Herbstgedanken eines Fragenden und vielleicht Unbequemen

 

Ich weiß nicht, ob und wer von den Gemeindevertretern meinen Blog liest. Es ist nur so, dass es einige gibt, die mich, einen für die Gemeinde engagierten Bürger, nicht mehr grüßen. Anders aber der Bürgermeister, den ich nicht selten mit sachlicher Kritik bedenke. Ich bin ein höflicher und wie ich meine gut erzogener Mensch und erwidere Gruß mit Gegengruß, Nichtachtung bei denen, die es verdienen, mit gleicher Münze. Darf ich deshalb mit den doch ehrenamtlichen Abgeordneten so hart ins Gericht gehen und ihnen verbale Nachhilfe erteilen und Denkanstöße geben? Nun, wenn es kein anderer macht, schon. Denn als sich die Bürger zur Wahl stellten, haben sie den Einwohnern fast den Himmel über Ahrensfelde versprochen. Aber viele Probleme wurden vor sich hergeschoben, ignoriert und haben sich so seitdem verschärft. Kehren neue und alte Besen wirklich gut? Wer setzt sich durch, die AWG, CDU und SPD mit "weiter so" oder die konstruktive "Opposition" der Bürger für Ahrensfelde, BVB/Freie Wähler, Leute, die ihr Gehirn anstrengen, für Veränderung eintreten und Vorschläge zur Diskussion unterbreiten. Das ist doch spannend.

Nehmen wir nur den Autoverkehr, den Ärztemangel, den Schüler- und Busverkehr, das Fehlen von Freizeitangeboten und so weiter und so fort. Nun könnte wieder von der Verwaltungsspitze dagegen gehalten werden, dass vieles nicht in unserer Hand liegt, die Straßen sogar dem Bund oder Land obliegen, der Busverkehr dem Kreis und noch andere wahre und halbwahre Geschichten. Aber heißt es nicht im Paragraphen 28 der Kommunalverfassung "Die Gemeindevertretung ist für alle Angelegenheiten der Gemeinde zuständig, soweit gesetzlich nichts anderes bestimmt ist." Dazu gehört vor allem auch die Entscheidung, wo, wann und was gebaut wird. Nun komme mir niemand mit einem Eckpunktepapier auf dem die Wünsche der Gemeinde fixiert sind. Es ist ein Blatt ohne Wert, ohne auch nur eine verbindliche Verpflichtung. Und bisher hat sich kein Investor daran gehalten.

Dörflicher Charakter sieht anders aus - Reihenhäuser der BONAVA Siedlung "In den Obstwiesen" - 5 Zimmer, 128 qm Wohnfläche und 132 qm Grundstück zu 514.900 €

Ich war aktiver Sachkundiger Einwohner im Ausschuss für Wirtschaft, Bauwesen, Natur und Umwelt. Für die Umwelt ist der gesundheitsschädliche Verkehr für uns Einwohner und auch für die Natur eine Katastrophe. Aber er nimmt zu, weil er in Teilen von uns selbst organisiert wird mit dem Bau neuer Siedlungen für den das Gros der Abgeordneten stimmt. Und dann gegen die Belastung der Bewohner um die Dorfstraße und eine Ortsumfahrung zu demonstrieren ist dann irgendwie verrückt. 

Für den Siedlungsbau von Bonava in der Kirschenallee gab es ein Eckpunktepapier des Ortsvorstandes. Gehalten hat sich der Investor natürlich nicht daran. Zur Erinnerung: Der Ortsbeirat Ahrensfelde hatte gefordert, dass kein Grundstück, um dem dörflichen Charakter zu entsprechen, unter 600 qm sein dürfte. Nur zwei von 230 Grundstücken erfüllen diese Vorgabe. Sonst noch Fragen? Und obwohl von hunderten Bürgern, Umweltverbänden und Behörden das Vorhaben als zu groß, den dörflichen Charakter sprengend und als durch nichts zu rechtfertigenden Eingriffe in die Natur, zum Verlust von Insekten, Amphibien, Vögeln und Kleinsäugern angemahnt wurde, störte sich niemand daran. Auch nicht die Mehrzahl unserer Abgeordneten. Unsere Verwaltung schon gar nicht. Nicht viel anders bei der EKBO-Siedlung der evangelischen Kirche. Ach ja, die Feldlerchen bekamen von Bonava einen neuen zugewiesenen Brut- und Tummelplatz und die Gemeinde einen baumlosen Kinderspielplatz. 

Feldlerche, Alauda arvensis - Stand sie vor 25 Jahren noch auf Vorwarnliste der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands, ist sie wegen schnellen Bestandsrückgang nun in Kategorie 3 als „gefährdet“ gelistet.

Aber Natur und Umwelt existierten in dem Themenplan des dafür zuständigen Ausschusses einfach nicht. Er führt auch an erster Stelle die Wirtschaft in seinem Namen. Das mit einem Unternehmerbrunch abzutun, ist einfach lächerlich und zu billig. Über 90 Prozent unser arbeitsfähigen Ahrensfelder pendeln nach Berlin oder sonst wo, um Lohn und Brot zu verdienen. Wir brauchen also unbedingt zukunftsfähige und gut bezahlte Arbeitsplätze vor Ort statt Garagenbatterien, die viel Platz kosten, aber nicht einen Arbeitsplatz schaffen. Das wäre eine Chance, dieses Pendeln zu verhindern und damit etwas für die Umwelt, das Klima und die Familien zu tun, wären sauberen Unternehmen der Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz. 

Der Haken ist nur, solche Unternehmen und auch Gründer siedeln sich da an, wo die Infrastruktur ihren Ansprüchen entspricht. Und das sind nicht nur Kindertagesstätten und Schulen, sondern auch ein komplexes Mobilitäts- und Verkehrssystem vom Fußgänger über die Radfahrer, den Busbetrieb und die Bahn. Außerdem eine gesunde Umwelt für Erholung und den Tourismus, bürgerdienliche Freizeitangebote für alle Generationen, eine ausreichende ärztliche Versorgung und eine vielfältige Gastronomie, die Besucher und Einwohner anzieht. Und weil es intelligente Leute sind, eine Mitsprache bei Entscheidungen, die ihr Lebensumfeld betreffen. Ich bin gespannt und habe nachgefragt, welche vorrangigen Probleme die neue Gemeindevertretung angeht und werde nicht müde, mich einzumischen, anzumahnen und vorzuschlagen, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer. 

Fotos: je 2 Autor, Archiv Hartmut Moreike


 

 

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