Weil Lärm krank macht - ein verzweifelter Hilferuf

Der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Herr Kusch, bekam kürzlich ein Schreiben einer Ahrensfelderin. Ich möchte ihn den Lesern meines Blogs nicht vorenthalten und bin gespannt, wie die Gemeindevertretung darauf reagiert, denn es ist je nicht das erste Schreiben in dieser Sache:

Sehr geehrter Herr Kusch,

in Ihrer Funktion als Vorsitzender der Gemeindevertretung wende ich mich mit der Bitte um Unterstützung an Sie. Der Zustand des bestehenden Walls (am Kunstrasensportplatz - Red.) ist eine Katastrophe. Es war mal eine Höhe von 3 m geplant. Oben sollten Sträucher angepflanzt werden.

Auch fühlt sich niemand für die Wasserversorgung der paar nachgepflanzten Bäume zuständig. Zwei sind schon abgestorben. Genug Personal für die Pflege des Sportplatzes ist vorhanden. (Platzwart wir von der Gemeinde bezahlt  -Red.) Der Verein (Grün-Weiß - die Red.) wird finanziell von der Gemeinde für jeden Belang jährlich überdimensional unterstützt.

Vor 10 Jahren hatte ich 200 Unterschriften im Wohnpark gesammelt, mit der Forderung bauliche Lärmschutzmaßnahmen einzuleiten. Dies wurde von der Gemeindevertretung abgelehnt. Inzwischen hat sich durch den Bau des 3. Sportplatzes die Situation drastisch verschlimmert. Meine Nachbarn sind wegen des Lärms schon weggezogen. Zwei andere Anwohner auch. Wir selbst haben schon in Schallschutzfenster investiert und uns eine Pergola anbauen lassen als Lärmschutz. Und selbst das reicht nicht aus.

Zu Ostern war 4 Stunden die Flutlichtanlage in Betrieb bis 21.30 Uhr, ohne das jemand auf dem Sportplatz war. Mir ist bekannt, dass die Gemeinde die Betriebskosten bezahlt. So werden unsere Steuergelder verbrannt.

Im Anhang finden Sie aktuelle Fotos vom Zustand des Walls, der angepflanzten Bäume, eine Aufnahme vom Betrieb der Flutlichtanlage zu Ostern sowie einen früheren  Zeitungsartikel im Amtsblatt über die geplante Aufforstung auf dem Sportplatz Ahrensfelde. Nicht nur wir persönlich auch die Anwohner des Goetheparks wünschen sich eine Verbesserung ihrer Wohnsituation. Bitte helfen Sie uns unsere Lebensqualität zu verbessern.

Mit freundlichen Grüßen
Fam. Becker

Um es ein wenig zu verdeutlichen. Am 07. Februar 2019 hatte die Ministerin Britta Ernst einen Förderscheck  zum Ausbau des "Sportplatzes der Zukunft" in Höhe von 485.000 Euro übergeben. Für die Gesamtkosten von 1,26 Millionen Euro zahlten die Einwohner der Gemeinde 760.000 Euro !!!!!!!! und der Verein mit seinen Sponsoren brachte gerade einmal 17.000 Euro auf. 

Anwohner des Sportplatzes hatten sich mit einem Brief an Bildungsministerin Ernst gewandt und auf die zunehmenden Lärmemissionen hingewiesen. Durch den Bau des zweiten Kunstrasenplatzes und die geplante tägliche Ausdehnung des Spiel- und Trainingsbetriebes bis 22 Uhr verschärfe sich die Situation weiter, hieß es. Die vorgesehene geringe Erhöhung des bestehenden Schutzwalls sowie die Anpflanzung von Gehölzen würden bei Weitem nicht zur Lärmminderung beitragen. „Für den Schutz der Zauneidechsen werden Mittel bereitgestellt, für die Anwohner aber kein Cent“, so die Anwohner in dem Schreiben. 

Ministerin Ernst wurde gebeten, sich bei der Übergabe des Fördermittelbescheides für einen wirksamen Lärmschutz für die Bewohner des Goethewohnparks einzusetzen. Das versprach die Ministerin und nicht nur sie, sondern auch der Vorsitzende des Vereins, Herr Lachmann und Bürgermeister Gehrke sicherte zu, das alles dazu getan werde. Ist es wohl nicht, wie der Brief der Familie Becker beweist. Während im Lindenberger Ring ein  7-Meter-Wall gerade gut genug war, durften im Goetheviertel an den Sportplätzen von Grün-Weiß ein bis zwei Meter Wall genügen, die natürlich keinen Schallschutz bieten, aber den Anschein erwecken. Ja, Fußball ist eben für unsere Gemeindevertreter, von denen natürlich niemand hier in der Lärmzone lebt, wie Schach eine stille Sportart ohne Fans. Ach, was für eine sogenannte Sorge um die Einwohner!

Ich selbst habe x-mal nicht nur das Ordnungsamt auf die Lärmbelästigung durch nicht gestattete Beschallung und die feuchtfröhlichen Feiern im Casino oft bis in den frühen Morgen aufmerksam gemacht. Die Reaktion war schlicht vereinsfreundlich. Wenn am Wochenende weit, weit nach Mitternacht die Polizei wegen Ruhestörung benachrichtigt wurde, war von den Ordnungshütern die für die Gemeinde peinliche Antwort: "Da finden unsere Funkwagen schon ganz automatisch ohne uns hin." Auch auf die unsinnige Beleuchtung der Spielfelder ohne Training, habe ich Bürgermeister Gehrke aufmerksam gemacht, denn schließlich zahlen wir Bürger die Betriebskosten. Aber für den Verein, oder besser seine verantwortlichen Funktionäre, zählen weder Lärmschutzgesetze noch das nachbarschaftliche Verhältnis zu den Anwohnern, die, wie im Brief steht, ja den Verein großzügig unterstützen. Ich bin gespannt, ob nun etwas geschieht? Allein, mir fehlt der Glaube. Ich bleibe dran, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.

Fotos: Autor, Fr. Becker, MOZ Sergej Scheibe

Nachtrag: Ja, die Reaktion von Grün-Weiß ist, wie nicht anders zu erwarten, mit doppelt so lauer Beschallung vom 1. Mai an fortgesetzt worden. Ihnen kann eben niemand. Ach was es doch für kranke Hirne es mitunter gibt. Sport ist eben nicht in jedem Falle gesund.

 P.S. Die Feier zum 80. Jahrestag Deutschlands vom Faschismus durch Soldaten der Roten Armee der UdSSR findet, wer es noch nicht weiß, am 8. Mai um 10 Uhr am Ehrenmahl der Gefallenen Rotarmisten in der Lindenberger Straße nahe Bahnübertragung statt.



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