Gedenken und Denken - Ahrensfeldes 650. Jubiläum und zwei Denkmäler

Ja, da kommen Jubelfeiern auf uns zu und eine Arbeitsgruppe tagt regelmäßig, um das 650. Jubiläum von Ahrensfelde würdig und ideenreich vorzubereiten. 1375 wurde unser Ahrensfelde erstmals im Landbuch Karls IV. erwähnt, was nicht ausschließt, dass hier an der Wuhle kurz vor Eiche schon viel früher gesiedelt wurde. In den Jahren 1375 und 1376 schwärmten die Beamten von Kaiser Karl IV. aus und durchstreiften die Brandenburger Landschaften, im Gepäck einen festgelegten Katalog von Fragen, der genauestens abzuarbeiten war. So führten sie Interviews mit Vögten und Vasallen, Pfarrern, Schulzen und Bauern. Um die Zahl der Hufen ging es dabei und wer auf Heller und Pfennig daraus seinen Nutzen zog. Wie viele Kossäten ansässig waren, wie viele Krüge und Mühlen und wessen Ansprüche auf diesen lagen. Gut 370 Ortschaften auf den Hochflächen von Teltow und Barnim, in der Zauche und dem Havelland sowie in der Uckermark wurden so erfasst. Es handelte sich dabei um eine einmalige historische Momentaufnahme der ökonomischen Verhältnisse in den Jahren 1375/76. 

Landbuch Kaiser Karl IV. - Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz

Danach besaß "Arnsfelt" eine Feldmark von 72 Hufen. Das Dorf gehörte den Brüdern Henning und Hans von Oderberg, die auch 2 Höfe besaßen. Henning hatte 14 Hufen, Hans 15 Hufen. Erwähnt wird bereits ein Krug. Andere Quellen berichten sogar von einer in dieser Zeit errichteten einfachen Saalkirche.

Sich der Gründung von Ahrensfelde zu erinnern, verbindet die Vergangenheit mit der Gegenwart und ist nicht nur rückgewandt, sondern wirft die Frage auf, wie wir in Zukunft leben wollen. So ist das Jubiläum gelebte Erinnerungskultur und das wird sich in vielfacher Weise widerspiegeln. Kurz gesagt, gedenken hat also auch was mit denken zu tun. Ich hatte darüber jüngst auch mit unserem Ortschronisten Herrn Plume gesprochen, denn der ist da ein kompetenter  Gesprächspartner und diese Sache im Ortsbeirat Ahrensfelde vorgetragen. 

Zur Erinnerungskultur gehören auch unsere Denkmäler. Nun gibt es vor der Kirche das Kriegerdenkmal mit einer Tafel für die gefallenen Ahrensfelder des I. Weltkrieges. Allein dieses Denkmal hat eine Geschichte, denn es wurde immer wieder verändert. Es hatte vor 1945 einen stattlichen Adler und nach der Befreiung diente es auch als Mahnmal für die Opfer des Faschismus. mit einem roten Winkel aus Beton, als Symbol für das Zeichen, das Kommunisten in den Konzentrationslagern auf ihren gestreiften Lagerkitteln tragen mussten.

Ich meine, es sollte nun  so gestaltet werden, vielleicht mit Fördermitteln und einem Beitrag der Kilian-Gruppe, die die Siedlung Ulmenallee der evangelischen Kirche baut, dass es die Chronik der Ereignisse und der Opfer widerspiegelt. Also Tafeln der Gefallenen des I. und II. Weltkrieges und der Opfer des Faschismus aus unserer Gemeinde. Dass das nicht einfach sein wird, ist mir klar. Und ob es dieser Findling sein kann oder ein neuer dreiseitiger Obelisk, darüber darf doch schöpferisch nachgedacht werden. Das schreibe ich extra für alle Bedenkenträger auch im Rathaus. Aber was ist heutzutage schon einfach?

Und weil wir bei den Denkmälern sind. An der Lindenberger Straße vor dem Bahnübergang befindet sich ein Ehrenmal für 120 Rotarmisten, die bei der Befreiung auch der Einwohner von Ahrensfelde vom Hitlerfaschismus gefallen sind. Der Heckenbewuchs war teilweise vertrocknet und wurde entfernt. Zum 80. Jahrestag der Befreiung am 21. April 2025 sollte es ein Zeichen der der Demut und des Anstandes sein, dieses Geviert in einen ansehnlichen, und dem Ort angepassten Zustand zu versetzen. Denn beide Denkmäler gehören zur 650jährigen Geschichte von Ahrensfelde, wie die schon im 14. Jahrhundert erwähnte Dorfkirche und das  im 20. Jahrhundert errichtete Rathaus.

Im nächsten Beitrag geht es um den UNESCO-Tag der älteren Menschen am 1. Oktober und meine Gedanken dazu in Ahrensfelde mit der Überschrift "Ich gebe mich mit Bingo nicht zufrieden", sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.

Fotos: Autor (2), Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Singlespeedfahrer (je 1)




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