den weißen Dünenrand säumen. Im Morgenwind neigt sich der Strandhafer. All das macht die Seele weit und die Gedanken. Kein Wunder, dass Thomas Mann hier Weltliteratur schrieb und Caspar David Friedrich Bilder von berückender romantischer Schönheit malte. Übrigens feiert Greifswald in diesem Jahr den 250. Geburtstag ihres berühmten Stadtsohnes Caspar David Friedrich.
Selbstporträt von Caspar David Friedrich von 1810
Selbst berauscht, ja verzaubert von dieser Nixenwelt musste ich einfach ein paar Verse niederschreiben. Denn mittlerweile versuche ich mich in dem so schweren Metier Lyrik.
Dunstig weben Nebelschleier
Windflüchter gespenstig ein,
auf den Buhnen schläft ein Reiher
in der Sonne erstem Schein.
Mövenflug mit Geschrei
über bunte Fischerkaten,
Maler samt der Staffelei
können kaum den Tag erwarten.
Sandburgen im Modderschlick
vor den Dünen Bernsteinsucher,
Muschelherzen Kinderglück.
Endlosstrand und Dünenhafer
der Geruch von Salz und Fisch.
Blasentang im Wellenschlag
weiß und heiß flacher Strand
Muschelsucher, Kranichgesang.
Weiße Wolken Sonnenspiegel
unterm Rieddach Backsteinziegel.
Mövenbrut im Strandhafer versteckt
nackte Schöne, Malermusen unbedeckt.
Rot die Abendglut im Meer versinkt
weit entfernt ein weißes Segel blinkt.
Hoher Himmel Sternenleuchten
Wind wiegt Schilf in sanften Wogen.
Irrlichter Moorgeister, die Verscheuchten
wie in alten Sagen ungelogen.
Fotos: Autor, Archiv Hartmut Moreike
Am Dienstag werde ich natürlich in Lindenberg zur verspäteten und vielleicht nicht ganz rechtlich korrekten Wahl des Ortsvorstehers gehen und darüber berichten, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.