Die Kraniche von Sadako und der 6. August 1945 (II)

Am 6. August um 8.16 Uhr und 2 Sekunden begann ein neues Zeitalter der Menschheit. Die nukleare Bombe, die über der japanischen Stadt Hiroshima explodierte und hunderttausende Opfer forderte, die erste Atombombe der Welt eröffnete ein neues Zeitalter. Die Ära der Möglichkeit der nuklearen Vernichtung von Städten, Ländern, Kontinenten und der Menschheit überhaupt. In Hiroshima explodierte eine zu heutigen Kernsprengköpfen kleine Bombe und dennoch waren 80.000 Menschen, meist unschuldige Zivilisten, sofort tot, 130.000 starben später an der radioaktiven Verstrahlung. Die Geschichte des kleinen Mädchens Sadako Sasaki ging um die Welt. Sie war gerad zwei Jahre alt, als der Feuerball über ihre Stadt explodierte. Die kleine Sadako (Unbescholtenes Kind) schien unverletzt, da sie 2.500 Meter vom Zentrum der Explosion entfernt war. Viele Nachbarn starben in den Trümmern ihrer Häuser. 

Einige Wochen nach der Atombombenexplosion erkrankten Menschen in Hiroshima an Krankheiten, die noch kein Arzt kannte. Menschen, die vorher völlig gesund erschienen, wurden zusehends schwächer und starben einfach. Auch noch nach Jahren. Es war das Jahr 1955. Sadako Sasaki war bereits 12 Jahre und ging in die 7. Klasse, ein fröhliches Mädchen. Zehn Jahre waren seit dem Abwurf der Atombombe vergangen, und sie dachte schon lange nicht mehr daran. Sie trieb Sport und war eine schnelle Läuferin. Eines Tages fühlte sie sich nach einem Staffellauf sehr müde und schwindelig. Als sie ein paar Tage später vor Schulbeginn noch eine Runde um den Schulhof lief, überfiel sie wieder die Schwäche. Sie fiel hin und blieb liegen. Im Krankenhaus wurde sie untersucht und es wurde Blutkrebs, Leukämie festgestellt. Sadako war eine Hibakusha (被爆者), ein Opfer der Atomexplosion über Hiroshima.

Das Mädchen Sadako, ein letztes Mal im Kimomo

Und sie war es nicht allein. 1955 erkrankten zahlreiche Kinder in Sadakos Alter an Leukämie. Die Menschen nannten sie die mit der "Atombomben-Krankheit". Fast jeder, der Leukämie bekam, starb. Sadako wollte nicht sterben. Im Krankenhaus besuchte sie ihre Freundin Chizuko. Sie brachte Origami-Papier mit und gemeinsam falteten sie einen Papierkranich - Senbazuru. Sie erzählte Sadako eine Legende. Kraniche würden tausend Jahre alt und dass ein kranker Mensch wieder gesund wird, wenn er tausend Kraniche faltet.

Sadako beschloss von diesem Tag an, tausend Kraniche zu falten. Ihre Freunde und Verwandten besuchten sie häufig im Krankenhaus, sprachen mit ihr und halfen ihr, Kraniche zu falten. Sadako war voller Hoffnung und glaubte fest daran, dass sie wieder gesund würde, wenn tausend Kraniche fertig wären. Und tatsächlich schien es ihr besser zu gehen, nachdem sie fünfhundert Kraniche gefaltet hatte und konnte sogar kurz nach hause. Bald spürte sie, dass sie sterben würde, obwohl sie, egal wie schlecht es ihr ging und wie sie die Schmerzen quälten, 1.600 Kraniche gefaltet hatte. Am 25. Oktober 1955 starb Sadako. Sie schlief friedlich ein, umgeben von ihrer Familie.

Aber die Geschichte um die kleine tapfere Japanerin war mit ihrem Tod noch nicht zu Ende.  Sie hatte viele Freunde, die sie liebten und nun vermissten. Und sie waren nicht nur wegen Sadako traurig. Viele Kinder in Hiroshima waren bereits gestorben und immer starben noch an der Atombomben-Krankheit. Deshalb gründeten 39 von Sadakos Klassenkameraden einen Klub und begannen, Geld für ein Denkmal für Sadako zu sammeln.

Sie schrieben Briefe und sprachen jeden an, um eine Spende von 20 Yen - etwa 15 Pfennig zu erbitten. Die Nachricht verbreitete sich schnell. Schüler aus 3100 Schulen aus Japan und neun anderen Ländern spendeten Geld. Schließlich, am 5. Mai 1958, fast drei Jahre nach Sadakos Tod, hatten sie genug gesammelt, um das Denkmal errichten zu lassen. Es heißt "Das Kinder-Friedens-Denkmal" und steht im Friedenspark mitten in Hiroshima, genau dort, wo die Atombombe niederging.

Sind wir nicht alle in gewisser Art Hibakusha - Opfer der US-Atombomben über Hiroshima und Nagasaki?

Nachbemerkung: Welche Bedeutung die ARD, also die von uns bezahlte Fernsehanstalt diesem historischen Datum beimisst, war daran zu sehen, dass die diesjährige Gedenkfeier in Hiroshima nach den Börsennachrichten kam Noch Fragen? Acht Jahrzehnte nach Hiroshima werden in den Augen von Baerbock und Scholz Atomwaffen wieder salonfähig. Und wir gestatten das?!

Fotos: Autor, Archiv (3)


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