Was verbindet die montägliche Friedensdemo mit Lysistratas sexuellem Generalstreik

 

Ja, ich bin, so oft ich kann, dabei, Montags an der Kreuzung Dorfstraße/Lindenberger Straße bei der Demonstration für Frieden. Und freue mich über die zustimmende Reaktion vieler Autofahrer und lasse mich auch beschimpfen von einigen Typen, die die Geschwindigkeit missachtend vorbeirauschen. Leider sind wir so weit gekommen, dank Scholz und Baerbock, dass, wer heutzutage für Frieden eintritt und noch dafür demonstriert, als Agent Putins oder rechtsextrem diffamiert wird. Wer gegen Waffenlieferungen nach Israel gegen den Völkermord in Palästina auftritt, dem wird mit der Antisemitismuskeule sinnbildlich eins über den Schädel gezogen. Wer Friedensverhandlungen statt Waffenlieferungen in die Ukraine fordert, wird als Putinknecht und Verräter unserer Werte verunglimpft.

Die Rüstungsausgaben erreichen Rekordhöhen wie die Gewinne der Aktionäre von Waffenschmieden wie "Rheinmetall" und "airbus". Die Industrie und der Wohlstand der Menschen sind auf Talfahrt. Die Arbeitslosenzahlen steigen rapide. Die unsinnigen, von Amerika diktierten Sanktionen, diese Form des ökonomischen Krieges, schaden Russland mit seinen riesigen Ressourcen kaum, aber fahren unsere Wirtschaft an die Wand. Und der Wahnsinn hat kein Ende.

Der sogenannte Verteidigungsminister will unser Volk kriegsfähig machen und die Bundeswehr wirbt in den von uns finanzierten Medien, in denen Selensky für seine Hetze  und sein Flehen um Waffen gen Moskau unbeschränkte Sendezeit erhält, für den Kriegsdienst. Nun gibt es tatsächlich keinen realen Feind, der uns heute, morgen und auch nicht 2029 angreifen würde. Also muss er erfunden und herbeigeredet werden. Und der steht, wie immer, auch bei Kaiser Wilhelm und bei Adolf, im Osten. Herbeigeredet von all den Kiesewetters, Strack-Zimmermanns und Hofreiters. Ich stehe auch wegen dieser Kriegs-Fanfaren mit einem Schild an der Straße, bei dem ich im Text ein wenig von Berlins Ex-Bürgermeister Wowereit geklaut habe.

Denn im Krieg gibt es Tote und deshalb gehört in jede TV-Werbung für Waffenlieferungen nach Israel und in die Ukraine auch der Satz wie unlängst auch auf der Internetplattform "anderweltonline": stand:  „Kriegsdienst kann ihre Gesundheit gefährden und zu vorzeitigem Tod führen!" Wie hoffnungsvoll war doch die Losung aus meiner Jugendzeit: "Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!" Und wie könnte noch verhindert werden, dass sich junge Leute für den Krieg begeistern lassen? Da fällt mir der alte Grieche Aristophanes ein. Sex und Liebesentzug ist die Parole, das zieht immer. Leider gehen die jungen Leute heutzutage recht selten ins Theater und "Lysistrata" steht kaum noch auf dem Spielplan. Vielleicht Absicht unserer Kulturministerin Roth, denn es könnte die Vorlage auch gegen grüne Kriegspropaganda der einstigen Friedenspartei sein?



Lysistrata von Pablo Picasso

Dieses Lustspiel handelt vom Aufstand der schwachen Frauen gegen ihre starken Männer im alten Athen. Unter  Führung von Lysistrata besetzen Frauen griechischer Städte und Stadtstaaten die Akropolis um Frieden zu erzwingen Es gibt ganz demokratisch eine Diskussion. Überwiegend sind die Frauen anfangs über die bevorstehende Enthaltsamkeit alles andere als begeistert. Dieses Opfer scheint ihnen dann doch zu groß. Lysistrata argumentiert mit dem Stolz, mit gutem Beispiel und überzeugt mit der so offensichtlichen Schwachstelle der Männer, ihrer Triebsteuerung. Hin und her, das fordert die Dramaturgie eines Lustspiels, am Ende sind sich alle Frauen einig. Sie schließen einen Pakt, der da lautet: sexuelle Totalverweigerung in allen Varianten bis zum Frieden. Der Schwur wird nicht mit dem dafür üblichen Schlachtopfer besiegelt, sondern mit einem riesigen Schlauch Wein. Die Frauen Athens und Sparta stellen sich gegen die Männer, die Kriege verursachen und führen. Und sie verweigern ihren Männern fortan jeden Dienst, natürlich auch den ehelichen Beischlaf. Nach einigen Verwicklungen führt der Kampf der Frauen letztendlich zum Erfolg. Der Krieg wird beendet, ein neuer findet nicht statt. Sexueller Generalstreik für den Frieden. Was für eine interessante Vision. 

Leider nur ein Bühnenschwank von Aristophanes, ein Wunschtraum. Aber die Blumenkinder hatten das begriffen, ernst gemacht und protestierten gegen den verbrecherischen Vietnamkrieg der USA mit: Make love, not war! Was ist das für ein schöne Story, Lysistrata, die schon vor zweieinhalb tausend Jahren über die Bühne ging und was wäre das für ein völlig irrer Gedanke für den Friedenskampf heute. Als Schriftsteller liebe ich Illusionen, doch im Blog bleibe ich sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.


Fotos: Autor, Archiv Hartmut Moreike

 


 

 

 

 

 

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