Ein geschichtsträchtiger Ort - Schloss und Gut Liebenberg

Weil meine Leser den Beitrag über das Theater in Dessau interessiert aufgenommen haben, hier noch ein Tipp für die Adventszeit. Nur eine Autostunden von Ahrensfelde und knapp hinter Liebenwalde befindet sich das Schloss und Gut Liebenberg. Es ist an den Adventstagen wegen seines schier unendlichen Weihnachtsmarktes ein Mekka für Groß und Klein aus der Umgegend und aus Berlin. Handwerker und Kunstgewerbler stellen ihre Arbeiten zur Schau, von Silberringen bis zum Igelhaus, von Teressanheizdrachen bis zur feinste Keramik und ausgefallenem Schmuck für den Weihnachtsbaum. Und natürlich darf Kulinarisches aus der Region nicht fehlen aber auch aus der Schweiz wird angeboten, von der Bratwurst vom Weidering über Salami vom Elch, von Gams, Straus und Ren, Räucherknoblauch, heiße Maronen, königlicher Baumkuchen und Honig vom Imker aus der Gegend. 
Aber auch außerhalb dieser weihnachtlichen Tage lohnt sich ein Ausflug in diese herrliche Schlossanlage. Niemand anderes, als der Kenner und Besucher aller Schlösser in Brandenburg, Theodor Fontane, schrieb: „An der Grenze der Grafschaft Ruppin, aber mit ihrem Hauptbesitzstande schon der Uckermark angehörig, liegt die große, mehr als 20.000 Morgen umfassende Herrschaft Liebenberg.“ Die Wurzeln des Dorfes Liebenberg gehen bis ins späte Mittelalter, genau bis ins Jahr 1267  zurück. 

Historisch bedeutsam wurde das wunderbare Anwesen erst unter dem Adligen Jobst von und zu Hertefeld., der 1652 die Güter übernahm. Wirtschaftliche Erfolge, die Fontane als "epochemachend für die Kulturgeschichte der Mark" beschrieb, gestatteten ihm den Bau eines Herrenhauses. Die Nachkommen erweiterten diesen Bau zu einem Schloss und für die Gestaltung des Parks gewannen sie den bedeutenden Landschafsarchitekten  Peter Joseph Lenné, der ja auch in Blumberg seine Spuren hinterließ.

Wäre das schon allein ein Grund für einen Abstecher nach Schloss und Gut Liebenberg, so spielte der Ort in der jüngeren Geschichte eine wichtige Rolle. Nicht, dass Kaiser Wilhelm II. hier regelmäßig zur Jagd eingeladen wurde oder die Nazigröße Göring, ist damit gemeint. Im Schloss und Park verbrachte Libertas Haas-Heye einen Teil ihrer Kindheit. Später, 1934 heiratete die 21jährige in der Schlosskapelle von Liebenberg den Publizisten und Adjutanten im Reichsluftfahrtministerium Harro Schulze-Boysen. Das Ehepaar sammelte nach der Hochzeit junge Intellektuelle, Künstler und Arbeiter um sich und traf sich mit ihnen unbeobachtet von der Gestapo auf Schloss Liebenberg. Neben ihrer Arbeit als Filmkritikerin sammelte Libertas ab 1941/1942 im Reichspropagandaministerium Bildmaterial über deutsche Kriegsverbrechen. Ihr Mann unterstützte sie auf der Suche nach gleichgesinnten Gegnern des NS-Regimes, die sich zur Widerstandsgruppe "Rote Kapelle" zusammenschlossen und mit dem sowjetischen Auslandsgeheimdienst und Antifaschisten in Europa gegen das faschistische Naziregime zusammenwirkten.
Diese Informationen wurden zum Ausgangspunkt für Funksprüche und Flugblätter. Durch Entschlüsselung der aufgefangenen geheimen Funksprüche durch die Funkaufklärung der Gestapo wurde Harro Schulze-Boysen am 31. August 1942 verhaftet. Libertas fiel auf ihrer Flucht am 8. September 1942 im Zug in die Hände der Gestapo und wurde vor dem Reichskriegsgericht angeklagt und zum Tode verurteilt.  Die Widerstandskämpferin wurde am 22. Dezember 1942 im Berlin-Plötzensee hingerichtet, wie ihr Mann und weitere Mitglieder der Widerstandsgruppe "Rote Kapelle". Eine interessante Dokumentation in der ehemaligen Schlosskapelle ist Libertas Schulze-Boysen gewidmet.

Heute sind Schloss und Gut in besten Händen der DKB-Stiftung als ein Ort der Begegnung, Kultur und Bildung, wozu ein Hotel mit 62 Zimmern und einem Restaurant mit regionalen märkischen Genüssen gehören. Es ist ein Ort für Tagungen, Seminare, Events, Hochzeiten, Märkte und Konzerte. Das Gutsgelände mit Schloss, Hofriegel, Feldsteinkirche, Lindenhaus, Galerie und dem angrenzendem Lenné-Park lädt zu geführten Rundgängen ein. Es gibt eine Fitness-Scheune, das Flüsschen Lanke mit Badesteg, ausgewiesene Wanderwege und Laufstrecken sowie einen Hochseilgarten. Herz, was willst du mehr!
Dieser Tipp hat wenig mit Ahrensfelde zu tun, aber mit Wohlfühlen in unmittelbarer Umgebung, was bei uns noch zu entwickeln ist, das meine ich, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer. 

Fotos: Autor (3),  © Hartmut Moreike (Kopien und Veröffentlichung nur nach Rücksprache und Genehmigung), Archiv (1)
 

P.S. Der nächste Blog zum Thema: Wie groß und wohin soll Ahrensfelde noch wachsen und sind wir als Gemeinde arm, wie Bürgermeister Gehrke verkündete?

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