Warum ich nicht für den Bundestag kandidiere (Achtung Satire)


Nun, da gibt es mehr als eine Handvoll Gründe. Zu aller erst, weil ich nicht größenwahnsinnig bin. Ich hätte von vornherein absolut keine Chance. Auch, da ich keiner Partei angehöre und nicht anpassungsfähig bin. Ich würde nicht einmal die nötigen Unterschriften als ein Einzelkandidat zusammen bekommen. Außerdem, weil ich dann zu oft zur Kur fahren müsste, weil ich mit Abgeordneten zu tun hätte, weil der Kontakt mit einer ganzen Reihe von Grünen und CDU-Mitgliedern absolut gesundheitsschädlich ist. 

Und dann, weil ich mich nicht mehr aufregen will, das ist in meinem Alter mehr als gesundheitsschädlich. Und aufregen ist Pflicht im Bundestag, die große scheindemokratische Verdummungs-Show. Am Rednerpult wird für das Fernsehen ordentlich auf die anderen draufgehauen. Am Abend aber wird im Restaurant "Die Republik" oder "Ständige Vertretung" gemeinsam ungeachtet der Fraktion auf den Trottel Bürger angestoßen.  

Außerdem arbeite ich zu gern und mir läuft einfach die Zeit davon. Nur 21 Wochen im Jahr anwesend zu sein als Parlamentarier oder 32 Wochen mehr oder weniger Nichtstun, das ist nicht meine Welt.

Schließlich habe ich zwar die Befähigung in meiner Jugend erworben, Regie für Laienspielgruppen zu führen, aber das Theater Bundestag ist einfach zu groß und die Darsteller taugen entweder nur als tragische Helden oder als Komiker. Das reicht nicht für anständige und überzeugende Rollen.

Hinzu kommt, dass ich ein redlicher und denkender Mensch bin, dem an der Wahlurne im Bundestag zu einer x-beliebigen Abstimmung nicht das farbige Plastikkärtchen hochgehalten werden muss, um ausdrücklich angezeigt zu bekommen, wie und was abgestimmt werden soll. 

Und ich liebe meine Unabhängigkeit, obwohl das immer wieder zu Problemen führte, besonders in der DDR. Aber ich bin nach dem chinesischen Horoskop im Zeichen des Pferdes geboren und das ist verbunden mit Leidenschaft, Unabhängigkeit und Ehrlichkeit.

Dann achte ich nun einmal das Grundgesetz, in dem es heißt, dass ein Bundestagsabgeordneter nicht an Aufträge und Weisungen gebunden ist und nur seinem Gewissen unterworfen. Wer sich aber so verhält, also ernst nimmt, was im obersten Gesetz unseres Staates steht, landet ganz oben bei den Hinterbänklern, die zwar nicht auf einer Bank sitzen, aber dafür auch keinen Tisch und kein Mikrofon haben. Und diese Abgeordneten kommen nie in den Genuss, einmal am Rednerpult zu stehen und dabei diskutiere ich recht gern. Auch als Fraktionsloser ist diese Chance mehr als gering. Und was die Parteien anbelangt,  verantwortungsvolle und integre Leute gedeihen unmöglich im Parteienmorast. Sie halten es dort nicht aus. Gutes gedeiht eben nicht im Sumpf. Die Ampel war das beste Beispiel dafür.

Und weil ich so naiv bin und das Grundgesetz achte, wäre ich im Bundestag falsch aufgehoben, denn da schert sich scheinbar niemand um dessen Präambel, in der es heißt: "...von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen..." Wir verlangen von Völkern, die anders leben wollen, dass sie nach unserer Pfeife tanzen. Und Frieden war gestern, wir bereiten uns auf einen Krieg vor, der drohend an die Wand gemalt wird, ganz zu schweigen, von einem auch durch die öffentlich-restlichen Medien geförderten Völkerhass gegen Russland.

Und wenn sie nicht so wollen, die andere Nationen, überschütten wir sie mit Sanktionen, liefern Waffen an ihre Gegner, um Kriege anzuheizen und den Frieden nicht nur in Europa zu gefährden. Und das alles beschließt der Bundestag mit einer Mehrheit immer wieder. So als wären sie Aktionäre der Rüstungsindustrie, als hätten sie Freunde an Krieg und Völkerhass. Das steht doch eigentlich unter Strafe, oder?

Ja und auch sehr entscheidend ist, dass ich verzichte, dass ich mit den 11.227 Euro Diäten im Monat nicht wüsste, was ich mit dieser Summe anfangen sollte. Es würde mir die Schamröte ins Gesicht treiben, wenn ich um jeden die 41 Cent Erhöhung für den Mindestlohn oder Kindergeld feilschen sollte. Spenden geht nicht, das würde den Zorn des ganzen hohen Hauses auf sich ziehen, höchstens einer Partei und das würde mir widerstreben.

Natürlich werde ich wählen gehen, obwohl Tucholsky einmal gesagt hat: "Wahlen ändern nichts, sonst wären sie verboten." Na, ja, eigentlich ist da etwas dran, denn wir Wähler können gar nicht wirklich wählen. wir können nur eine undemokratisch entstandene, zu oft zusammengemauschelte Parteiliste abnicken. Also bleibe ich ein aktiver Beobachter und Einmischer unserer provinziellen Kommunalpolitik, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.

Fotos: Autor (1) , Zeitgeschehen (2)


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