Auszeit ist Zeit zum Nachdenken über die Welt und Ahrensfelde




Eine Juliwoche an der Ostsee hat mir wieder bewusst gemacht, wie schön und wichtig die Natur für unser inneres Gleichgewicht, für die Gesundheit sowieso, aber auch für die Seele ist. Da stehe ich morgens auf mit dem ersten Mövenschrei und durch das geöffnete Fenster strömt eine kühle Briese, die nichts hat von der Julischwüle, die aus der nahen Großstadt nach Ahrensfelde schwappt, das sich selbst seiner Grünheit beraubt. Diese Luft gibt es nur hier, so rein. In dieser Idylle lerne ich wieder voll und tief zu atmen und sogar zu sehen.

Das Fenster gibt den Blick frei auf das Meer, das mit sanftem Wellenschlag noch morgendlich ausgeruht scheint. In der See spiegelt  sich  der blaue Himmel und ein wenig verschleiert eine fahle Sonne hinter weißgrauen Wolken. In kräftigem Orange des  Sanddorn und lilarot die Heckenrosen, die den weißen Dünenrand säumen. Im Morgenwind neigt sich der Strandhafer. All das macht die Seele weit und die Gedanken. Kein Wunder, dass Thomas Mann hier Weltliteratur schrieb und Caspar David Friedrich Bilder von berückender romantischer Schönheit malte.  Übrigens feiert Greifswald in diesem Jahr den 250. Geburtstag ihres berühmten Stadtsohnes Caspar David Friedrich. 


Schiffe im Hafen am  Abend - C. D. Friedrich 1828
 

Selbstporträt von Caspar David Friedrich von 1810 


Selbst berauscht, ja verzaubert von dieser Nixenwelt musste ich einfach ein paar Verse niederschreiben. Denn mittlerweile versuche ich mich in dem so schweren Metier Lyrik.

Dunstig weben Nebelschleier 

Windflüchter gespenstig ein,

auf den Buhnen schläft ein Reiher

 in der Sonne erstem Schein.

Mövenflug mit Geschrei

über bunte Fischerkaten,

Maler samt der Staffelei

 können kaum den Tag erwarten.

Sandburgen im Modderschlick

 vor den Dünen Bernsteinsucher,

Muschelherzen Kinderglück.

Endlosstrand und Dünenhafer

der Geruch von Salz und Fisch.

Blasentang im Wellenschlag

weiß und heiß flacher Strand 

Muschelsucher, Kranichgesang.

Weiße Wolken Sonnenspiegel

unterm Rieddach Backsteinziegel.

Mövenbrut im Strandhafer versteckt

nackte Schöne, Malermusen unbedeckt.

Rot die  Abendglut im Meer versinkt

weit entfernt ein weißes Segel blinkt.

Hoher Himmel Sternenleuchten

Wind wiegt  Schilf in sanften Wogen.

 Irrlichter  Moorgeister, die Verscheuchten

wie in alten Sagen ungelogen.

Lange Rede, kurzer Sinn. Was will ich damit sagen? Es ist an der Zeit, dass unser Bürgermeister Gehrke und sein von ihm dirigierter Chor einmal eine Auszeit nehmen und sich aufmachen an die See oder auch hinter sieben Berge, um wieder Sehen und Fühlen zu lernen, was uns Natur bedeutet. Das Ergebnis wäre, Rückbau der Storage-Batterien in Eiche und Rehahn und auf den frei gewordenen Flächen Ansiedlung stiller, umweltfreundlicher und zukunftsträchtiger Unternehmen. Auch, um der Jugend in der Gemeinde anspruchsvolle Arbeitsplätze zu bieten. Einstellung der noch nicht begonnenen Bauabschnitte im Bonava-Feld sowie Verzicht auf den Siedlungsbau entlang der Lindenberger Straße und der Birkholzer Allee. Kein weiterer Siedlungs- und Gewerbebau auf Ackerland und Wiesen, dafür Innenverdichtung mit Medizinischem Versorgungszentrum und Seniorenresidenz. Sofortige Arbeit an einem verbindlichen Natur- und Umweltkonzept, denn wir Ahrensfelder haben das Recht, in einer möglichst sauberen und geschützten Umwelt zu leben. Punkt.

Fotos: Autor, Archiv Hartmut Moreike 

Am Dienstag werde ich natürlich in Lindenberg zur verspäteten und vielleicht nicht ganz rechtlich korrekten Wahl des  Ortsvorstehers gehen und darüber berichten, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.

 

 

 

  

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