1. Mai 2025 - und das Dilemma der Sozialdemokraten

Was haben die Arbeiter in der Welt für den Acht-Stundentag gekämpft und auch die Sozialdemokraten. Lang, lang ist es her. Ja, der Achtstundentag ist ein großer Erfolg der sozialen Kämpfe der Werktätigen rund um den Globus. Der utopisch anmutende "Achtstundentag" wurde erstmals in der Geschichte der Industriearbeit den Steinmetzen im australischen Victoria 1856 zugestanden. 1868 erfolgte eine erste gesetzliche Regelung zur Begrenzung der täglichen Arbeitszeit auf acht Stunden in den USA. Sie betraf Arbeiter auf der Marinewerft von Charleston, Texas. Um die teuren Maschinen maximal rentabel zu machen, gab es seit Beginn der Industrialisierung im 18. Jh. Arbeitstage von bis zu 16 Stunden.
Im 19. Jh. gab es erstmals weltweit organisierten Widerstand von Arbeitern. Nach einem blutig unterdrückten Generalstreik in Chicago 1886 wurde der 1. Mai zum internationalen Kampftag der Arbeiterbewegung. Auch im deutschen Kaiserreich fanden fortan am 1. Mai in vielen Städten Proteste für einen 8-Stunden-Tag statt, organisiert von SPD und Gewerkschaften. Nach dem 1. Weltkrieg stärkten die Enttäuschung über den verlorenen Krieg und die Armut in der Bevölkerung revolutionäre sozialistische Kräfte. In der Privatwirtschaft entstand die Sorge vor Enteignungen. Zudem brauchten hunderttausende Kriegsheimkehrer Arbeit, was kürzere Schichten für mehr Personen erforderte. Am 15.11.1918 wurde das Stinnes-Legien-Abkommen unterzeichnet. Es ist benannt nach den Verhandlungsführern, dem Großindustriellen Hugo Stinnes und dem Gewerkschafter Carl Legien. Sie vereinbarten den 8-Stunden-Tag. Soweit die Geschichte.
Die Gegenwart sieht nun anders, ja düster aus. Erstmals seit über hundert Jahren pfeift nicht nur die Unternehmerpartei CDU, sondern auch die sogenannte Partei der Werktätigen SPD im Koalitionspapier für ihr künftiges Regieren auf diese Errungenschaft. „Deshalb wollen wir im Einklang mit der europäischen Arbeitszeitrichtlinie die Möglichkeit einer wöchentlichen anstatt einer täglichen Höchstarbeitszeit schaffen – auch gerade im Sinne einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf“. Ärzte und Familientherapeuten schlagen Alarm.
Praktisch kann das für einen Ahrensfelder heißen, das er neben 3 Stunden Fahrt zur Arbeit hin und zurück satte 15 Stunden in Sachen Arbeit unterwegs ist. Von 13 Stunden Ruhezeit in 24 Stunden keine Rede, aber gesetzlich möglich, da nur die reine Arbeitszeit zählt. Vorwärts Genossen, einen Schritt zurück, würde August Bebel bitter enttäuscht sagen.

Willy Brandt, der Vater der neuen, friedenssichernden Ostpolitik würde sich schämen, wenn nicht mit den Gedanken spielen, aus Klingbeils SPD auszutreten. Über den Realpolitiker Gerhard Schröder nicht zu reden, sicher ein Putinversteher, weil es notwendig ist, den Anderen, und sei er ein politische Gegner, seine Beweggründe zu verstehen, um zu verhandeln, vor allem für einen Frieden. Diplomatie, statt Leopard-Panzer zu liefern, in einem Krieg, der nicht der unsere ist und in dem auf beiden Seiten täglich Väter und Söhne sterben, unschuldige Zivilisten, Frauen und Kinder.
Und da wundern sich diese Politbonzen der SPD, dass sie nur noch eine Schattenpartei sind, weil sie all das verraten haben, was sie einst groß, stark und von den Massen getragen zur Regierungspartei gemacht hat. In einigen Bundesländern ist sie schon einstellig in die Bedeutungslosigkeit versunken. Und ehrlich, wir brauchen in der politischen Landschaft eines demokratischen und friedliebenden Staates so eine SPD ebenso wenig wie Fußpilz. Dass heißt nicht, dass wir die CDU à la Merz bräuchten, aber das ist ein anderes Thema, meine ich sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.
Fotos: Alle Archiv Zeitgeschehen, Zentralarchiv
P.S. Die Feier zum 80. Jahrestag der Befreiung Deutschlands vom Faschismus durch Soldaten der Roten Armee der UdSSR findet, wer es noch nicht weiß, am 8. Mai um 10 Uhr am Ehrenmahl der gefallenen Rotarmisten in der Lindenberger Straße nahe Bahnübergang statt. Wir sehen uns.