Ja, es ist Urlaubszeit und dennoch Zeit endlich zu handeln

 

Ohne Frage, er ist schon ein wichtiger Monat, dieser August für uns Einwohner der Gemeinde. Auch wenn keine Beratungen der Gemeindevertretung oder der Ausschüsse stattfinden, stehen wichtige Entscheidungen an. Wir sind aufgerufen, vielleicht sogar überfordert, unsere Meinung oder Stellungnahme zu drei Projekten abzugeben, die unser aller Leben verändern werden. Im Rathaus liegen bis 28. August die Pläne für drei große Bauvorhaben aus und es geht um die im Baugesetz vorgeschriebene "Formelle Beteiligung" der Bürger. Nach meinen bisherigen Erfahrungen ist es oft nur noch eine formale Beteiligung, denn es war bisher immer so, dass hunderte Einsprüche der Bürger zum Beispiel zum Bonava-Projekt Kirschenallee insgesamt als nicht relevant von der Verwaltung abgeschmettert wurden. Sind das unsere Bedientesten, die wir bezahlen?

Jetzt geht es in Lindenberg um das Lidl-Logistikzentrum im Anschluss an das Gewerbegebiet an der Bundesstraße 2. Als das Projekt vom Lidl-Konzern vorgestellt wurde, musste ich lachen, weil es zum Weinen war. Obwohl auch der Bürgermeister dem Versprechen verfiel, dass unser Ahrensfelde durch die Ansiedlung des Super-Discounters aufgewertet würde, gibt es da durchaus andere Meinungen. Nicht nur, dass Lidl einige Male von den Gewerkschaften verklagt wurde wegen unzumutbarer Arbeitsbedingungen. Nein Ortsvorsteher Meuschke in Lindenberg glaubt wahrhaftig die Aussage, dass keine LIDL-LKW durch Lindenberg oder Ahrensfelde fahren werden. Das ist für einen erwachsenden Menschen wirklich naiv. 

Auch mit zusätzlichen Arbeitskräften wurde geworben. Nun erstens ist eine modernes Logistikzentrum nicht gerade ein Massen-Beschäftigungsmodell. Zweitens ist bei aller Digitalisierung die Bezahlung "Über Tarif" von 14 Euro pro Stunde nicht gerade verlockend für junge Ahrensfelder, die in Berlin schlicht das Doppelte verdienen. Lidl rühmt sich damit, 140.00 Quadratmeter Blühwiesen angelegt zu haben. Ich hatte vorgeschlagen, dass sie Kosten für die Skaterbahn in Lindenberg zu übernehmen. Das haben die Lidl-Manager des 17,1 Milliarden schweren Konzerns abgelehnt. Aber das größte Armutszeugnis von Verwaltung und Gemeindevertretern war und ist, dass sie großzügig und ohne Gewissensbisse, wider jeder Vernunft Ackerland zubetonieren lassen. Auch gegen die Empfehlungen der Regierung. Was sind das bloß für Volksvertreter? Hatten wir die wirklich gewählt? 

Ein weiterer Plan ist die Wohnsiedlung der evangelischen Kirche entlang der Lindenberger Straße. Da haben Land- und Forstwirtschaft schon gegen protestiert, aber die Gemeinde ist auf den unchristlichen Kuhhandel eingegangen, Gymnasium nur gegen Siedlungsbau. Dass sich auf dieser Brache seit Jahrzehnten geschützte Tiere und Pflanzen angesiedelt haben, dass mit sieben Ausfahrten auf die Lindenberger Straße von hunderten zusätzlichen PKW und Versorgungsfahrzeugen täglich der Verkehrskollaps organisiert und dass drei- bis viergeschossige Bauten nicht gerade dem ländlichen Charakter entsprechen, als das hat die Gemeindevertretung durchgewinkt. Ja, auch entgegen den in einer Umfrage bekundeten Willen der Einwohner. Wieder wird Acker der Erzeugung von Nahrungsmitteln entzogen und betoniert, wieder werden Wäldchen gerodet. Und da frage ich mich, für wen handeln und entscheiden diese Leute in der Gemeindevertretung? Was bewegt die Leute, die alle Geschöpfe Gottes in ihr Gebet einschließen? Und nun glauben doch nicht etwa einige Ahrensfelder, dass ihre Einsprüche an dem Projekt etwas ändern werden.

Der dritte im Bunde ist die Sporthalle für das Gymnasium, das am Bahnhof Ahrensfelde-Friedhof entstehen soll. Nein, die Sporthalle nicht, sondern die soll ein paar hundert Meter weiter, angrenzend an die Sportplätze der Zukunft von Grün-Weiß, entstehen. Eigentlich eine ruhige Fläche für eine Seniorenresidenz, aber nun ein Geschenk für den von der Gemeinde, also auch mit unseren Steuern großzügig unterstützten Verein Grün-Weiss. Mit noch mehr Lärm für die Anwohner und Sprintstrecken für den Sportunterricht durch ein Wohngebiet, deren Einwohner ohnehin schon durch ordnungswidrige Lärmbelästigung auf den Sportplätzen, zu Freiluft-Konzerten bis in den frühen Morgen und Saufgelagen im Casino genervt sind. Ich selbst habe schon über ein Dutzend Anzeigen geschrieben, aber am Wochenende und wohl überhaupt scheint unser Ordnungsamt nicht zuständig oder taub.

Und nun liegen diese Pläne zur Anschauung und zu Einwänden oder Zustimmung im Rathaus zu Geschäftszeiten, näheres war ja im Amtsblatt zu lesen, aus. Noch einfacher sind Einwände online zu machen. Also die Seite der Gemeinde Ahrensfelde aufrufen. Dann zu Bauen, Umwelt & Wirtschaft gehen. Nun Planungen im Verfahren aufrufen und dann den Bebauungsplan "Ulmenallee" OT Ahrensfelde anklicken. Da finden sie unter Planungsbeteiligung Jetzt Äußerung abgeben! 

Auch wenn ich mir wenig davon verspreche, sollten wir die Gelegenheit nutzen, und unsere Bedenken und sachlich begründeten Einwände schriftlich kundtun. Auch wenn das die Verwaltung um Bürgermeister Gehrke wieder wenig beeindrucken wird, vielleicht aber einige Mitglieder der Gemeindevertretung, denn bisher fehlt in allen Plänen eine Alternative und die zukünftigen Auswirkungen auf die Lebensqualität der Ahrensfelder. Vielleicht zwingt Bürgerwillen doch zum Nachdenken. Und das Schutzgut Mensch gehört nicht an die letzte Stelle der Planvorlagen, sondern ganz nach vorn, ist meine Meinung wie die vieler Ahrensfelder, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.

Fotos: Autor

 

 

 

 

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