Das Amtsblatt lesen bildet - oder auch nicht

Zum Glück haben wir das Amtsblatt und kluge Leute in der Verwaltung, die schreiben, was wir an Gedenktagen denken sollen, dürfen und wie sie ablaufen müssen. Es geht um ein Artikelchen zum 80. Jahrestag der Befreiung, dem genau so viel Platz eingeräumt wird, wie der Information, dass Ausweisbilder nur noch digital möglich sind. Na super, Verwaltung. Wer will da schon kleinlich über Proportionen und Bedeutung meckern. Anmaßend vielleicht, dass der Eindruck entsteht, dass das die Meinung der Gemeinde, also der Bürger wäre. Na ja, 
Kreativität ist eben nicht das, was ich und viele Einwohner mit unserer Verwaltung verbinden. 

Es gibt eine offene und eine versteckte Russophobie, einen Völkerhass, den es nach dem Grundgesetz nicht geben dürfte. Offen wird er von Politikern zum Ausdruck gebracht, die uns kriegstüchtig, nicht verteidigungsbereit, aber angriffsfähig gegen Russland machen und Moskau bombardieren wollen. Die dafür das größte Aufrüstungsprogramm der bundesdeutschen Geschichte beschlossen haben. Da weiß der Bürger genau, woran er ist. 

Natürlich ist es uninteressant, dass es bis heute keinen belastbaren Fakt gibt, die Russlands Angriffspläne befürchten lassen. Im Gegenteil. 18 US-Geheimdienste stellten im „Annual Threat Assessment of the U.S. Intelligence Community“ vom 5. Februar 2024 fest: „Russland will mit ziemlicher Sicherheit keinen direkten militärischen Konflikt mit den Streitkräften der USA und der NATO“.  Und Trumps Verhandlungsführer Steve Witkoff im Interview mit Tucker Carlson: Russland wolle „zu 100 Prozent“ nicht in Europa einmarschieren. Die Ignoranz unserer Politiker und Medien gegenüber dieser Feststellung spricht Bände. Aber die Legende macht sich so gut, Kanonen statt Butter zu verkaufen. War da nicht einmal etwas? Egal!

Die versteckte Russophobie wird seit ein paar Jahren von den Medien gepflegt und das, wie unser Amtsblatt belegt, mit Erfolg. Ist es nicht gut zu wissen, im Strom der Zeit zu schwimmen? In einem Artikel auf Seite 5, der mit Gemeinde Ahrensfelde gezeichnet ist, wird zwar bemerkt, dass der 8. Mai das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa markiert, dass auch an diesem Tag die deutsche Wehrmacht kapitulierte. Pardon, lieber Schreiberling, nein, dieser Tag war keine Niederlage oder Kapitulation, wie einst Ex-Bundespräsident von Weizsäcker richtig stellte, sondern der Tag der Befreiung ohne Wenn und Aber und ohne Anführungszeichen! Na, wer wird denn so pingelig sein.

„Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Niemand wird um dieser Befreiung willen vergessen, welche schweren Leiden für viele Menschen mit dem 8. Mai erst begannen und danach folgten. Aber wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte. Wir dürfen den 8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933 trennen.“

Gut, in Ahrensfelde gab es am 21. April 1945 eine Befreiung nicht durch himmlische Heerscharen, sondern, aber das wird in dem Artikelchen der Verwaltung tunlichst verschwiegen, durch Soldaten der Rote Armee der Sowjetunion, jenes Landes, das in diesem von Deutschen entfesselten Krieg 37 Millionen Opfer zu beklagen hatte, weit über die Hälfte davon Zivilisten, Frauen, Kinder und Greise. Ja, aber wen interessiert denn das heute noch?

Und auf den Ehrenfriedhöfen, wie sie hier im Amtsblatt fein neutral genannt werden, sind die Befreier mit dem roten Stern am Soldatenkäppi begraben, die mit ihrer Tat und ihrem Opfertod den Grundstein legten für unser Leben in einem wiedervereinigten Deutschland in Frieden. Interessant ist der Satz, dass Nationalismus wieder zunimmt. Recht hat der Autor, aber so viel Selbstkritik an unserer Gesellschaft und den Parteien der demokratischen Mitte muss doch nicht sein. Oder? Wenn also Merz und Klingbeil, Kiesewetter und Strack-Zimmermann so weiter machen, ist unsere jetzige Jugend im nächsten Krieg ganz bestimmt die letzte Generation.  

Und es wird keiner der symbolischen Enkel aus Russland teilnehmen an dem "stillen Gedenken" am 8. Mai, weil unser Außenministerium das den Ländern, Kreisen und Gemeinden untersagt hat, sie einzuladen. Das Ministerium unter der Leitung der besten Diplomatin aller Zeiten, deren Großvater Oberst Waldemar Baerbock einer dieser strammen Nationalsozialisten war, die den Arm nicht weit  und schnell genug hochreißen konnten. Aber war nicht dieser Hitler allein an Allem schuld?

Nein, werter Schreiber, bei uns gab es auch keinen Victory Day, weil es in diesem mörderischen Krieg keine Sieger, nur Verlierer gab. Es ist der Tag der Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus durch die Rote Armee, jedenfalls in Ahrensfelde. Alles andere ist Geschichtsklitterung und versteckte Russophobie, das meine ich, Kind des Krieges,  Augen- und Ohrenzeuge der Befreiung, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.

Fotos: Autor (2), Zeitgeschehen

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