Wie beliebt ist Bürgermeister Gehrke, fragte die MOZ
Die Frage galt der Zufriedenheit mit der Arbeit, was immer das heißt, der jeweiligen Politiker. Ob als Chef der Verwaltung oder Erster Bürger, der seine Stadt, seine Gemeinde öffentlich verritt, das blieb offen. Das Ergebnis ist schon in der
Fragestellung recht zweifelhaft, ja unseriös, weil die Zufriedenheit eine rein subjektive Empfindung ist. Einen Tag bin ich zufrieden, wie er so verlaufen ist und was ich geschafft habe, am nächsten nicht. Wenn wir zufrieden sind, dann sind wir zwar nicht
überglücklich, aber beschweren uns auch nicht. Angeblich braucht der
gegenwärtige Zustand keine Veränderung. Und Zufriedenheit ist nicht das Fehlen von Unzufriedenheit. Und Beliebtheit und Zufriedenheit sind ein gänzlich unterschiedliches Paar Schuhe. Das nur als Vorspann zu den aktuellen
Zahlen.
Mit der Arbeit von unserem Bürgermeister Wilfried Gehrke
sind 22,8 Prozent der Befragten sehr zufrieden. 24,6 Prozent sind eher
zufrieden, was meiner Meinung schon kein positivere Wert ist. 22,8 Prozent sind
immerhin noch teilweise zufrieden, 10,5 Prozent eher nicht und 14,0 Prozent
überhaupt nicht. Dabei geht aus dem Artikel natürlich nicht hervor, und das
wird wohl für die Einschätzung von mangelnder Wissenschaftlichkeit und
Aussagekraft entscheidend sein, mit welcher Arbeit oder Entscheidung, wann und auf welchen
Gebiet ist man sehr zufrieden oder überhaupt nicht. Nicht gefragt wird, welche
Erwartungen die Bürger an ihre kommunalen Politiker hatten und wie sie erfüllt
worden sind. Zufriedenheit, das ist ein weites und sehr indifferentes Feld.
Ich bin zwar nicht gefragt worden, aber ich wäre
schon zufrieden, wenn Wilfried Gehrke Bürgernähe nicht als Händeschütteln und
sich feiern lassen auf Veranstaltungen verstehen würde, sondern auch kritischen
Bürgern Gehör schenken und ihre sachlichen Argumente ernst nehmen würde. Ich
wäre zufrieden, wenn er fair und mit
gebotener Neutralität mit allen Fraktionen in der Gemeindevertretung umgehen
würde. Ich wäre schon zufrieden, wenn er den Kritikern von Bauprojekten die
gleiche Zeit und Ernsthaftigkeit entgegenbringen würde, wie Investoren. Und ich wäre schon zufrieden, wenn er Daseinsfürsorge so verstehen würde, selbst tätig zu werden, auch wenn andere für die Sache verantwortlich sind, wie der Busverkehr. Ach, da
gäbe es noch viel mehr, aber mich fragt ja niemand.
Fotos: Autor