Warum die magere Einwohnerbeteiligungssatzung so ist wie sie ist?

 

Na ganz klar. Sie ist so gehalten, dass sie pro forma den minimalen Vorgaben der Kommunalverfassung entspricht und andererseits die Beteiligung der Einwohner an Entscheidungen, die sie ganz konkret betreffen, soweit wie möglich ausschließt. Das ist kein Widerspruch, sondern ein geschickt gemachtes Konstrukt, das einst eine von der CDU geführte und von der Verwaltung dominierte Gemeindevertretung beschlossen hat. Na klar, Gemeindevertreter sind die von den Bürgern gewählten Leute und eigentlich sollten sie die Bürgerinteressen vertreten. Theoretisch. Praktisch sind die meisten Gemeindevertreter offensichtlich von einem Rausch der Unfehlbarkeit und Selbstzufriedenheit, wenn nicht sogar von gnadenloser Selbstüberschätzung  befallen und ihnen würde ein Zacken aus der Krone fallen, sich mit Bürgerpanelen oder Bürgerräten zu konsultieren, ein Bürgerbudget zu planen, Workshops zu wichtigen Fragen zu organisieren, Beiräte der Senioren, Behinderten und Jugendlichen zu Rate zu ziehen oder erst überhaupt zu bilden sowie wenigstens schon Befragungen ins Leben zu rufen. 
Oft versuche ich hinter den Sinn der einen oder anderen Entscheidung der Gemeindevertreter zu kommen. Aber das gleicht so manches Mal dem Versuch, sich in einem Irrenhaus zu orientieren. Und wenn ich Fragen von Einwohnern in die Gemeindevertretung trage, bekomme ich kaum eine vernünftige Antwort, von den Gemeindevertretern sowieso nicht. 

Unsere Einwohnerbeteiligungssatzung ist die Satzung einer direkten Demokratie im Embrional-Zustand. Denn die Mitarbeit der Bewohner unserer Gemeinde, und zwar aller, die wollen und dazu fähig sind, ist das Rückgrat der kommunalen Selbstverwaltung. Wenn kein Wille erkennbar ist, hier etwas zu ändern, ist das nicht ein Zeichen von Ignoranz gegenüber den Einwohnern und zeugt von dümmlicher Selbstüberschätzung? Es ist doch eine Sache der Logik, dass unter mehr als 14.200 Einwohnern, dass also in der Bürgerschaft mehr Sachkenntnis und Intelligenz vorhanden sein muss, als in der 22-köpfigen Gemeindevertretung und der Hundertschaft im Rathaus. Das ist rein mathematisch beweisbar, ohne jemanden zu nahe zu treten. Und das zu ignorieren, dient doch nicht der Entwicklung unserer Gemeinde, oder?

Das ehrenamtliche Engagement beweist doch, dass ohne aktive Teilnahme tausender Einwohner am Tagesgeschehen in Ahrensfelde unsere Gemeinde ärmer und der Alltag grauer wäre. Also warum werden Senioren und Jugendlich ausgeschlossen, statt im Vorfeld von Entscheidungen, die sie betreffen, sie zu Rate zu ziehen, ihre Sicht der Dinge zu erfahren? Diese Frage hat nichts etwa mit Kritik an der engagierten Arbeit in den Senioren-AG zu tun, die einen wichtigen sozialen Beitrag in der Gemeinde gegen Einsamkeit und Ausgrenzung leisten. 

Echte Einwohnerbeteiligung in allen ihren vielfältigen und vielerorts erfolgreich praktizierten Formen ist der Schlüssel für die Entwicklung von Ahrensfelde, für Vertrauen gegenüber den Abgeordneten, für die Anerkennung der tagtäglichen Arbeit der Angestellten im Rathaus. Wer das nicht begreifen will, vergeht sich heute schon an der Zukunft unserer Kinder und Enkel. Jedenfalls ist das meine Meinung, basierend auf ein aktiv und lange gestaltetes Leben, in dem ich viel und weit herumgekommen bin, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.

Foto Autor, HSB Cartoon

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