Vor 80 Jahren schwiegen die Waffen, doch für mich endet der Krieg nie!

Heute am 21. April vor 80 Jahren endete hier in Ahrensfelde mit der Befreiung durch die Rote Armee das Schießen und Bomben, endete hier der fürchterlichste Krieg.  Aber, auch 80 Jahre nachdem die letzten Schüsse fielen, ist für mich und für meine Generation der Krieg nicht zu Ende. Wenn ich eine Sirene der Feuerwehr höre, bekomme ich Gänsehaut, dann ist für mich im Kopf Fliegeralarm. Und ich vergesse nie, was Hunger ist. Und mir wird nur schlecht, wenn ich die Politiker aller Parteien, die Linken eingeschlossen, von Aufrüstung, ja sogar von Krieg faseln höre. Und die Medien hämmern es rund um die Uhr in die Köpfe: kriegsbereit sein, der Russe kommt.
Nein, niemand, der fünf Gramm Hirn sein eigen nennt, glaubt, dass der Russe die Bundesrepublik angreifen will, dieses Land mit der maroden Infrastruktur, dem Land der Schlaglöcher, der einsturzgefährdeten Brücken, der renovierungsbedürftigen Schulen, wo zwölf Millionen Menschen von Armut betroffen sind und Frau Baerbock Außen- und Herr Habeck Wirtschaftsminister werden konnte.  In einem Land, in dem die so gelobte Demokratie vor die Hunde geht, wenn eine Neuauszählung der Stimmen zur Wahl im Februar verweigert wird, um sicherzustellen, dass die Partei der Kriegsgegner nicht in den Bundestag einzieht. Nur, wenn wir Marschflugkörper in die Ukraine liefern, die deutsche Soldaten steuern, dann weiß ich nicht, wie Russland reagiert.
 
Nein Putin ist nicht so dumm, wie unsere Politiker ihn gerne hätten. Er weiß, wie unsere Kriegspropagandisten natürlich auch, dass nach Artikel 5 des NATO-Vertrages die Bündnispartner jede Form von Hilfe leisten müssen, die sie für erforderlich halten, sollte ein  Partner angegriffen werden. Und hat dieser Putin nicht 2001 im Bundestag in deutscher Sprache unter dem Beifall der Parlamentarier angeboten: "Wir schlagen heute eine neue Seite in der Geschichte unserer bilateralen Beziehungen auf und wir leisten damit unseren gemeinsamen Beitrag zum Aufbau des europäischen Hauses." 
Ja, die Russen führen Krieg. Nicht gegen ihr Brudervolk Ukraine, sondern jetzt gegen die NATO, wie der amerikanische Außenminister jüngst bestätigte und längst auch gegen die Waffenproduzenten- und Lieferanten in Deutschland, die sich sich die Hände reiben. Keinen Meter, so wurde der Sowjetunion anlässlich der Vereinigung Deutschlands versprochen, wird die NATO nach Osten erweitert. Nun stehen ihre, auch deutsche Kampfverbände hochgerüstet an der Grenze Russlands. Für viele Russen ein Deja-vu zum II. Weltkrieg 

Es lohnt sich zu erinnern, was sich am 21. April 1945 noch ereignete. An diesem Tag befahl Hitler einen letzten Großangriff der Truppen in Berlin unter dem Kommando von SS-Obergruppenführer Felix Steiner. Am 21. April befahl die SS die Todesmärsche, aus den KZ Oranienburg, Dachau, Flossenburg und Theresienstadt  mit zehn- ja hunderttausenden von Hunger und Folter körperlich erschöpfter Häftlinge und die unterwegs zusammenbrachen, wurden von der SS erschossen. 

Und ich - spielte auf einem von der Roten Armee vergessenes Gut eines bei Stalingrad gefallenen Rittmeisters an der Neiße mit anderen Kindern und bettelten um Brot bei Tante Erna, der strammen Witwe des Kriegshelden mit dem EK I und dem goldenen Parteiabzeichen. Und weil sie ihre Vorratskammer mit Schinken und Würsten verschlossen hielt und uns Flüchtlingskinder auf ihrem Hof hasste, murmelte einer der Großen: Tante Erna, die alte Sau. Und ich Dreikäsehoch fand das toll und schrie aus Leibeskräften: Tante Erna, du alte Sau. So begann ungewollt mein antifaschistische Dasein.Meine Mutter, die noch nicht wusste, dass sie Kriegerwitwe war, fiel fast in Ohnmacht und befürchtete, dass uns NSDAP- Ortsgruppenleiter Friedrich Puls, ein Großbauer, dem Land in Güldendorf und Kleinmachnow gehörte, abholen würde.Aber der trug keine Armbinde mehr mit dem Hakenkreuz und war verschwunden, untergetaucht, wie die ukrainischen Ostarbeiter flüsterten.
Ende Mai 1945 wieder in Berlin war die Stadt ein Trümmerhaufen und voll mit Kriegsinvaliden, ohne Arme und ohne Beine. Ich hatte Windpocken und Krätze und wir wohnten in einem Zimmer, meine Mutter und wir drei Kinder, das der russische Kommandant uns zugewiesen hatte und der Hunger wohnte mit uns. Wir fragten nicht, was gibt es zu essen, sondern gibt es was zu essen? Ich träumte sogar von Brot und bettelte an den Feldküchen der russischen Soldaten. Ich roch diese Feldküche schon einiges Blocks vorher. Ich hatte stets einen Henkeltopf dabei, der aus einer Granatenhülse gemacht war dabei und den Löffel mit einem Gummi in den Kniestrümpfen befestigt, denn oft bekam ich eine Kelle Kascha und manchmal ein ganzes Brot, wenn die Schlange von uns hungernden Kindern nicht zu lang war. 
Russische Soldaten haben mich, da war sich meine Mutter ganz sicher, vor dem Verhungern gerettet und seit dem spüre ich für die Russen eine Art Dankbarkeit. Inzwischen weiß ich, dass sie den größten Verdienst zur Befreiung Europas haben, wie USA-Präsident Roosevelt anerkannte: "Die russischen Truppen haben mehr Arbeitskräfte, Flugzeuge, Panzer und Kanonen unseres gemeinsamen Feindes zerstört — und zerstören sie weiter — als alle anderen Vereinigten Nationen zusammen."

Ich habe Russland von der Ostsee bis zum Pazifik bereist, von den Eiswüsten der Tundra bis zu den Steppen und Wüsten im Süden. Und ich kenne die Ukraine, ihren Reichtum an Schönheit der Landschaft, die  Fruchtbarkeit des Bodens, wo es reichte, einen Besenstiel in die Erde zu stecken, der ausschlug, kenne die Kohlenschächte von Donezk, und vor allem die lebensfrohen  Menschen. 

Gemälde "Die Saporosher Kosaken schreiben einen Brief an den türkischen Sultan", Ilja Repin,  gemalt 1880 - 1891 - Zar Alexander III kaufte es für 35.500 Rubel, Russisches Museum St. Petersburg 

Nicht anders die Russen, gastfreundlich und niemals nachtragend, obwohl die Deutschen 37 Millionen von ihnen ermordet haben und in jeder Familie um einen Toten getrauert wird. Sie tragen die Bilder der Ermordeten und Gefallenen jeden 9. Mai im Zug des "Unsterblichen Regiments".
Ja und ich war auch in Kursk und Belgorod und kann es nicht fassen, dass dort seit mehr als 3 Jahren ein Krieg tobt. Das ist eine unbeschreibliche Katastrophe. Es ist der größten Krieg in Europa seit 1945 mit Hundertausenden von getöteten oder schwer verwundeten ukrainischen und russischen Soldaten, mit zehntausenden toten Kindern und Frauen, mit verheerenden Zerstörungen in beiden Ländern.  
Dieser Krieg, sind unsere Kriegshysteriker so dumm, es zu begreifen, hat das Potential, sich zu einem dritten Weltkrieg, ja einen Atomkrieg auszuweiten. Deshalb muss dieser Krieg beendet werden, besser heute als morgen. Ja viele Russen, die ich kenne, sind mir näher als die deutschen Spitzenpolitiker. Die wollen unser Volk wieder für einen Krieg bereit machen und wieder gegen Russland und dazu ist ihnen keine Lüge zu frech, wie die von einer Bedrohung. 
Was für ein schäbiger, verlogener Haufen ist die SPD-Spitze. Um dankbar am Knochen der Macht zu nagen, verraten sie das Vermächtnis von Willy Brandt. "Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts!" Es reicht ihnen nicht, dass deutsche Panzer gen Russland rollen. 
Wollen sie selbst wieder dabei sein? Und komme mir niemand mit den christlichen Demokraten. Die sogenannten Christen haben einst die faschistische Wehrmacht gesegnet und die sind dann mit "Gott mit uns" auf dem Koppelschloss in die Sowjetunion gezogen, um Juden, Frauen und Kinder zu töten. Was bewegt diese bigotte CDU/CSU-Clique heute mit dem größten Aufrüstungsprogramm in der Geschichte der Republik und der Absicht, Taurus-Raketen, gelenkt von deutschen Soldaten gegen Russland einzusetzen? Und sie wissen sogar schon, wann der Krieg mit Russland beginnt, wie ein Herr Prof. Masala von einer Bundeswehrhochschule verkündete: Am 27. März 2028 um 5.45 Uhr. Ob das Putin weiß?

Und um das gleich vorweg zu sagen, ich bin kein nützlicher Idiot Putins aber auch nicht ein Irrer von der Leyens Clique, sondern ein selbstständig denkender, vernunftorientierter Weltbürger. Die Russen wollen keinen Krieg, die Deutschen auch nicht, ja wer dann? Niemand außer durchgeknallte Politiker. Deshalb gehe ich montags auf die Straße. Wer heute nicht für den Frieden aufsteht, wird morgen im Kriegsgrab liegen. Frieden ist machbar. Wir müssen uns im doppelten Sinne des Wortes entrüsten. Auch darüber ist an diesem 21. April einmal nachzudenken, sachlich, vielleicht auch kritisch aber immer optimistisch.

Fotos: Autor, Archiv Moreike, Zeitgeschehen 

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