Gewählt ist gewählt, oder auch nicht- nach der Wahl ist vor der Wahl (VII)

Dass die Wahlen bei uns nicht nach meinen Wünschen ausgegangen ist, ist eine traurige Tatsache. Dazu später. Aber Wahlen sind nun einmal kein Wunschkonzert. Erst einmal die erfreulichen Fakten. Die hohe Wahlbeteiligung spricht dafür, dass es die Ahrensfelder sehr wohl interessiert, was in der Gemeinde geschieht. Das ist aber zugleich ein Vertrauensvorschuss, sie, die Bürger stärker in die Vorbereitung von Entscheidungen einzubeziehen. So sehe ich das. Das beweist auch, dass die neue Plattform Bürger für Ahrensfelde, aus dem Stand heraus zwei Kandidaten in die Gemeindevertretung und die Ortsbeiräte schicken kann. 

Apropos Ortsbeiräte. Sie haben sich konstituiert und auch wollen. Klar war ja, dass Herr Wollermann einziger Kandidat für den Ortsvorsteher Mehrow ohne Ortsbeirat bleibt. In Eiche gab es wie vorhergesagt auch keinen Wechsel wie auch in Blumberg. Frau Tietz und Herr Dreger bekamen das Vertrauen ihrer Ortsbeiräte. In Ahrensfelde stand bei drei Mitglieder der AWG im Ortsbeirat fest, dass sie den Ortsvorsteher macht, die 43jährige sportlich engagierte Josephine Karger, die seit zehn Jahren in Ahrensfelde wohnt. Das war die Kandidatin Nummer 1 der Ahrensfelder Wählergemeinschaft und das stand schon vor der Wahl fest. Sie wurde auch einstimmig gewählt und ich erinnerte mich an die Nationale Front der DDR. Die Farce wurde mit der Wahl von Herrn Stock (AWG) als ihr Stellvertreter erwartungsgemäß vollendet. Offensichtlich hat Herr Lachmann (AWG) auf seinen Sitz im Ortsbeirat verzichtet, immerhin wurde er in die Gemeindevertretung und den Kreistag gewählt. 
Nur in Lindenberg war es spannend, denn noch einmal fünf Jahre einen inaktiven und Wegbereiter für Bauspekulanten, Herrn Meuschke (CDU) mit nur 477 Stimmen, wollten die Einwohner nicht. Ganz klar. Da ein Ortsbeiratsmitglied krank war, gab es nun die Chance, dass die beliebte und aktive Evelyn Freitag (BVB/Freie Wähler Ahrensfelde) mit weit mehr Stimmen, Herrn Meuschke ablöst. Doch weit gefehlt. Da wurde die Hoffnung ohne einen rätselhaften wie plötzlich auftretenden Bazillus gemacht. Denn termingemäß und sehr kurzfristig meldeten sich zwei weitere Ortsbeiratsmitglieder krank (auch Ex-Ortsvorsteher Meuschke), so dass die Wahl verschoben werden muss, natürlich, bis alle genesen sind. Oder? Gute Besserung! Ein Schelm, der böses dabei denkt.

Der Bau der Dorfkirche in Lindenberg geht bis auf die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück

Aber nun zu einer erfreulichen Sache. In die neue Gemeindevertretung wurden acht Einwohner erstmals gewählt. Neues Blut und neue Ideen sind gefragt und können diesem Gremium nur guttun. Das heißt aber auch, dass vierzehn Gemeindevertreter auch schon im vorigen Gremium gesessen haben. Das muss ja per se nicht etwas Schlechtes sein, denn auch Erfahrungen besonders auf kommunalpolitischem Gebiet sind gefragt. Der Pferdefuß jedoch, unter den neuen Alten sind auch wieder Abgeordnete, die besonders durch Tatenlosigkeit auffielen, denn von sich reden machen, kann keine Rede sein. Da fallen besonders die Fraktionen der CDU und die AWG  auf. Alter saurer Wein in alten porösen Schläuchen. Die einst CDU-dominierte Gemeindevertretung erinnerte mich stark an Merkels unselige Kanzlerschaft. 

Hinzu kommt, dass die Sitze auch so verteilt sind, dass von einem Neuanfang oder frischem Wind kaum gesprochen werden kann. Das ist für mich die größte Enttäuschung. Auch, dass der AfD-Frontmann Länger die meisten Stimmen bekam, obwohl er in der Gemeindevertretung wenig bis nichts zur Gestaltung der Gemeinde beigetragen hat und auch gegen die Bürgerinteressen wie ja die meisten aufgetreten ist. Weniger überraschend, dass solche Fraktionen wie die Linken und die Grünen ihren Fraktionsstatus mit je nur einen Vertreter in der Gemeindevertretung verloren haben. Eine deutliche Quittung. Sie werden wohl gemeinsam eine Fraktion bilden. Hier spielt die Bundespolitik aber auch das eigene Mitstimmen gegen Bürgerinteressen eine große Rolle. 
Wird es also weiter so gehen, dass gegen den Bürgerwillen gebaut wird, was das Zeug hält auf Äcker und Wiesen außerhalb der Ortsteile? Dass die Infrastruktur für die bald 16.000 Einwohner weiter aus allen Nähten platzt? Dass sich der Mangel an ärztlicher Versorgung vor Ort weiter verschärft und das Verkehrschaos noch chaotischer wird? Werden Landschaftsplan und Einwohnerbeteiligungssatzung bald so gut wie nicht verändert ihr 20. Jubiläum feiern? Wird die Verwaltung wieder in der Gemeindevertretung 2024 mit breiter Brust sitzen und maßgeblich das Sagen haben? Mit AWG und CDU ganz bestimmt. Bleibt, wie sich Bürger für Ahrensfelde einbringen und mit BVB/Freie Wähler Ahrensfelde andere für sinnvolle Projekte gewinnen. Die AfD hat die meisten Stimmen und könnte nun endlich ihr Versprechen gegenüber den Bürgern einlösen und sich den Reformern aufgeschlossen zeigen.

Ich sehe ansonsten nicht die Kraft, das Wissen und den Willen bei vielen Abgeordneten, hier wirklich ihre Tätigkeit mit neuen, vielfältigen Möglichkeiten direkter Demokratie qualitativ zu erweitern. Andererseits gibt es eine noch stärkere Opposition, mit bürgerfreundlichen und neuen Ideen für ein liebens- und lebenswerte Ahrensfelde. Das kann spannend werden, sogar Spaß machen, die Beratungen der Gemeindevertretung aufmerksam zu verfolgen, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.

Foto: privat, Cartoon "Im alten Trott"  Moreike nach PUVO....

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wer fragt, der lernt, oder es ist Hopfen und Malz verloren (Achtung Satire)

Wie wir Bürger in der Gemeindevertretung verschaukelt wurden

Es kam, wie es kommen musste im Hauptausschuss - ja noch schlimmer