Gedanken zu einem Glückwunsch

In meinem Postfach fand ich diesen Glückwunsch meines Verlages.

Herzlichen Glückwunsch!

Moin Hartmut,

heute feiern wir bereits den 10. Geburtstag deines Buches „Moskau, meine Trauer!“
Vielen Dank, dass wir deiner Geschichte schon so lange bei uns ein Zuhause geben dürfen. Für uns ist es immer etwas Besonderes, wenn sich jemand mit uns den Traum vom eigenen Buch erfüllt. Bei dir ist dieses Ereignis bereits 3650 Tage her.
Wir freuen uns sehr darauf, noch mehr Worte von dir zu lesen und werfen heute imaginäres Konfetti in die Luft!
Auf viele weitere Jahre voller Buchliebe!
Alles Liebe
Dein BoD-Team
 

Eine schöne Geste. Dieses vertraute Moin liegt daran, dass wir schon sehr lange zusammen arbeiten, ich zur vollsten Zufriedenheit, und dass der Verlag seinen Sitz bei Hamburg hat.

Aber nun zu dem Buchtitel. "Moskau meine Trauer?" ist kurz nach dem Umsturz der rechtmäßigen Regierung der Ukraine erschienen und lange vor dem kriegerischen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Das Taschenbüchlein hat aber mit diesen Ereignissen nichts zu tun, ist eine Homage an Moskau und wer einmal da war, versteht das. Es spricht lediglich von der Sehnsucht nach dieser Weltstadt, die jeden Tag anders ist, genau wie sicher New York, das ich nicht kenne. Aber es gibt kaum eine Stadt auf der Welt, die so umarmend und zugleich abweisend, so chaotisch und irgendwie geordnet erscheint, so dynamisch und gleichermaßen träge, die so modern und dennoch in seiner Geschichte gefesselt ist wie das 878jährige Moskau. Leider ist es zur Zeit nicht möglich, sich davon zu überzeugen, aber die Zeit wird wieder kommen. Und das Taschenbuch ist eine Liebeserklärung an Menschen der Geschichte und Gegenwart, die ihre Spuren in den Chroniken hinterlassen, ist Sympathie für die Schrullen der Hauptstädter des größten Landes der Erde, das ich Gelegenheit hatte zu bereisen von den Eiswüsten der Tundra, über die Taiga, die sanfte Landschaft Mittelrusslands, die fruchtbare Schwarzerdezone bis zu den Steppen und Wüsten im Süden, von der Ostsee bis zum Pazifik.

Das moderne Geschäftszentrum an den Ufern der Moskwa

Dieses Bändchen hat absolut nichts und dennoch wiederum alles mit der gegenwärtigen politischen Lage, weil mit Russen zu tun. Denn landauf und landab habe ich so viele einfache, gebildete, gastfreundliche, kulturvolle, aufgeschlossene Menschen voller Liebe zur Heimat und den Frieden kennengelernt, die mir nicht einmal einen Vorwurf des durch Deutsche verursachten Verbrechens mit 27 Millionen Sowjetbürger gemacht haben. Ja, daran wollen sich viele Politiker, die russophoben Kriegsjubler, bei uns nicht erinnern, die wieder Panzer gen Russland schicken. "Russland muss ruiniert werden, sonst hisst Putin in vier Jahren wieder die rote Fahne auf dem Reichstag", so wird von Politik und Medien den Bürgern pausenlos ins Gehirn gehämmert, um eine Kriegswirtschaft zumindest zu dulden. Der Artikel 9 des Grundgesetzes besagt zwar, dass alle Vereinigungen verboten sind, die gegen den Gedanken der Völkerverständigung verstoßen. Ernsthaft? Aber sind das aktuell nach meiner Wahrnehmung nicht so ziemlich alle im Bundestag vertretenen Parteien? 

Ich habe viele Russen, Tungusen, Ewenken, Tataren und Juden getroffen, Dichter und Maler, Arbeiter und Ingenieure, Busfahrer und Ärzte, Taigajäger, Lehrer und Fischer. Sie halfen mir, das unermessliche Land kennenzulernen und der unergründlichen russischen Seele etwas näher zu kommen. Menschen, die ihr Land lieben und nichts anderes wollen, als in Frieden ihr Leben zu leben. So wurde ich zu einem journalistischen und literarischen Brückenbauer zwischen zwei Völkern, zu einem Russenversteher. Verstehen ist die Grundlage für Respekt und gegenseitige normale, ja fruchtbare Beziehungen, wie sie Russen und Deutsche in Jahrhunderten hatten. 

Alexander von Humboldt hatte im Auftrag des Zaren Nikolaus I., der mit Charlotte Wilhelmine von Preußen verheiratet war, 1829 den Ural vermessen und dort nach seinen Voraussagen die ersten russischen Diamanten mitentdeckt

Wenn ich mir noch einen persönlichen Gedanken erlauben darf: Um bei uns die Rüstungsausgaben zu Lasten der Sozialausgaben und von uns Steuerzahlern drastisch hochzufahren, wird die imaginäre Gefahr aus Russland propagandistisch aufgebläht, Angst geschürt. Aber die Mobilisierung der Bevölkerung mit Hilfe von Angst, sei es gegen rechts oder Russland, den Rüstungswahnsinn als notwendig zu propagieren, war in der deutschen Geschichte schon einmal das, was ein totalitäres Regime geschaffen hat.

Ich bin der Meinung, je mehr das Verhältnis zu Russland beschädigt ist, um so wichtiger ist es, den Menschen zuzuhören, die Russland wirklich kennen. All das habe ich in tausenden Tagebuchseiten festgehalten und in zahlreichen Büchern wie "Moskau, meine Trauer!" literarisch verarbeitet. Subjektiv natürlich, aber dennoch ehrlich, kritisch und optimistisch wie immer. 

Fotos: Autor, Neshin, Archiv 

P.S. Das Buch ist nicht Geschichte, sondern zeitlos und kann jederzeit in allen renommierten Online-Buchhandlungen und auch jeder Buchhandlung bestellt werden. Dieser Werbesatz sei mir gestattet, auch wenn ich von den 6 Euro Ladenpreis nur einen winzigen Teil als Tantiemen bekomme. Aber das ist mir egal, es ist für aufgeschlossene und weltoffene Leser geschrieben und nicht für mich.

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