Bürgerbeteiligung ausdrücklich erwünscht - doch nicht etwa bei uns?

Nein, beruhigen wir uns wieder. Kürzlich las ich dem Anzeigenblatt "Märkischer Sonntag", in dem die Lokalnachrichten Ahrensfeldes so gut wie nicht stattfinden, einen kleinen Artikel. Es geht um ein neues Wohngebiet in Bernau, unserer Nachbarstadt. Und mir fielen fast die Augen raus, als ich die Überschrift las: Bürgerbeteiligung ausdrücklich erwünscht. Gibt es so etwas wie direkte Demokratie in Barnim noch? Na, schreiben können sie viel, dachte ich und las weiter. Und tatsächlich. Bevor noch überhaupt ein Plan gemacht wurde, gab es einen Spaziergang der Investoren durch das geplante Gebiet und Gespräche, ich konnte es kaum fassen, mit den Anwohnern und nicht mit der Verwaltung. Na, die trauen sich vielleicht etwas!

Aber es kommt noch besser. Im Rahmen der Planung seien weitere Beteiligungsformen wie öffentlicher Workshop und eine Online-Bürgerbeteiligung  geplant und dazu wird dann auch noch ein Zwischenbericht gegeben. Und nach einem Jahr, so lange wird dieser Prozess auch mit aktiver Beteiligung der Bürger dauern, wird es eine Abschlussveranstaltung geben. Ja was erlauben sich da die Bernauer? Wenn das etwa Schule machen und bis nach Ahrensfelde ausstrahlen würde? Nein, hier ist damit nicht zu rechnen, denn die Ergebnisse von Bürgerbefragungen und Bürgereinwendungen landen, ohne auch nur eine Spur in den Gremien zu hinterlassen, nicht etwa in den Akten, Pappalapapp,  sie landen in dem Reißwolf. 

Pfui Teufel, was haben die Bernauer nur für eine bürgernahe Stadtverordnetenversammlung. Naja, der Bürgermeister ist ein Linker und die stärkste Fraktion sind die Freien Wähler, die auch bei uns etliche konstruktive Vorschläge gemacht haben und weiterer Siedlungspolitik auf Ackerland eine Absage erteilten. Aber wo kämen wir dahin, wenn wegen der Bürger land- und profithungrige Investoren und Bodenspekulanten vergrault werden würden? Herein mit ihnen, willkommen!

Entschuldigung, die evangelische Kirche ist natürlich kein Bodenspekulant, sie hat es nicht nötig, denn ihre 15.000 Gemeinden verfügen über einen Grundbesitz von 425.000 Hektar. Beide Kirchen, die katholische und die evangelische sind der größte private Grundbesitzer in Deutschland und auch hier in Ahrensfelde gehört ihr ein gehöriger Stück. Nicht nur das EKBO-Land zwischen Ulmenallee und Lindenberger Straße, sondern auch im Ahrensfelder Dreieck und auch der Sportplatz ist Kirchenland und sicher noch mehr. Schwamm drüber, wie sie es erworben hat, darum geht es nicht. 

Nur ihre erpresserischen Methoden für den Siedlungsbau Ulmenallee waren nicht gerade sehr christlich. Das Ja, zu einem Grundstück für ein künftiges Gymnasium gab es nur unter Voraussetzung, zwischen Ulmenallee und Lindenberger Straße eine neue Siedlung bauen zu dürfen. Und auf diesen Kuhhandel sind unser Bürgermeister und Mitglieder der Gemeindevertretung eingegangen und haben nach ihrer Zustimmung zu dieser förmlichen Erpressung dann noch geprahlt, die Verhandlungen fanden auf Augenhöhe statt. Ja wie kaputt ist das denn? Und der Clou, die Mehrheit der Ahrensfelder hatten sich trotz Werbung  des Bürgermeisters für diesen schäbigen Deal im Amtsblatt in einer Bürgerbefragung gegen das Bauprojekt ausgesprochen. Mit guten und nicht widerlegten Gründen.

Das soll nur zeigen, dass das Gute so nah liegt. Aber Ahrensfelde befindet sich nach Bürgermeister Gehrke auf einer Insel der Glückseligen, um die uns alle rings umher beneiden. Doch ob Altlandsberg oder Bernau, echte Bürgerbeteiligung hat dort ein anderes Format, wird nicht nur im Munde geführt, sondern praktisch umgesetzt, ernsthaft und mit wachsendem Vertrauen der Bürger belohnt. Ich aber werden nicht müde, an der Seite von immer mehr Ahrensfeldern dafür zu streiten, dass die Stimmen der Einwohner, ihre Interessen und Forderungen das Gewicht bekommen, das sie nach Recht und Gesetz verdienen, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.


Fotos: Autor

 




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