Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte - Gedanken eines Zweiflers


Weihnachten ist eine Zeit, in der die Menschen Ruhe finden, in der Familie zusammen kommen, milde gestimmt sind, Streit und Hader vergessen und ein wenig so leben, wie es immer sein sollte. Ich habe mir gedacht, was wäre, wenn ein Jesus (so es ihn gibt und viele Menschen glauben daran) genau in diesen Tagen auf die Erde und genau nach Ahrensfelde kommen würde, um einfach nachzusehen, was aus der Erde und den Menschen geworden ist, die Gott (so es ihn gibt und an ihn geglaubt wird) geschaffen hat. Und er würde nicht in Glanz und Prunk kommen, da bin ich mir sicher, sondern als einfacher, alter Mann und vielleicht als Bettler.

            Kopie eines Gemäldes eines unbekannten Künstlers

Nun, das Paradies ist es bisher bei uns nicht geworden, das wäre auch zu schön. Aber würde er sich nicht wundern, dass die Menschen so dumm sind, und Häuser ausgerechnet auf Ackerland bauen und dann weniger Felder für ihr täglich Brot haben?

Und damit nicht genug. Er würde es nicht verstehen, dass die Verkünder seiner Worte genau diesen Frevel andernorts begehen, wo vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Tiere auf einer Brache entlang der Lindenberger Straße ihre Rückzugsorte gefunden haben. Hatten sie vergessen, wie wertvoll jedes einzelne Geschöpf für ihn und alle Menschen sowie eine gesunde Umwelt ist? Haben sie nicht verinnerlicht, was sie predigen: "Natur ist kostbar und profan. Tiere sind Gottes gesegnete Geschöpfe wie die Menschen und wurden am selben Tag geschaffen."

Ja, er würde auch erleben, dass viele Menschen nicht an ihn glauben und nicht den Nächsten lieben, aber lügen und betrügen nur um noch reicher zu werden. "Der Frevler Arbeit bringt trügerischen Gewinn; aber wer Gerechtigkeit sät, hat sicheren Lohn." Und er würde sehen, dass es Leute gibt, die von den Bürgern gewählt wurden, um eigentlich ihre Interessen zu vertreten, zulassen, dass solche von Gier getriebenen Leute unter ihnen weilen und eben Felder zu Stein werden lassen.

"Jesus" -  Gemälde der mit uns befreundeten russisch-israelischen Malerin Galina Mazin-Datloof - ein Geschenk an die Ladeburger Dorfkirche

Und weil alle Menschen unter der Sonne gleich geschaffen wurden, würde er verwundert sein, wie selbst verantwortliche Menschen auch in Ahrensfelde Lügen und Hass verbreiten, eine Gemeinschaft spalten, selbstsüchtig und hochmütig sind. Und er würde ihnen zurufen: "Niemand betrüge sich selbst. Wer unter euch meint, weise zu sein in dieser Welt, der werde ein Narr, dass er weise werde." Statt sich mit ganzer Kraft den Problemen zu widmen, die das Leben der Ahrensfelder schwer machen, wie etwa der wenig bedarfsgerechte Busverkehr, das Fehlen von zukunftsgerechten Arbeitsplätzen, die aus allen Fugen geratene ärztliche Versorgung, den Ausschluss von Senioren und Jugendlichen bei Entscheidungen über sie, fehlende Radwege und Freizeiteinrichtungen und vieles mehr.

Ja, darüber wird viel geredet, geredet und geredet, weil es Ideen, Mut und Kraft kostet, sich den Problemen zu stellen. Worte aber ändern absolut nichts, sind Schall und Rauch. Und Jesus würde an seine Worte erinnern: "Wo man arbeitet, da ist Gewinn; wo man aber nur mit Worten umgeht, da ist Mangel." Und er könnte verzweifelt fragen, warum sehen die Ahrensfelder das nicht, warum lassen sie das zu? Und er würde den Zweiflern, den Verzagten und den Schwachen, ja uns allen zurufen: "Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt."

Ja, was wäre wenn?

Fotos: Autor (2), Archiv Moreike (1)





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